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Der Sturm aus dem Nichts

Der Sturm aus dem Nichts

Titel: Der Sturm aus dem Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James G. Ballard
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hinüber, als die Wachen eben mit dem Lift nach unten gefahren waren. Er nahm an, daß die Kisten kostbare Möbel und Porzellan enthielten, doch er fand nirgends eine Aufschrift die Bestimmungsort und Eigentümer angab. Als er einen Deckel hob, sah er, daß dieser innen in schwarzer Farbe die Aufschrift trug: Atemgerät, Hardoon-Turm .
    Die meisten der übrigen Kisten waren versiegelt und trugen Aufschriften wie: Oxyazetylen-Zylinder , Grabgerät , Leuchtkugeln und Grubenholz . Eine weitere unverschlossene Kiste war mit Drillichanzüge, Hardoon-Turm beschriftet und enthielt sauber verpackt eine Anzahl der schwarzen Uniformen, die er an Marshalls Leuten gesehen hatte. Maitland dachte nach. Hardoon-Turm. Er sagte den Namen vor sich hin und versuchte, ihn einzuordnen. Dann fiel ihm ein alter Zeitungsartikel über einen exzentrischen Multimillionär ein, der an großen Baufirmen beteiligt war und auf seinem Grundstück in der Nähe von London während des kalten Krieges eine ganze unterirdische Bunkerstadt erbaut hatte.
    »Okay, Doktor.«
    Er fuhr herum und sah den Wachmann mit dem harten Gesicht, der sich um seine Weiterbeförderung bemüht hatte, mit pendelnden Armen langsam auf sich zukommen. Ob er bewaffnet war, konnte Maitland nicht beurteilen, doch unter der Kampfjacke mochte er gut eine Waffe verborgen haben.
    Maitland klopfte an eine Kiste mit Minenwerfern. »Hab mir das mal eben angesehen. Atemgerät, hm? Ziemlich ungewöhnliche Ausführung von Atemgerät.«
    Die Wache runzelte die Stirn. »Das sind sehr nützliche Dinger, Doktor. Äußerst vielseitig. Los, gehen wir.« Als Maitland quer durch den Keller zurückging, folgte ihm der Wachmann dicht auf den Fersen.
    »Was hat Marshall vor?« fragte Maitland freundlich. »Will er einen Krieg anfangen?«
    Der Mann sah Maitland nachdenklich an. »Keine Ahnung, was wir anfangen. Aber machen Sie sich darüber keine Gedanken, Doktor.«
    Sie wickelten Musgrave in ein Polythenetuch und senkten ihn in den Turm des Bethlehem. Maitland kletterte hinterher, zwängte die Leiche unter den Splitterschutz und schnallte sie mit den Sitzgurten fest.
    Als er wieder hinausklettern wollte, mußte er feststellen, daß jemand auf der Luke saß und mit den Beinen das Plexiglasfenster verdunkelte. Ein paar Minuten später kam das Navy-Fahrzeug und setzte rückwärts die Rampe herunter. Er spürte, wie der Bethlehem angekoppelt wurde, und dann, daß sie hinauf auf die Straße fuhren.
    Unheimliche Böen rissen an dem Wagen und packten ihn von der Seite. Maitland griff nach dem Splitterschutz, konnte aber nicht verhindern, daß er hin- und hergeschleudert wurde.
    Ringsum in den Straßen hörte er Mauerbrocken fallen.

4
     
     
    Dreimal wurde der Wagen auf dem Rückweg zum Green Park Depot von der Straße gedrückt. Gewaltige Seitenböen ließen ihn hinter dem Centurion wie ein Pendel hin- und herschwingen und trieben ihn immer wieder quer über den Gehsteig, wo er jedesmal umzukippen drohte.
    Die Straßen lagen voller Steinbrocken und Trümmer.
    Im Green Park Depot, das die Vereinte Rettungsorganisation beherbergte, fuhren sie in einen langen Tunnel aus Zementsäcken hinein, der zu einem Transportdepot führte. Hier wurde eben etwa ein Dutzend Fahrzeuge – Centurions, Bethlehems und zwei riesige M-5 Titans – entladen und aufgetankt. Drei davon trugen das Emblem der Navy, der Maitland zugeteilt war, aber die Männer waren alle in die gleichen graubraunen Uniformen gekleidet. Sie machten einen erschöpften, niedergeschlagenen Eindruck. Als Maitland aus dem Bethlehem herauskletterte, blieb er an den Wagen gelehnt stehen und versuchte, die Taubheit an Körper und Geist abzuschütteln, die von den Anstrengungen des Tages zurückgeblieben war.
    Er riß sich zusammen und ging zur Offiziersunterkunft hinüber, wo er mit einem Marinechirurgen namens Avery ein winziges Zimmer teilte. Die Marine hatte vor kurzem eine Operationseinheit zusammengestellt. Mit Andrew Symingtons Hilfe war Maitland ohne weitere Formalitäten aufgenommen worden. Eine Woche lang war er bei den Symingtons geblieben und hatte darauf gewartet, daß sich der Wind legte, dann war er froh gewesen, als ihm Gelegenheit zu aktiver Mitarbeit geboten wurde.
     
    Maitland schloß die Tür und setzte sich müde auf den Bettrand. Avery, der mit offenem Windanzug lang ausgestreckt auf dem Bett lag, begrüßte er nur mit einem Brummen.
    »Hallo, Donald. Wie sieht's draußen aus?«
    Maitland zuckte die Achseln. »Leichter Ostwind.« Er nahm

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