Der Sturm aus dem Nichts
Böen voller beißendem Staub, der von dem zerstörten Hotel herübergetrieben wurde. Marshall zögerte, dann stemmte er sich hinauf bis Kopf und Oberkörper draußen waren.
Sofort packte ihn der Wind und kippte seinen Oberkörper über die Turmkante nach unten. Sekundenlang hing er da, von der Gewalt des Windes an den Stahl gepreßt, dann arbeitete er sich weiter hinaus und fiel endlich auf das Pflaster, vom Wind an die Unterseite des Chassis geschleudert. Der Wind fuhr unter seinen Mantel, schlitzte diesen den Rücken entlang auf und riß Marshall die beiden Teile von den Armen. Er sah sie davonfliegen. Dann zog er sich Hand über Hand an den unten am Chassis befestigten Haken zum Festmachen der Tarnnetze nach vorne.
Ein unaufhörlicher Steinregen prasselte auf ihn herunter und schlug ihm rote Striemen an Händen und Hals. Die großen Häuser gegenüber dem Hotel hielten den Wind ein wenig ab und schließlich erreichte er den vorderen Teil des Bethlehem. Zwischen Rad und Haube geklemmt, reckte er sich keuchend, so weit es ging, um an den Betonbrocken heranzukommen. Mit aller Kraft stemmte er sich gegen das ungeheure Gewicht.
Es war hoffnungslos. Sekundenlang wurde ihm schwarz vor Augen, dann sackte er über dem Reifen zusammen. In diesem Augenblick kamen zwei Centurions herüber, die Stahlklappen herausgestellt. Sie bogen um den Wagen herum, schoben die Klappen ineinander und schützten so Marshall vor dem Sturm. Ein dritter Traktor, ein gepanzerter Bulldozer, fuhr rückwärts an den Bethlehem heran, schwenkte seine Schaufel über die Kabine und senkte sie auf die Kühlerhaube. Geschickt fuhr er wieder an, die Schaufel zog den Betonbrocken herunter, dann fuhr er wieder weiter.
Marshall versuchte, auf die Kühlerhaube hinaufzuklettern, doch seine Muskeln versagten. Aus den Centurions sprangen zwei Männer in Vinyl-Uniformen. Einer lief zum Wagen, öffnete die Fahrerluke und ließ sich hinab. Der andere nahm Marshall beim Arm und half ihm auf den Turm und in die Kabine.
Während Marshall schlapp am Funkgerät lehnte, tasteten ihn die geschickten Hände des Mannes ab und wuschen die Abschürfungen in seinem Gesicht mit einem antiseptischen Schwamm aus, den er aus seiner Erste-Hilfe-Tasche zog. Schließlich legte er Marshalls geschwollene Hände auf seine Knie und wandte sich an Deborah, die neben Marshall kniete und versuchte, mit dem Taschentuch dessen Gesicht zu säubern.
»Keine Angst, er ist heil.« Er wies auf das Funkgerät. »Geben Sie mir Kanal vier, ja? Wir werden Sie abschleppen.«
Während Deborah an dem Gerät herumdrehte, blickte er auf Marshall hinunter, der mühsam nach Atem rang.
Deborah fand den Kanal und reichte das Mikrophon herüber.
»Hier Maitland. Marshall ist in Ordnung. Ich fahre mit ihm zurück. Wie geht's dem Fahrer? Tut mir leid ... Kriegen Sie ihn 'raus? Na schön, dann machen Sie zu, und wir schneiden ihn später 'raus.«
Maitland langte hinauf und machte die Luke dicht. Dann setzte er sich mit dem Rücken gegen den Splitterschutz und nahm Helm und Brille ab. Marshall beugte sich müde vor, die Ellbogen auf den Knien, und tastete die geschwollenen Venen seines Gesichtes ab.
»Windverletzungen«, erklärte Maitland. »Winzige Blutergüsse. Haben Sie sicher auch an Brust und Rücken. In ein paar Tagen sind die wieder in Ordnung.«
Er lächelte, als Deborah sich neben Marshall hockte, ihm den Arm um die Schultern legte und ihm das Haar zurückstrich.
Nach einer halben Stunde erreichten sie, geschleppt von einem der Centurions, Marshalls Haus in Park Lane. Hohe Stahltore öffneten sich auf einen kleinen, überdachten Hof, wo zwei von Marshalls Wachen den Tank abkoppelten und den Bethlehem über eine lange Rampe in den Keller rollten. Maitland half Marshall aus dem Turm. Der große Mann erholte sich allmählich. Langsam hinkte er über den Betonboden, eine Hand auf Deborahs Arm.
Als sie auf den Lift warteten, wandet er sich an Maitland und lächelte ihm unbeholfen zu.
»Danke, Doktor. Das war dumm von mir, aber der arme Teufel lag da ein paar Fuß von mir entfernt im Sterben, und ich konnte nichts tun, um ihm zu helfen.«
Eine der Wachen öffnete die Türen. Sie traten ein und ließen sich vom Lift zu Marshalls Wohnung im ersten Stock hinauftragen. Alle Fenster waren vermauert. Von der Straße her wirkte Marshalls Haus imitiert georgianisch, schlanke Stürze über hohen, schmalen Fenstern, doch die Fassade verbarg einen festen Stahlbau, der dem Sturmwind mit Leichtigkeit
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