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Der Sturm aus dem Nichts

Der Sturm aus dem Nichts

Titel: Der Sturm aus dem Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James G. Ballard
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Decke herunterkam. Hier saß der Rest des Personals, Andrew Symington, ein Korporal und eine Stenotypistin, im Dämmerlicht des Bunkers, umgeben von Fernschreibern Funkgeräten und Fernsehmonitoren. Überall lagen zerknitterte Meldungen und Memoranden herum, auf einem Koffer standen ungewaschene Teetassen. Zigarettenasche bedeckte die Schreibtische.
    Durch das Rattern der Fernschreiber und das gedämpfte Sprechen am Funkgerät hörte er den Wind durch den Ventilationsschacht pfeifen, der, sechzig Fuß lang, bis zur Mall hinaufreichte. Es war kaum noch ein Mensch da. Früh am Morgen war das letzte Personal des Kriegsministeriums und der OZ in ihren Centurions nach den Kommandostationen an der Peripherie aufgebrochen. Eine halbe Stunde später war der Admiralitätsbogen eingestürzt und hatte den Teil des Gebäudes der während der letzten drei Wochen die Büros der OZ beherbergt hatte, mitgerissen. Nachrichtendienst war jetzt zu einem Luxus geworden, auf den man wohl bald verzichten mußte.
    Der Wind hatte eine Stärke von zweihundertfünfzig Stundenmeilen erreicht, und das, was es noch an organisiertem Widerstand gab, war mehr daran interessiert, die Versorgung mit Lebensmitteln, Heizung und Schutz zu sichern, als zu erfahren, wie es in der übrigen Welt aussah. Es war sowieso überall dasselbe: Die Menschheit verkroch sich. Die Erde wurde leergefegt; sechs Fuß Mutterboden flogen über sie dahin.
    Marshall setzte sich an den Schreibtisch hinter Symington und klopfte dem Kahlköpfigen auf die Schulter. Den anderen winkte er zu. Das Mädchen hatte Kopfhörer über ihr wirres Haar geschoben, anscheinend zu beschäftigt, die pausenlos einlaufenden Gespräche von Fahrzeugen und Einheiten in Kellern und tiefen Unterstanden entgegenzunehmen, um auf ihr Aussehen zu achten, so attraktiv es auch sonst gewesen sein mochte. Doch als sie ihn jetzt sah, strich sie sich das Haar glatt und lächelte ihm tapfer zu.
    »Na, wie sieht's aus, Andrew?«
    Symington lehnte sich zurück und rieb sich müde die Augen. Er sah erschöpft und blaß aus, doch er zwang sich zu einem dünnen Lächeln.
    »Nun ja, Chef, von mir aus können wir die weiße Flagge hissen. Mir scheint, der Krieg ist aus.«
    Marshall lachte. »Was machen die Parlamentsmitglieder und der Stabschef?«
    »Haben vor zwei Stunden Leytonheath erreicht. Das Bergwerk in Sutton Coldfield ist abgesoffen – anscheinend hat die Nordsee Wasser 'reingedrückt –, da haben sie sich in die Unterstände des Flugplatzes eingegraben, wo sie vermutlich auf drei Wochen hinaus sicher sitzen.«
    Marshall sah Symington nachdenklich an. Dann sagte er: »Und was hört man von den Wetterfröschen? Irgendwelche Hoffnung auf Besserung?«
    Symington zuckte die Achseln. »Die senden schon seit einer Stunde nicht mehr. Sind fort nach Dulwich. Mehr als den Finger naß machen und ihn in die Luft halten, können die auch nicht mehr. Die Windstärke ist jetzt auf zweihundertfünfundfünfzig, das bedeutet eine Zunahme von vier Komma sieben im Vergleich zu gestern.«
    »Also längst nicht so viel wie sollst«, sagte Marshall hoffnungsvoll.
    »Ja, aber das ist bedingt durch die Unmenge von Erdpartikelchen, die mitgetragen werden. Der Himmel ist ja völlig schwarz jetzt.«
    »Wie sieht's in Übersee aus?«
    »Wir haben eine Meldung vom Militärflughafen in New Jersey. Danach ist New York völlig zerstört. Manhattan ist überflutet, fast alle Wolkenkratzer sind eingestürzt. Und auch sonst das gleiche Bild. Die Zahl der Toten und Verletzten geht in die Millionen. Paris, Berlin, Rom – alles in Trümmern. Und die Menschen hocken in den Kellern.«
    Der Bunker schwankte unter der Erschütterung, die ein einstürzendes Gebäude verursachte. Die Glühbirnen tanzten an den Drähten. Staub fiel von der Decke. Unwillkürlich streifte Marshalls Blick den Ventilationsschacht. Seine Gedanken gingen hinauf zur Kellergarage, wo der riesige Supertraktor wartete, der ihn in Sicherheit bringen sollte.
    Der Korporal vor den Monitoren wandte sich zu ihm um. »Wann packen wir denn hier zusammen, Sir?« fragte er besorgt.
    »Keine Angst«, erwiderte Marshall. »Wir kommen schon noch heraus. Wir wollen versuchen, so lange wie möglich hier auszuhalten. Ihr drei seid so ungefähr die einzige Nachrichteneinheit in ganz Europa, die noch arbeitet.« Marshalls Stimme verriet einen Anflug von Stolz. Er schenkte allen ein breites, zuversichtliches Lächeln. »Man kann nie wissen, Crighton, Sie könnten der erste sein, der bemerkt,

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