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Der Sturm aus dem Nichts

Der Sturm aus dem Nichts

Titel: Der Sturm aus dem Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James G. Ballard
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so schnell wie möglich hier weg.«
    Marshall drückte sie fest an sich und lächelte. Sein Mund berührte leicht ihre Lippen. »Keine Angst, Liebes. Alles ist bereit.«
    Der enge Raum war vollgestopft mit Ausrüstungsgegenständen. Auf dem Schreibtisch standen ein Karton mit Gasmasken und ein Funkgerät; den Fußboden bedeckten Kisten und Koffer. Marshall prüfte zunächst, ob die Tür verschlossen war, dann setzte er sich an den Schreibtisch und rief die Garage an.
    »Kroll?« fragte er leise. »Hier Marshall. Machen Sie alles fertig, in zehn Minuten fahren wir.« Er machte eine Pause und fuhr dann noch leiser fort: »Können Sie inzwischen in mein Büro kommen? Über die Nottreppe, neben dem Lift. Ich brauche Ihre Hilfe.«
    Er legte den Hörer auf die Gabel zurück und sah zu Deborah auf, die ihn mißtrauisch musterte.
    »Simon, was soll denn Kroll hier unten?«
    Marshall zuckte die Achseln, doch Deborah fragte weiter:
    »Symington und die beiden anderen kommen doch mit, nicht wahr? Du läßt sie doch nicht hier, oder?«
    »Symington? Natürlich nicht, Liebes. Er ist unersetzlich für uns. Aber ich brauche Kroll, um ihn zum Mitkommen zu überreden.«
    Er stand auf und ging auf die Koffer zu, doch Deborah hielt ihn zurück.
    »Und Crighton? Und das Mädchen? Die nimmst du doch auch mit, oder willst du etwa versuchen ...«
    Marshall zögerte. Er sah Deborah starr an.
    »Simon!« Sie packte ihn am Arm. »Sie haben seit Monaten für uns gearbeitet! Sie vertrauen uns. Du kannst sie nicht im Stich lassen. Hardoon wird sie schon irgendwie gebrauchen können.«
    Marshall biß die Zähne zusammen und schob Deborah zur Seite. »Mein Gott, Deborah, sei nicht sentimental. Ich tu's ja nicht gerne, aber es sind harte Zeiten. Da draußen sterben die Menschen zu Millionen. Möchtest du mit denen tauschen?«
    »Nein«, sagte Deborah fest. »Aber das steht doch nicht zur Debatte, wie? Du hast doch Platz genug für sie.«
    »Im Titan, ja. Aber im Turm? Ich weiß nicht. Hardoon ist unberechenbar, und auf mich hört er nicht. Ich würde sie ja hierlassen, aber dann schlügen sie Alarm, und man würde uns anhalten, noch ehe wir zehn Meilen weit gekommen sind.« Er sah auf Deborah hinunter, die den Mund fest zusammenpreßte, und rief wütend:
    »Na schön, ich will's versuchen. Aber es ist ein verdammtes Risiko.«
    Er nahm den Koffer und legte ihn aufs Sofa.
    Marshall zog ein Schlüsselbund heraus, öffnete die beiden Schlösser und hob vorsichtig den Deckel. Der Koffer enthielt ein kleines Funkgerät, ausgerüstet mit einem starken Verzerrer.
    Marshall schaltete den Verzerrer ein, griff hinter das Sofa und holte einen langen Draht hervor, an dessen Ende ein Stecker befestigt war. Diesen steckte er in die Antennenbuchse des Apparates. Das andere Ende lief an der Fußleiste entlang zum Notausgang und verschwand in einem kleinen Loch.
    Befriedigt entrollte er ein Stromkabel und stöpselte es in seine Schreibtischlampe. Als er einschaltete, begann der Apparat zu summen. Marshall drehte am Abstimmungsknopf, bis ein rotes Lämpchen aufleuchtete, dann setzte er den Kopfhörer auf und nahm das Miniaturmikrophon zur Hand.
    »Hardoon-Turm, hier Black Admiral. Black Admiral ruft Hardoon-Turm«, wiederholte er mehrmals hintereinander. Deborah trat zu ihm, und er legte den freien Arm um sie.
    Eben als er Antwort bekam, öffnete sich ganz langsam die schmale Tür hinter dem Schreibtisch. Ein großer, schwerer Mann in schwarzer Plastikuniform und Plexiglashelm trat unhörbar in den Raum. Sein Gesicht verschwand fast unter dem tiefgezogenen Helmrand und dem breiten Kinnstreifen aus Metall, doch dazwischen erkannte man einen schmalen, verkniffenen Mund, eine scharfe Nase, kantige Backenknochen und harte Augen. Der Mann trug keine Handschuhe; die Gummikanten der Ärmel umschlossen fest seine groben Handgelenke. Am Helm trug er ein großes, weißes Dreieck; wie eine Pyramide sah es aus.
    Marshall winkte ihn herein, bedeutete ihm, die Tür zu verschließen, und beugte sich wieder über den Apparat.
    »... sagen Sie R. H., wir fahren in etwa fünf Minuten ab und werden voraussichtlich um ...« er sah auf die Uhr, »... um vier Uhr im Turm sein. Hier macht alles dicht. Gestern sind die Ministerien ausgezogen. Der Titan trägt US-Navy-Emblem – alles andere wäre zu gefährlich, da nur die Amerikaner so schwere Fahrzeuge haben. Was ist das?«
    Marshall lauschte und betrachtete Krolls riesige Gestalt, während die Frage wiederholt wurde. »Die bringe ich

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