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Der Sturz aus dem Fenster

Der Sturz aus dem Fenster

Titel: Der Sturz aus dem Fenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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weiterbrachten. Darüber nachzudenken, konnte jedoch kein Fehler sein.
    »Ich kann mir nicht vorstellen, daß meine Mitteilungen Ihnen viel nützen«, sagte Mr. Witherspoon, als hätte er ihre Gedanken gelesen, »aber ich nehme an, Detektivarbeit besteht zum größten Teil darin, möglichst viele Fakten und Informationssplitter zusammenzu-setzen. Die meisten mögen nicht zusammenpassen, aber jeder ein-zelne ist vielleicht doch von Wert.«
    »Genau so ist es«, sagte Kate und beschloß, doch noch ein Stück Gebäck zu nehmen. »Man weiß nie, welche Teilchen am Ende zusammenpassen, und kann auch nie sicher sein, ob man wirklich so viele Stücke wie möglich gesammelt hat. Ich wünschte nur, alle Informationen könnten in so erfreulicher Umgebung wie hier zu-sammengetragen werden. Ich kann mir vorstellen«, fuhr sie mit der Absicht fort, das Gespräch auf andere Dinge zu lenken, »daß sich das Bankwesen, wie alles andere auch, in den letzten Jahren enorm verändert hat. Glauben Sie, es hat sich zum Besseren gewandelt?«
    Mr. Witherspoon war unzweifelhaft froh, seine Meinung zu diesem Thema erläutern zu können: Die Banken seien viel zu lange in ihren Aktivitäten beschnitten worden, es sei an der Zeit, daß man 133

    ihnen endlich erlaube, Regierung und Industrie bei Investitionen zu beraten und auch bei anderen Aspekten der Finanzwelt aktiv ein-zugreifen. Vom Bankwesen kamen sie auf den Aktienmarkt und von dort zu Egoismus und Karrieredenken der jüngeren Generation. Zum Schluß hatten beide das Gefühl, ihr Leben sei, im ganzen gesehen, erfüllter gewesen als das der heutigen jungen Leute, die mit dreißig zweihunderttausend im Jahr verdienen wollten und sich ansonsten um nicht viel scherten. Dieses Gefühl begleitete sie angenehm bis zur dritten Tasse Tee und schließlich zum Ende dieses erfreulichen Nachmittagsgeplauders.
    Wieder ging Kate durch den Park nach Hause, diesmal an einer fußballspielenden Schulklasse vorbei, und sie mußte daran denken, wie sie in ihrer Jugend im Central Park Hockey gespielt hatten, über die Wiesen gehetzt waren und auf einen Ball einschlugen. Wie viele Schläge hatten in der Erinnerung ihr Ziel verfehlt und statt dessen die Fußgelenke der anderen getroffen! Warum hatten sie keinen Gelenkschutz getragen? Kate konnte es sich nicht erklären. Nur das Mädchen im Tor hatte Beinschützer umgeschnallt. Wir waren eben aus härterem Holz, murmelte sie vor sich hin, mußte über sich selbst lächeln und verließ den Park. Seit sie in Adams’ Sessel eingeschlafen war, ging es ihr viel besser, ganz so, als hätte sie die letzte Hürde überwunden und sei nun kurz vor dem Ziel. »Wieder heim ist der Jäger, heim vom Gebirg, und der Fischer heim von der See«, summte sie leise, während sie die Wohnungstür aufschloß. Butler hat mich wirklich verdorben mit seiner Vorliebe für zweitklassige viktoriani-sche Poesie, dachte Kate.
    Sie ging zum Telefon und rief die Kommissare an, die im Fall Arabella ermittelten. Zu ihrer Verblüffung waren die beiden höchst entgegenkommend; sie hätten noch eine ganze Weile Dienst und würden sich freuen, wenn Kate zu ihnen aufs Revier käme. Wieder hinauf ins Gebirg, wieder hinaus auf die See, murmelte sie und schloß die Wohnungstür hinter sich ab.
    Mr. Witherspoons Enthüllungen waren nicht ganz so überra-schend gekommen, wie Kate ihn oder sich selbst hatte glauben machen wollen. Gewiß, sie wußte noch nicht recht, was sie mit ihnen anfangen sollte und ob sie überhaupt zu der Theorie paßten, die allmählich in ihrem Kopf Gestalt annahm. Aber wie der Housman-Vers, den sie Butler zitiert hatte, bewies (auch wenn Housman nicht vom Mittleren Osten sprach, sondern von Wales), war ihr inzwischen klar geworden, daß die arabisch-israelische Situation und 134

    deren mögliche Auswirkungen auf die Universität eine entscheidende Rolle spielten. Mr. Witherspoon hatte sie bestärkt, in dieser Richtung weiterzuforschen. Kate schob diese Frage aber erst einmal bei-seite und konzentrierte sich auf die Fragen, die sie den Kommissaren stellen wollte.
    Kate war noch nie in Gracie Mansion gewesen, wo der Bürgermeister residierte, aber die Unterbringung aller städtischen Ämter, mit denen sie je in Berührung gekommen war, rangierte von Tristes-se bis hin zu beginnender Verwahrlosung, wobei letztere die Über-hand hatte. Die Gerichtssäle waren eine Schande, die Räume für die Geschworenen und für Anhörungen glichen Zellen in einem herun-tergekommenen Gefängnis.

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