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Der Sturz aus dem Fenster

Der Sturz aus dem Fenster

Titel: Der Sturz aus dem Fenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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wissen sollten. Einen Teil seines Lebens, der in gewisser Weise mit mir zu tun hat. Hätten Sie nicht Lust, noch einmal zum Tee zu kommen? Sagen wir Freitag?«
    Kate war einverstanden. Sie fragte sich, ob Mr. Witherspoon vielleicht noch einsamer war, als sie angenommen hatte. Mit ihrer Vermutung, daß sie wahrscheinlich der einzige Mensch in seinem 128

    Umkreis war, der sich nicht für sein Geld interessierte, war sie der Wahrheit offenbar schrecklich nahe gekommen.
    Armer, reicher Mr. Witherspoon.
    129

Elf
    Wenn du mit Menschenmengen reden kannst,
    ohne die Tugend zu verlieren,
    oder neben Königen gehen kannst –
    doch den common touch nicht verlierst, wenn dich weder Feinde
    noch liebevolle Freunde verletzen können, wenn alle auf dich zählen, aber keiner zu sehr Als Kate kam, hatte Mr. Witherspoon in der Küche des Hauses schon den Tee bestellt. Kate freute sich, den alten Herrn wiederzusehen, und war gerührt, daß er so offenkundig glücklich über ihren Besuch war. Diesmal fragte sie sich, mit wem er wohl dieses große Doppelapartment bewohne, wollte aber nicht fragen und bezweifelte, daß er es von sich aus erwähnen würde. Er hatte sie ja auch nicht nach ihren Lebensverhältnissen gefragt.
    »Als Sie mich beim letzten Mal nach Professor Adams fragten«, begann er, während sie auf den Tee warteten, »erzählte ich Ihnen all meine Erlebnisse mit ihm. Ich hatte das Gefühl, daß Sie vor allem wissen wollten, was für ein Mensch er war, und ich schilderte Ihnen meinen Eindruck. Aber inzwischen habe ich weiter über seinen Tod nachgedacht. Durch meine Tochter hörte ich von dem Mord an der jungen schwarzen Frau, der wahrscheinlich im Zusammenhang mit Adams’ Tod steht. Das veranlaßte mich, noch einmal genau nachzudenken. Vielleicht gibt es gar keine Verbindung zwischen den beiden Todesfällen. Trotzdem, es war der zweite Tod, der mich dazu brachte, noch einmal über Ihr Problem nachzugrübeln. Ah, da kommt unser Tee.«
    »Unser Tee« war so üppig wie beim letzten Mal – herrlich dünne Sandwiches, köstliches Gebäck und fein geschnittene Zitrone. Man hatte sich Mühe gegeben. Kate nahm ein Sandwich mit Brunnenkresse und lehnte sich genüßlich zurück. Mr. Witherspoon nahm – zu seiner eigenen Verblüffung – gleich zwei Stück Kuchen und aß sie geradezu mit Freude.
    »Der Tee war schon immer meine Lieblingsmahlzeit«, sagte er.
    »Ich mag Süßes. Sie wundern sich bestimmt, was um Himmelswillen ich Ihnen zu sagen habe.«
    »Ich nehme an, Sie haben eine Menge zu sagen«, antwortete Ka-te. »Aber gleich, was es ist, ich freue mich über meinen Besuch bei 130

    Ihnen.« In der Tat, Kate fühlte sich, als sei sie durch ein Zeitloch gefallen und befände sich in einer vergangenen Ära, in der sich die Leute weder gegenseitig aus dem Fenster warfen noch durch verirrte Kugeln irgendwelcher Drogenbanden ums Leben kamen und auch nicht von Terroristen in die Luft gejagt wurden. Sie hätte um keinen Preis in jene Ära zurückkehren wollen, aber hin und wieder wie Alice im Wunderland einen Fünfuhrtee, wie er sich gehörte, dagegen war nichts einzuwenden. Sie nahm sich noch zwei Sandwiches.
    »Wie Sie wissen, gehöre ich zum ›Freundeskreis‹ der Universität, wie wir Leute, die entsprechende Summen spenden, netterweise genannt werden. Das erzählte ich Ihnen bereits, und Sie wissen au-
    ßerdem, daß ich bei Professor Adams studiert habe. Aber eines vergaß ich zu erwähnen. Erst die Ereignisse im Mittleren Osten riefen es mir wieder ins Gedächtnis: Nachdem ich Adams kennengelernt hatte, verschaffte ich seinem Fachbereich eine größere Spende.«
    Kate sah Mr. Witherspoon gespannt und erwartungsvoll an.
    »Damals schien mir das eine exzellente Idee. Nachdem ich mein Interesse an den Kreuzzügen aufgegeben hatte, für die jede finanzielle Unterstützung ja ohnehin einige Jahrhunderte zu spät gekommen wäre, wandte ich mich dem Islam zu. Die Bank, für die ich bis zu meiner Pensionierung tätig war« – Kate fragte sich, ob alle hohen Bankmanager sich in der Retrospektive so bescheiden beschrieben –,
    »machte viele Geschäfte mit Arabern; und es schien mir nur natürlich, bei jenen Arabern Geld für einen Lehrstuhl für Islam-Forschung zu sammeln.«
    »Also für Adams’ Lehrstuhl?«
    »Genau. Adams war der erste, der ihn bekleidete, aber natürlich wird er einen Nachfolger haben. Das Berufungskomitee hat mich kürzlich über den neuen Kandidaten informiert – immerhin war man so höflich, wenn man

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