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Der Sucher (German Edition)

Der Sucher (German Edition)

Titel: Der Sucher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis
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konnten. Erst dort drüben endete der Einflussbereich der Felsenburg, näher konnten oder wollten sie sich nicht wagen. Sonst gerieten sie in den Sog der Quelle .
    Aber zuerst mussten wir den Pass überwinden! Wir kauerten uns hinter einen Felsblock und warteten auf irgendein Anzeichen, dass Merwyn dabei war, die Soldaten abzulenken, auf irgendein Signal. Schließlich hörten wir Flüche, das Kollern von Steinen. Na also, der Hinterhalt war geknackt!
    Doch die Ablenkung kam spät, vielleicht zu spät. Vom Pfad hinter uns hörten wir die schnellen Schritte von Dutzenden von Menschen, das Knarren von Leder und das Klappern von Ausrüstung.
    »O nein, da sind schon Cyprios Leute!«, flüsterte Ynea verzweifelt. Wir sprangen hinter dem Felsblock hervor und rannten los, über den Passweg, Richtung Sicherheit. Hundert Augenpaare beobachteten uns beunruhigt, kreischend und jaulend feuerten uns die Katzen- und Storchenmenschen an.
    Wenige Atemzüge später bog ein Dutzend Farak-Alit um die Biegung des Pfades. Tatsächlich – Spinnenfinger und sein Trupp hatten uns eingeholt!
    Joelle rannte ganz vorne. Ich sah nur, dass sie plötzlich auf dem ebenen Pfad stolperte und fiel. Als ich zu ihr rannte, um ihr zu helfen, passierte mir das Gleiche. Etwas riss mir die Beine weg, schnitt brennend in meine Haut. Ich stürzte, rollte mich instinktiv zusammen und warf mich weg vom Abgrund. Als ich mich aufraffte, sah ich ein Glitzern über dem Pfad – die Kerle hatten auf Knöchelhöhe einen Stolperdraht über den Weg gespannt!
    Der erste der Farak-Alit erreichte uns und warf sich auf mich. Ich riss mein Messer heraus. Nur ein paar Meter weiter stand Cyprio und beobachtete, flankiert von zwei Leibwächtern, wie ich und die beiden Mädchen uns gegen seine Elitekämpfer hielten. So, als wäre es nur eine Darbietung in einer Arena. Weitere Soldaten wollten eingreifen, doch Cyprio hob leicht die Hand. Nach den endlosen Stunden im Verhör wusste ich, warum – er wollte keine schnelle Verhaftung, sondern seinen Spaß.
    Der Farak-Alit und ich umkreisten uns in der geduckten Haltung von Messerkämpfern. Er schoss vor, doch ich konnte ausweichen. Mein Herz raste. All die zusätzlichen Lektionen, die Udiko mir nach der Blamage beim Herrn der Quallen verpasst hatte, erwachten in mir zum Leben, als hätten sie nur auf diesen einen Augenblick gewartet.
    Der Arm des Farak-Alit stieß vor, aber ich sah gerade noch rechtzeitig, dass es nur eine Finte war und er das Messer vorher geschickt in die andere Hand übernommen hatte. Gewandt wich ich seinem verdeckten zweiten Stoß aus und kam gerade noch einmal davon.
    Schnell wie eine Schlange griff der Soldat an und schaffte es, mir einen Schnitt am Arm zu verpassen. Ich tat so, als sei ich zu geschwächt, um ihm weiter Widerstand zu leisten. Siegesgewiss stürzte der Farak-Alit sich auf mich – und genauso schnell wich ich seinem Ansturm aus, erwischte ihn zwischen den Schnallen seines Lederpanzers und bohrte ihm das Messer tief in die Seite. Heißes Blut sprudelte heraus und durchtränkte die Vorderseite meiner Tunika. Es war totenstill auf dem Pfad.
    Ich hatte mit eigener Hand einen Menschen getötet. Nie hätte ich für möglich gehalten, dass ich so etwas tun würde, tun könnte. Und im entscheidenden Augenblick hatte ich keinen Moment gezögert. Doch das Entsetzen, das mich nun durchflutete, hatte einen anderen Grund. Das Blut hatte meine Tunika genau dort besudelt, wo in einer Innentasche Targons silberne Schale steckte. Sie durfte auf keinen Fall mit dem Zeug in Berührung kommen! Ich hatte sie zwar gut eingewickelt, aber das Blut konnte jeden Moment durchsickern. Hastig griff ich in die Tasche meiner Tunika, zog die Schale hervor, sprach eine Schutzformel.
    Doch es war schon zu spät.
    Ich spürte, wie sich das unheimliche Wesen in der Schale regte, erwachte. Wut, brennende Wut. Aber auch Triumph. Nun, da so viel Blut sein Gefängnis berührt hatte, bekam Targon seine alte Kraft zurück. Sich ihm entgegenzustellen, war etwa so aussichtsreich wie sich in die Bahn eines heranstürmenden Dhatlas zu werfen. Mit brutaler Gewalt drängte der siebte Gott der Tiefe durch meinen Geist hindurch nach außen, und diesmal hatte ich nicht die geringste Chance, ihn aufzuhalten.
    Ganz recht, Mensch! Diesmal wirst du büßen, und alle anderen mit dir! Meine Stunde ist gekommen.
    Und um mich herum all diese Menschen. Ich versuchte zu schreien, zu brüllen, aber was herauskam, war nur ein heiseres Krächzen.

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