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Der Sucher (German Edition)

Der Sucher (German Edition)

Titel: Der Sucher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis
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keuchen, und ich hielt mich nur noch durch pure Hartnäckigkeit auf den Beinen. Zu allem Überfluss verschlechterte sich das Wetter, hing eine dichte, dunkle Wolkendecke über dem Alestair-Gebirge. Es begann zu regnen, erst leicht, dann immer heftiger. In der Ferne grollte Donner.
    Mein Skagarok hatte sich in den Schutz einer Felsnische zurückziehen müssen, ich spürte in seinen Gedanken Missmut über seine nassen Federn und die Kälte. Ich selbst genoss das Wasser auf der Haut, aber die nassen Steine boten Füßen und Fingern keinen so guten Halt mehr, und wir kamen noch langsamer voran. Sonst riskierten wir, in den Abgrund zu stürzen – kaum eine halbe Menschenlänge rechts und links neben uns ging es steil nach unten.
    »Wetten, die haben Leute der Luft-Gilde dabei?«, brummte Merwyn. »Die wollen uns mithilfe des Wetters noch weiter bremsen, diese Baumratten ...«
    Wir kamen an eine Stelle, an der sich der Weg in drei verschiedene Pfade aufteilte. Da wir keine Ahnung hatten, welcher zum Haakon-Pass führte, nahmen wir auf gut Glück den rechten.
    »Was die Luft-Gilde kann, können wir schon lange – lasst uns eine Nebelwand machen, dann sehen die Soldaten nicht, wo wir langgegangen sind«, schlug Joelle vor, und wir nickten sofort. Zu dritt sprachen wir die alte Formel, die Nebel rief. Wasser war genug da, auch ohne den kleinen Bergbach, der neben dem Weg talwärts rann. Eine dichte weiße Wand zog zwischen uns und unseren Verfolgern auf, versperrte ihnen die Sicht. Hastig wanderten wir weiter, und Merwyn versuchte, so gut es in der Eile ging, unsere Spuren hinter uns zu verwischen.
    Das Gehen fiel mir wieder erstaunlich leicht, mein Körper fühlte sich nicht mehr so schwer und zerschunden an. Meine Haut prickelte, und Wellen eigenartiger Empfindungen durchliefen mich. Irgendetwas war mit mir los, und diesmal war es nicht die Quelle , die schuld war, obwohl es sich ein wenig so anfühlte. Konnte es am Wasser – meinem Element – liegen, das auf uns herabströmte? Doch dann fiel mein Blick zufällig auf das unscheinbare geflochtene Armband, das mir Udiko geschenkt hatte und das ich noch immer ums rechte Handgelenk trug. Ungläubig bemerkte ich, dass es sich verändert hatte, seine Farben wirkten wie aufgefrischt, und das komplizierte grün-gelb-blaue Muster trat viel deutlich hervor.
    Na, vielleicht hilft mir das alte Ding doch noch irgendwie, dachte ich und lauschte mit halbem Ohr auf den Donner, der beunruhigend näher kam. All meine Instinkte schrien mir zu, mich vor dem Gewitter in Sicherheit zu bringen, hier oben im Gebirge waren wir seiner Macht ebenso schutzlos ausgesetzt wie auf einem See. Aber es half nichts, wir mussten weiter.
    Als die Soldaten uns erreichten, stürmten sie mit der Gewalt einer Flutwelle auf uns zu. Grimmige schwarz-silberne Gestalten aus dem Nebel, die uns mit der Routine langer Übung einkreisten. Wir hatten kaum Zeit, unsere Waffen zu ziehen, und nur Mi‘raela schaffte es, mit einem kühnen Sprung zu fliehen. Verzweifelt versuchte ich, Joelle im Auge zu behalten, doch stattdessen sah ich zwischen den Soldaten Cyprio, in einen edlen regendichten Umhang gehüllt und mit einem triumphierenden wölfischen Grinsen auf den Lippen. Kein Zweifel, er persönlich war es, der das Unwetter gerufen hatte. »Da ist er!«, brüllte er seinen Leuten zu und deutete auf mich, dann auf Ynea. »Und die da auch!«
    Zwei gedrungene Soldaten packten mich an den Armen und zwangen mich, mein Messer fallen zu lassen, um mich fesseln zu können. Doch aus irgendeinem Grund war ihnen nicht ganz wohl dabei, und ich sah Besorgnis in ihren Augen. Und auch mir war seltsam zu Mute; mein Körper prickelte noch stärker als zuvor. Es fühlte sich an, wie im Mittelpunkt eines Kraftfelds zu stehen. Regen prasselte auf uns nieder, und der Donner krachte mittlerweile viel näher als zuvor. Ich legte den Kopf in den Nacken, blickte hoch zum wirbelnden Grau über uns ... und dann fuhr der Blitz nieder.
    Blendende Helligkeit, sofort danach das unglaublich laute Krachen des Donners. Verdutzt blickte ich mich um und bemerkte, dass die Farak-Alit, die mich vorhin gepackt hatten, auf dem Boden lagen und sich nicht mehr rührten; dass die anderen Soldaten sich zurückzogen, abergläubische Furcht in den Gesichtern. Cyprio schrie vor Wut, erteilte ihnen einen Befehl nach dem anderen, aber sie beachteten ihn nicht.
    Joelle stolperte auf mich zu, ihre Haare hingen ihr nass in die Stirn, und ihr Gesicht war leichenblass. Ich

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