Der Südstern oder Das Land der Diamanten
düstere Komödie, wenn man die wilden Sitten des Landes in Rechnung zog, doch nicht vielleicht ernster gemeint sei, als er anfänglich geglaubt hatte.
Der Mann, welcher ihn an der Schulter hielt, sollte ihm sehr bald die letzten Zweifel rauben.
»Stehen Sie sofort auf, drängte er ihn roh, wir haben keine Zeit zu verlieren.
– Das ist ein Mord!« erwiderte Cyprien, der aus dem Bette entschlossen auf die Füße sprang, um einige Kleider umzuwerfen.
Er war mehr empört als erregt und concentrirte alle Macht seines Denkvermögens über das, was ihm hier widerfuhr, mit derselben Kaltblütigkeit, die er etwa beim Studium eines mathematischen Problems angewandt hätte. Wer waren die Männer? Er vermochte das, selbst aus dem Tone ihrer Stimme, nicht zu errathen.
Jedenfalls bewahrten diejenigen von ihnen, die er persönlich kannte, kluger Weise Stillschweigen.
»Haben Sie unter den verschiedenen Todesarten Ihre Wahl getroffen?… nahm der maskirte Kerl das Wort.
– Ich habe keine solche Wahl zu treffen, sondern nur Widerspruch zu erheben gegen das schändliche Verbrechen, dessen Ihr Euch schuldig zu machen im Begriffe steht! antwortete Cyprien mit fester Stimme.
– Erheben Sie Widerspruch, aber gehenkt werden Sie deshalb doch! Haben Sie etwa noch eine letzte Willensäußerung niederzuschreiben?
– Keine, die ich meinen Mördern anvertrauen möchte.
– Vorwärts also!« befahl der Anführer.
Zwei Männer stellten sich zu den Seiten des jungen Ingenieurs und der kleine Zug schickte sich an, nach der Thüre zu gehen.
In diesem Augenblick ereignete sich aber ein ganz unerwarteter Zwischenfall. Mitten unter die Henker der Vandergaart-Kopje stürzte sich eben ein Mann herein.
Das war Matakit, der junge Kaffer, der in der Nacht zuweilen in der Umgebung des Lagers umherzuschweifen pflegte; er war den vermummten Männern aus Instinct nachgefolgt, als diese sich eben nach der Hütte des jungen Ingenieurs begaben, um deren Thür zu sprengen. Dort hatte er Alles belauscht, was gesprochen wurde, und auch begriffen, was seinem Herrn drohe. Ohne zu bedenken, welche Folgen für ihn selbst dieser Schritt haben könnte, hatte er die Gruppe der Männer getheilt und sich Cyprien zu Füßen geworfen.
»Väterchen, warum wollen diese Männer Dich tödten? rief er, die Kniee seines Herrn umklammernd, trotz der Anstrengung, welche die Anderen machten, ihn von jenem loszureißen.
– Weil ich einen künstlichen Diamanten hergestellt habe, antwortete Cyprien, welcher die Hand Matakits, der sich von ihm nicht trennen wollte, bewegt drückte.
– Ach, Väterchen, wie unglücklich und beschämt bin ich wegen dessen, was ich gethan habe, schluchzte der junge Kaffer weinend.
– Was soll das heißen? rief Cyprien
– Ach, ich will ja Alles gestehen, da man Dich zum Tode führen will! fuhr Matakit fort. Ja… ich verdiene es, getödtet zu werden, denn ich war’s, der den großen Diamanten in den Ofen gesteckt hatte.
– Werft diesen Schwätzer hinaus! rief der Anführer der Bande.
– Ich wiederhole, daß ich es war, der den Diamanten in den Apparat steckte! erklärte Matakit sich wehrend noch einmal. Ja, ja, ich habe das Väterchen getäuscht!… Ich wollte ihm glauben machen, daß sein Experiment geglückt sei!…«
Er geberdete sich bei dieser Erklärung so wild, daß er sich schließlich Gehör erzwang.
»Sprichst Du die Wahrheit? fragte Cyprien, gleichzeitig erstaunt und enttäuscht über das, was er eben hörte.
– Ja doch!… Hundertmal ja!… Ich rede die Wahrheit!«
Er kauerte jetzt auf der Erde und Alle hörten ihm zu, denn was er hier aussagte, gab der Sache ja eine ganz andere Wendung.
»Am Tage jenes großen Einsturzes, erklärte er, als ich unter dem Gebälk begraben lag, hatte ich jenen großen Diamanten gefunden! Ich hielt ihn noch in der Hand und dachte an Mittel und Wege, ihn zu verbergen, als die Erdwand neben mir einstürzte, um mich für mein verbrecherisches Vorhaben zu bestrafen…. Wieder zum Bewußtsein gekommen, fand ich den Stein in dem Bette, in welchem das Väterchen mich hatte schlafen lassen. Ich wollte ihm denselben ausliefern, schämte mich aber zu gestehen, daß ich ein Dieb sei, und beschloß eine günstige Gelegenheit dazu abzuwarten Nun wollte das Väterchen bald nachher versuchen, selbst einen Diamanten zu machen und hatte mich beauftragt, das Feuer zu unterhalten. Am zweiten Tage, als ich mich allein am Ofen befand, platzte der Apparat mit schrecklichem Krachen und es fehlte nicht
Weitere Kostenlose Bücher