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Der Südstern oder Das Land der Diamanten

Der Südstern oder Das Land der Diamanten

Titel: Der Südstern oder Das Land der Diamanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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sagte er zu Alice, ist ein geeignetes Lösungsmittel desselben, welches durch Verdunstung oder durch Abkühlung die Erzeugung des Diamanten gestatten könnte. Für das Aluminium hat man dieses Lösungsmittel im Schwefelkohlenstoff, oder auch für dem ähnliche Körper, wie das Boron und das Silber, zu entdecken vermocht.«
    Obwohl er indeß nicht im Besitz dieses Lösungsmittels war, betrieb Cyprien doch sein Werk mit allem Eifer. In Ermangelung Matakits, der sich aus Vorsicht im Lager noch nicht wieder sehen ließ, fiel es Bardik zu, das Feuer Tag und Nacht zu unterhalten. Dieses Auftrags entledigte derselbe sich übrigens mit gleichem Eifer wie sein Vorgänger.
    Inzwischen und in der Voraussicht, daß er nach der, für seinen Aufenthalt im Griqualand jetzt festgestellten Frist doch wohl nach Europa zurückreisen müsse, wollte Cyprien auch noch eine, in seinem Bericht schon erwähnte Arbeit vornehmen, die er noch nicht hatte beendigen können; er gedachte nämlich, die ganz genaue Lage einer Bodendepression im Nordosten der Ebene zu bestimmen, eine Depression, welche er für den Ausflußort der Gewässer ansah, von denen in weit entlegener Zeit die Diamantenbildungen des Districtes überhaupt ausgegangen sein mochten.
    Fünf oder sechs Tage nach seiner Heimkehr aus dem Transvaal beschäftigte er sich also mit dieser Bestimmung, der er, wie allen Arbeiten, die peinlichste Genauigkeit widmete. Schon seit einer Stunde hatte er mehrfach Stangen in die Erde gesteckt und trug die gefundenen Punkte in einen sehr speciellen Plan ein, den er sich in Kimberley verschafft hatte. Merkwürdiger Weise fand er aber bei allen Ziffern scheinbar starke Irrthümer und wenigstens keine Uebereinstimmung mit jenem Plane. Endlich konnte er sich der Einsicht nicht verschließen, daß der Plan falsch aufgenommen und Längen-und Breitengrade auf demselben nicht richtig eingetragen seien.
    Um die Länge des Ortes zu bestimmen, bediente sich Cyprien genau zu Mittag eines ganz vorzüglichen auf der Pariser Sternwarte regulirten Chronometers. Da er ferner von der Verläßlichkeit seines Compasses und seines Declinationsinstrumentes völlig überzeugt sein konnte, war es ihm leicht, bezüglich des Planes nachzuweisen, daß derselbe wirklich ziemlich grobe Orientirungsfehler zeigte, wenigstens so weit das seine eigenen Aufnahmen erkennen ließen.
    Der auf dieser Karte nach englischer Gewohnheit durch einen Pfeil mit verschobenem Kreuze bezeichnete Nordpunkt lag thatsächlich im Nordnordwest oder doch ziemlich so weit seitwärts. In Folge dessen litten natürlich alle darauf begründeten Angaben der Karte an entsprechender Ungenauigkeit.
    »Aha, ich sehe, wie das gekommen ist! rief plötzlich der junge Ingenieur. Die gesattelten Esel, welche einst dieses Meisterwerk schufen, haben ganz einfach die Abweichung der Magnetnadel außer Acht gelassen. Hier beträgt dieselbe aber nicht weniger als neunundzwanzig Grad nach Westen… Daraus ergiebt sich, daß alle ihre Längen-und Breitenangaben, um richtig zu sein, gleichsam um ein Bogenstück von neunundzwanzig Graden in der Richtung von West nach Ost um den Mittelpunkt der Karte gedreht werden müssen! Man muß wahrlich glauben, daß England, um diese Aufnahmen zu machen, nicht seine geschicktesten Geometer hierher gesandt habe!«
    Er lachte für sich über diesen Schnitzer.
    »Gut!
Errare humanum est!
Möge Der den ersten Stein auf diese wackeren Leute werfen, der sich nie in seinem Leben, und wär’s auch nur ein einziges Mal, geirrt hätte!«
    Cyprien hatte übrigens keine Ursache, die Richtigstellung, welche ihm bezüglich der Lage der Diamantengebiete gelungen war, zu verheimlichen. Als er an demselben Tage auf dem Wege nach der Farm Jacobus Vandergaart begegnete, machte er diesem also davon Mittheilung.
    »Es ist wirklich merkwürdig, fügte er hinzu, daß ein so starker geodätischer Fehler! 1 welcher natürlich alle Pläne des Districts beeinflußt, nicht früher schon bemerkt worden ist. Er erheischt doch eine sehr bedeutende Berichtigung auf allen Karten des Landes.«
    Der alte Steinschneider sah Cyprien mit eigenthümlichem Blicke an.
    »Sprechen Sie die Wahrheit? fragte er voll Interesse.
    – Gewiß!
    – Und Sie wären bereit, diese Thatsache auch vor den zuständigen Behörden zu vertreten?
    – Vor zehn Behörden, wenn es nöthig wäre!
    – Es wird auch nicht möglich sein, Ihre Aussage zu widerlegen?
    – Offenbar nicht, weil es schon hinreichen dürfte, auf die Ursache des Fehlers

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