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Der Südstern oder Das Land der Diamanten

Der Südstern oder Das Land der Diamanten

Titel: Der Südstern oder Das Land der Diamanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Gebet, so konnte er von Beiden nur ausweichende Antworten erlangen.

    »Ich weiß es nicht!… Ich bin es nicht gewesen!… Mich geht das nichts an!«
    Cyprien fand ja diese kleinen Ueberraschungen an sich recht angenehm, nur belästigte ihn der Gedanke, daß ihre Quelle doch nicht ganz rein sein mochte. Hatten diese Geschenke etwa nichts gekostet, als die Mühe, sie sich anzueignen? Immerhin bestätigte nichts diese Vermuthungen, und so peinliche Untersuchungen er deshalb auch vornahm, so lieferten diese doch hinsichtlich dieser Erwerbungen niemals ein greifbares Ergebniß.
    Hinter seinem Rücken wechselten dann Matakit und Lî wohl flüchtige Blicke, lächelten und gaben sich allerhand geheimnißvolle Zeichen, welche etwa sagen sollten:
    »Ach, das Väterchen… Er sieht immer nur Feuer und Flammen!«
    Uebrigens beschäftigten Cyprien gleichzeitig ganz andere und weit ernstere Sorgen. John Watkins schien entschlossen, Alice nun unter die Haube zu bringen, und in Folge dessen bildete sein Haus schon seit einiger Zeit ein wirkliches Museum von Brautwerbern.
    Nicht allein James Hilton verkehrte jetzt hier regelmäßig jeden Abend, sondern auch alle unverheirateten Steingräber, deren glückliche Erfolge in der Mine ihnen die, seitens des Farmers für einen Schwiegersohn unumgänglichen Eigenschaften verliehen hatten, wurden von ihm eingeladen, zu Tische behalten und schließlich seiner Tochter zur Auswahl vorgestellt.
    Der Deutsche Friedel und der Neapolitaner Pantalacci gehörten auch zu dieser gewählten Gesellschaft. Beide galten jetzt als die glücklichsten Steingräber auf dem Vandergaartselde. Das allgemeine Ansehen, welches überall den Erfolg begleitet, fehlte ihnen weder in der Kopje, noch in der Farm. Friedel war pedantischer und absprechender als je zuvor, seit sein Dogmatismus sich auf einige Tausend Pfund Sterling stützte. Annibal Pantalacci, der sich in letzter Zeit zum Colonial-Dandy umgewandelt hatte und im Glanze goldener Ketten und Ringe, wie in dem von Diamantennadeln einherging, trug jetzt eine Kleidung von weißer Leinwand, die seinen gelben, erdfarbenen Teint nur noch mehr hervortreten ließ.
    Freilich suchte der lächerliche Mensch mit seinen Scherzen, seinen italienischen Gassenhauern und seinen Bemühungen, den Geistreichen zu spielen, vergeblich einen Eindruck auf Alice zu machen Mindestens behandelte diese gerade ihn fast verächtlich und schien über das Motiv, welches ihn nach der Farm führte, keineswegs im Zweifel zu sein. Sie begnügte sich, niemals freiwillig auf seine Worte zu hören, und lachte nie, weder über seine Lazzi, noch über seine komisch sein sollenden Bewegungen. Nur zu unwissend bezüglich seiner moralischen Mängel, um ihn ganz zu durchschauen, sah sie in ihm nur einen gewöhnlichen Passanten, der nicht mehr und nicht weniger langweilig war, als die meisten Anderen. So erschien es wenigstens Cyprien, und er litt oft grausam davon, sie, die er so hochachtete und so innig verehrte, mit jenem verächtlichen Menschen in Unterhaltung zu sehen.
    Es schmerzte ihn um so mehr, als sein Stolz ihm verbot, etwas davon merken zu lassen, und er es unter seiner Würde fand, selbst einen so erbärmlichen Rivalen in den Augen der Miß Watkins noch weiter herabzusetzen. Welches Recht hatte er auch dazu?
    Worauf sollte er auch sein Urtheil gründen? Er wußte ja eigentlich nichts von Annibal Pantalacci und ließ sich bei seiner Geringschätzung des Mannes doch nur durch eine Art instinctiven Widerwillens leiten. Ihn in tragischem Lichte darzustellen, das hätte nur Gelächter hervorrufen können. Das sah Cyprien vollständig ein, und es hätte ihn gewiß zur Verzweiflung getrieben, wenn Alice einem solchen Manne irgendwie Aufmerksamkeit schenkte.
    Außerdem war er ja eifrig mit einer Arbeit beschäftigt, die ihn fast Tag und Nacht in Anspruch nahm. Es handelte sich nicht um ein einziges Verfahren, Diamanten herzustellen, sondern um zehn und zwanzig verschiedene Methoden, die er sich zurechtgelegt und welche er prüfen wollte, wenn der erste Versuch beendigt wäre. Er begnügte sich nicht mehr mit theoretischen Lehrsätzen und den Formeln, mit denen er während ganzer Stunden seine Notizhefte bedeckte. Jeden Augenblick eilte er nach der Kopje, holte von da neue Fels-und Erdproben und wiederholte seine Analyse hundertmal, aber mit so peinlicher Genauigkeit, daß jeder Fehler dabei ausgeschlossen schien. Je ärger die Gefahr, Miß Watkins sich entgehen zu lassen, ihn bedrohte, desto fester

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