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Der Südstern oder Das Land der Diamanten

Der Südstern oder Das Land der Diamanten

Titel: Der Südstern oder Das Land der Diamanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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vergeblicher Bemühungen sah er sich genöthigt, seine Angriffsbatterien zu verändern.
    »Batterien« ist wirklich das richtige Wort, denn wie sich aus dem Folgenden ergibt, sollte eine Kanone darin eine Rolle spielen.
    Verschiedene Analogien führten den jungen Ingenieur zu der Annahme, daß der Diamant sich in den Kopjen vielleicht auf ganz gleiche Weise bilden könne, wie der Schwefel in den Solfataren. Nun weiß man aber, daß der Schwefel hier durch eine halbe Oxydation des Schwefelwasserstoffes entsteht, aus dem sich, während ein Theil in Schwefelsäure übergeführt wird, ein anderer Theil in Form von Krystallen an den Wänden der Solfataren niederschlägt.
     

    Matakit übernahm es, das Feuer nicht wieder erlöschen zu lassen. (S. 91.)
     
    »Wer weiß, sagte sich Cyprien, ob die Diamantenfundstätten nicht wirkliche Carbonataren sind? Denn offenbar gelangt eine Mischung von Wasserstoff und Kohlenstoff nothwendig dahin mit dem Wasser und den alluvialen Ablagerungen, und zwar in Form von Sumpfgas. Warum könnte es nicht die Oxydation des Wasserstoffes in Verbindung mit der theilweisen Oxydation des Kohlenstoffes sein, welche die Auskrystallisirung des Kohlenstoffes veranlaßte?«
    Von diesem Gedanken bis zu dem Versuche, irgend einen Körper in analoger, aber künstlicher Reaction die theoretische Function des Sauerstoffes spielen zu lassen, war es für einen Chemiker natürlich nicht weit.
    Cyprien ging denn auch sofort daran, diesen Vorsatz zur Ausführung zu bringen. Zunächst handelte es sich darum, für das Experiment eine Anordnung zu treffen, die sich so weit als möglich den bei der natürlichen Erzeugung des Diamants vermutheten Verhältnissen näherte. Diese Anordnung mußte auch eine sehr einfache sein. Alles, was Natur oder Kunst nur Großes leisten, trägt diesen Charakter. Gibt es etwas weniger complicirtes, als gerade die schönsten von den Menschen gemachten Entdeckungen und Erfindungen, die Gravitation, der Compaß, die Buchdruckerkunst, die Dampfmaschine, der elektrische Telegraph?
     

    Das Herz des jungen Ingenieurs zitterte. (S. 95.)
     
    Cyprien holte selbst aus dem Grunde der Mine einigen Vorrath an Erde jener Art, die er für sein Experiment am geeignetsten hielt. Dann vermengte er mit dieser Erde ein ziemlich fettes Material, mit dem er das Innere eines Stahlrohres von einem halben Meter Länge, bei einer Wanddicke von fünf Centimetern und einem Durchmesser von acht Centimetern, sorgfältig ausfüllte
    Dieses Rohr bestand aber aus nichts Anderem, als dem abgeschnittenen Stücke einer nicht mehr gebrauchten Kanone, die er zufällig in Kimberley erkaufen konnte, wo eine freiwillige Schaar, welche in einem Feldzuge gegen benachbarte Kaffernstämme Dienste geleistet hatte, eben aufgelöst wurde. In der Werkstätte des Jacobus Vandergaart passend zurechtgeschnitten, lieferte diese Kanone genau den Apparat, dessen er bedurfte, das heißt einen Recipienten von hinreichender Widerstandsfähigkeit, um einen enormen inneren Druck auszuhalten.
    Nachdem er in das vorläufig an einem Ende verstopfte Rohr Kupferbruchstücke und etwa zwei Liter Wasser gebracht, füllte es Cyprien vollständig mit Sumpfgas an. Dann verkittete er diesen Satz sorgfältig und ließ nun beide Enden mit Metallpfropfen von zweifelloser Festigkeit abschließen. Der Apparat war nun fertig und es galt nur noch, denselben einer höchst intensiven Hitze auszusetzen.
    Er wurde also in einer Art großen Reverberirofens untergebracht, in dem das Feuer Tag und Nacht unterhalten werden sollte, um eine, auf die Dauer von zwei vollen Wochen berechnete Weißglühhitze zu erzeugen.
    Rohr und Ofen wurden außerdem noch mit feuerbeständigem Thon umgeben, der nur eine möglichst große Wärme halten und dann eine sehr langsame Abkühlung zulassen sollte, wenn die Zeit dazu herankam.
    Das Ganze glich mehr einem ungeheuren Bienenkorbe oder etwa einer Eskimohütte.
    Matakit war jetzt schon in der Lage, seinem Herrn einige Dienste zu leisten. Er hatte alle Vorbereitungen zu dem Experiment mit größter Aufmerksamkeit verfolgt, und als er erfuhr, daß es sich um die Darstellung von Diamanten handelte, zeigte er sich nicht wenig eifrig, zu dem Gelingen des Unternehmens nach Kräften beizutragen. Er hatte bald gelernt, das Feuer so zu unterhalten, daß man ihm diese Arbeit getrost allein überlassen konnte.
    Es möchte sich übrigens kaum Jemand vorstellen, wie viel Zeit und Mühe es in Anspruch nahm, diese Vorbereitungen zu treffen. In jedem

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