Der Südstern oder Das Land der Diamanten
derartiges Experiment wohl auch auf einen Mißerfolg hinauslaufen könne, zögerte Cyprien mit der Antwort.
»Da haben wir’s ja, fuhr John Watkins fort, Sie getrauen sich das nicht! Bis auf weitere Versuche und Erfolge bleibt also Ihrem Diamanten sein ungeheurer Werth!… Nun, warum wollen Sie’s dann, wenigstens gleich jetzt, Jedermann predigen, daß es nur ein künstlicher ist?
»Ich weiß,« erwiderte Watkins, ein Zeichen machend… (S. 113.)
– Ich wiederhole Ihnen, erwiderte Cyprien, daß ich ein wissenschaftliches Geheimniß von solcher Tragweite nicht für mich behalten darf!
– Ja… ja… weiß schon! erwiderte John Watkins, indem er dem jungen Manne durch ein Zeichen bedeutete, zu schweigen, um nicht draußen gehört zu werden. Ganz richtig!… Davon sprechen wir später. Jedenfalls sorgen Sie sich nicht wegen Pantalacci’s und der Uebrigen; die werden bezüglich Ihrer Entdeckung gewiß reinen Mund halten, denn das liegt in ihrem eigenen Interesse. Seien Sie überzeugt und – nun ja – glauben Sie vorzüglich von meiner Tochter und von mir, daß wir uns über Ihre Erfolge ganz besonders freuen. Ja gewiß, wir sind ganz glücklich darüber!… Aber könnt’ ich den wunderbaren Diamanten denn nicht noch einmal sehen?… Gestern hatt’ ich ja kaum Zeit, ihn aufmerksamer zu betrachten. Würden Sie wohl gestatten…
– Ja, ich hab’ ihn leider nicht mehr, antwortete Cyprien.
– Sie haben ihn schon nach Frankreich geschickt? rief Mr. Watkins, fast vernichtet von diesem Gedanken.
– Nein… das noch nicht!… Im jetzigen Rohzustande würde man seine Schönheit nicht zu beurtheilen vermögen; deshalb also beruhigen Sie sich.
– Wem haben Sie ihn aber dann übergeben? Bei allen Schutzheiligen Alt-Englands, wem?
– Ich übergab ihn dem Jacobus Vandergaart zum Schleifen und weiß nicht, wohin dieser ihn mitgenommen hat.
– Sie hätten dem alten Narren einen Diamanten von solch’ ungeheurem Werthe anvertraut? rief John Watkins wirklich wüthend. Aber das ist wahnwitzig, Herr Ingenieur, rein wahnwitzig!
– Bah! erwiderte Cyprien sehr gleichmüthig, was, meinen Sie, könnte Jacobus oder ein beliebiger Anderer beginnen mit einem Diamanten, dessen Werth für Die, welche seinen Ursprung nicht kennen, mindestens fünfzig Millionen beträgt? Glauben Sie etwa, es ginge so leicht, denselben heimlich zu verkaufen?«
Mr. Watkins schien über dieses Argument einigermaßen betroffen. Ein Diamant von so hohem Preise konnte offenbar nicht so leicht aus einer Hand in die andere übergehen. Trotzdem fühlte sich der Farmer beunruhigt; er hätte viel – ja, viel darum gegeben, wenn der unvorsichtige Cyprien jenen nicht dem alten Steinschneider anvertraut hätte, oder wenn dieser wenigstens mit dem überaus kostbaren Juwel nach dem Griqualande zurückgekehrt gewesen wäre.
Jacobus Vandergaart hatte jedoch einen Monat Zeit verlangt, und trotz seiner brennenden Ungeduld mußte John Watkins sich wohl oder übel fügen.
Natürlich säumten im Laufe der folgenden Tage seine gewöhnlichen Tischgenossen Annibal Pantalacci, Herr Friedel und der Jude Nathan nicht, über den ehrbaren Steinschneider herzufallen. In Abwesenheit Cypriens sprachen sie sehr häufig von ihm und gaben John Watkins dabei jedesmal zu hören, daß die Zeit verstreiche und Jacobus Vandergaart doch nicht wieder erscheine.
»Und warum sollte er eigentlich nach dem Griqualande zurückkehren, bemerkte Friedel, da es ihm ja leicht genug gemacht ist, den unermeßlich kostbaren Diamanten, dessen künstlichen Ursprung bis jetzt doch nichts verräth, einfach für sich zu behalten?
– Weil er keine Gelegenheit finden dürfte, ihn zu verkaufen, entgegnete Mr. Watkins unter Anführung des Argumentes, welches der junge Ingenieur beigebracht hatte, obgleich ihn das jetzt nicht mehr vollständig beruhigte.
– Ein recht triftiger Grund! meinte Nathan.
– Ja, ein recht triftiger Grund! wiederholte Annibal Pantalacci, und glauben Sie mir, das alte Krokodil ist damit in dieser Stunde schon über alle Berge. Es wird ihm wohl besonders schwer fallen, den Stein äußerlich zu verändern und unkenntlich zu machen! Sie wissen ja nicht einmal, welche Färbung er hat. Wer hindert ihn, denselben in vier oder fünf Stücke zu theilen, oder noch mehr Diamanten von immerhin beträchtlichem Werthe daraus herzustellen?«
Solche hingeworfene Andeutungen senkten schwere Zweifel in die Seele des Mr. Watkins, und er gab sich schon dem Glauben hin, daß Jacobus
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