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Der Südstern oder Das Land der Diamanten

Der Südstern oder Das Land der Diamanten

Titel: Der Südstern oder Das Land der Diamanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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ihr das Herz vor Freude hüpfen machte – die Stimme Cypriens.
    Er war es in der That, der hier heimkehrte, aber bleich, abgezehrt, erschöpft, mit einem Barte, der ihn ganz unkenntlich machte, und in einer Kleidung, welche durch die lange Fahrt stark abgenützt war, aber noch immer lebhaft, immer höflich und zuvorkommend, immer mit leuchtenden Augen und lächelndem Munde.
    Alice hatte sich mit einem Aufschrei der Freude und des Erstaunens erhoben. Mit einer Hand suchte sie das laute Klopfen ihres Herzens zu dämpfen, während sie die andere dem jungen Ingenieur entgegenstreckte, der sie warm in den seinigen drückte, als Mr. Watkins aus seinem Halbschlummer erwachte, sich die Augen rieb und fragte, was es denn Neues gäbe.
    Der Farmer brauchte einige Minuten, um klar sehen zu lernen. Kaum hatte er aber einiges Verständniß der Sachlage erlangt, als auch ihm ein Schrei – ein Schrei aus der Tiefe des Herzens – entfuhr.
    »Und der Diamant?«
    Der Diamant war leider nicht mit zurückgekehrt.
    Cyprien schilderte kurz die Vorkommnisse auf der Fahrt. Er erwähnte des Todes Friedel’s, Annibal Pantalacci’s und James Hilton’s, der Verfolgung Matakits und seiner Gefangenschaft bei Tonaïa – seine Rückkehr nach dem Griqualande natürlich verschwieg er – dagegen ließ er schon durchblicken, daß er von der Schuldlosigkeit des jungen Kaffern vollständig überzeugt sei.
    Er vergaß nicht der Ergebenheit Bardiks und Lî’s, wie der Freundschaft Pharamond Barthès’ Anerkennung zu zollen, erzählte, was er dem wackeren Jäger alles zu danken habe und daß er nur durch seine Mithilfe von der für seine übrigen Begleiter so mörderischen Fahrt mit den beiden Dienern habe zurückkehren können.
    Unter der Erregung, welche sich seiner bei Schilderung der vielen tragischen Ereignisse bemächtigte, zog er gern einen Schleier über die verbrecherischen Absichten seiner Rivalen und wollte diese nur als Opfer eines gemeinsam gewagten Unternehmens betrachtet wissen. So erzählte er Alles außer das Eine, worüber er Schweigen zu bewahren geschworen, das heißt das Vorhandensein jener Wundergrotte mit ihren Mineralschätzen, gegen welche alle Diamanten des Griqualandes nur werthlose Kiesel waren.
    »Tonaïa, so schloß er seine Worte, kam seinen Verpflichtungen pünktlich nach. Zwei Tage nach meiner Ankunft in seiner Hauptstadt war Alles zu unserer Rückkehr fertig und besaßen wir außer dem nöthigen Mundvorrath auch Zugthiere und sichere Bedeckung. Unter Anführung des Königs selbst begleiteten uns dreihundert, mit Mehl und geräuchertem Fleische beladene Schwarze bis zum Lagerplatze, wo der Wagen zurückgelassen worden war, den wir unter seiner Laubdecke zum Glück in bestem Zustande antrafen. Dann verabschiedeten wir uns von unserem Gastfreunde, nachdem wir ihm fünf Gewehre statt der vier, auf welche er rechnete, übergaben – ein Waffenvorrath, der jenen Herrscher in dem ganzen Gebiete zwischen dem Limpopo und dem Laufe des Zambesi so gut wie unüberwindlich macht.
    – Doch Ihre Rückfahrt von jenem Lagerplatze aus?… fragte Miß Watkins.
    – Unsere Rückfahrt ging zwar langsam, aber ziemlich leicht und ohne Unfall von Statten, antwortete Cyprien. Die Begleitmannschaft verließ uns erst an der Grenze des Transvaal, wo auch Pharamond Barthès mit seinen Basutos sich von uns trennte, um nach Durban zu ziehen. Nach vierzigtägigem Zuge quer durch das Veld, sehen Sie uns nun hier, aber leider um keinen Schritt weiter vorwärts, als bei der Abreise.
    – Warum ist aber Matakit überhaupt entflohen? fragte Mr. Watkins, der dieser Erzählung mit großem Interesse gelauscht hatte, ohne übrigens wegen der drei Männer, die nicht mehr wiederkehren sollten, eine besondere Theilnahme merken zu lassen.
    – Matakit floh einfach, weil er an der »Furchtkrankheit« litt, erwiderte der junge Ingenieur.
    – Giebt es denn im Griqualand etwa keine Gerechtigkeit? versetzte der Farmer, die Schultern emporziehend.
    – O, zuweilen eine gar zu summarische Justiz, Herr Watkins, und in der That, ich kann den armen, unschuldig angeklagten Kerl nicht allzusehr tadeln, daß er sich den Folgen der ersten, durch das Verschwinden des Diamanten hervorgebrachten Erregung zu entziehen suchte.
    – Ich auch nicht, stimmte Alice ihm zu.
    – Jedenfalls, das wiederhole ich Ihnen, war er nicht schuldig, und ich hoffe, daß man ihn in Zukunft in Ruhe läßt.
    – Hm! brummte John Watkins, der von der Verläßlichkeit dieser Versicherung nicht so

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