Der Südstern oder Das Land der Diamanten
es nicht ein wahres Wunder zu nennen, daß Sie überhaupt zurückgekommen sind? Und ohne Ihren Freund Pharamond Barthès, den der Himmel dafür segnen möge…« Sie beendete den Satz nicht, aber zwei große Thränen, die ihr in die Augen traten, vollendeten ihre Gedanken.
Auch Cyprien fühlte sich tief bewegt.
»O, zwei Thränen, die mir mehr werth sind, als alle Diamanten der Welt, und die mich noch ganz andere Anstrengungen vergessen machen würden!« sagte er einfach.
Jetzt entstand ein Stillschweigen, welches erst das junge Mädchen mit dem ihr eigenen Tacte dadurch unterbrach, daß sie das Gespräch wieder auf chemische Fragen lenkte.
Es war schon Mitternacht vorüber, als Cyprien sich entschließen konnte, nach seiner Wohnung zu gehen, wo ihn eine Anzahl Briefe aus der Heimat erwartete, welche Miß Watkins sorglich auf seinen Arbeitstisch gelegt hatte.
»O, ich bin’s nur, Miß Watkins!« (S 219.)
Wie es nach längeren Abwesenheit öfter vorkommt, wagte er diese Briefe kaum zu erbrechen. Wenn sie ihm nun Nachricht von einem Unglücksfalle brachten… sein Vater, seine Mutter, seine kleine Schwester Johanna. Was hatte sich binnen drei Monaten nicht Alles ereignen können!…
Als sich der junge Ingenieur durch eine flüchtige Durchsicht seiner Briefe im Voraus überzeugt, daß sie ihm nur gute und erfreuliche Mittheilungen brachten, seufzte er erleichtert tief auf Alle seine Lieben befanden sich wohl Seine vorgesetzte Behörde ertheilte ihm warmes Lob für seine sinnreiche Theorie der Diamantenbildung, und gestattete ihm gleichzeitig, noch ein halbes Jahr im Griqualand zu verweilen, wenn er das für die Wissenschaft für nutzbringend hielt. Alles gestaltete sich also nach Wunsch, und Cyprien schlief diesen Abend mit einem so leichten Herzen ein, wie er es lange Zeit nicht gekonnt.
Der folgende Vormittag verging mit Besuchen bei seinen Freunden, vorzüglich bei Thomas Steele, der in dem gemeinsamen Claim vorzügliche Funde gemacht hatte. Der brave Lancashireman empfing seinen Theilnehmer deshalb mit nicht minderer Herzlichkeit. Cyprien verabredete mit ihm, daß Bardik und Lî ihre Arbeiten wieder aufnehmen sollten, wie vorher. Er behielt sich vor, ihnen, wenn sie gute Erfolge erzielten, einen Theil abzutreten, um für sie allmählich ein kleines Capital zu sammeln.
»Dreihundert Schwarze begleiteten uns.« (S. 220.)
Er selbst war freilich entschlossen, in der Mine das Glück nicht wieder zu versuchen, das ihm immer ungünstig gewesen war, dagegen nahm er sich vor, nach dem Wunsche Alices wieder chemische Untersuchungen zu beginnen. Das Gespräch mit dem jungen Mädchen hatte überhaupt nur seine eigenen Absichten und Gedanken bestätigt; schon lange hatte er sich gesagt, daß weder die rauhe Handarbeit, noch abenteuerliche Züge für ihn der richtige Weg wären. Viel zu ehrenwerth und worthaltend, um nur einen Augenblick an einen Mißbrauch des Vertrauens Tonaïa’s zu denken und sich die Kenntniß zu Nutze zu machen, die er von der mit Krystallgebilden erfüllten Höhle besaß, erblickte er in dieser thatsächlichen Gewißheit nur eine höchst schätzenswerthe Bekräftigung seiner Theorie von der Entstehungsweise der edlen Steine, die seinen Forschungseifer nur weiter anzufeuern vermochte.
Cyprien nahm also das frühere Leben im Laboratorium wieder auf, er wollte aber nicht von dem Wege abweichen, auf dem er schon einmal Erfolg gehabt hatte, und entschied sich dahin, die früheren Untersuchungen wieder von vorn anzufangen. Dazu hatte er nicht nur einen Grund, sondern einen sehr zwingenden Grund, wie man leicht durchschauen wird.
Seit der künstliche Diamant nämlich als unwiederbringlich verloren zu betrachten schien, sprach Mr. Watkins, wenn er vorher einer Verbindung Cypriens und Alices geneigt gewesen war, jetzt davon kein Wort mehr. Dagegen war ja anzunehmen, daß er, wenn es dem jungen Ingenieur gelang, noch einmal einen Stein von außerordentlichem, vielleicht Millionen betragendem Werthe herzustellen, doch auch zu der früheren Sinnesart zurückkehren könnte.
Cyprien entschloß sich daher, sofort an die Arbeit zu gehen, und machte gegenüber den Minengräbern der Vandergaart-Kopje daraus kein Geheimniß, wenigstens bemühte er sich in dieser Richtung nicht besonders.
Nachdem er sich ein neues widerstandsfähigeres Rohr verschafft, begann er seine Arbeiten ganz in der früher geübten Art und Weise.
»Was mir jedoch fehlt, den Kohlenstoff in Krystallform zu erhalten,
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