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Der Suender und die Lady

Der Suender und die Lady

Titel: Der Suender und die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kasey Michaels
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damit eine niedrige Holztür in der Backsteinwand freilegte – kaum mehr als eine Luke. Die Wände des Lagerhauses mussten mindestens einen Meter dick sein, sodass der Fluchtausgang eher ein kleiner Tunnel war.
    Verdammt! Sie mussten sich auf Hände und Knie niederlassen, um in die niedrige Öffnung zu schlüpfen, was sie bei der Ankunft auf der anderen Seite angreifbar machte.
    Auch gab es da eine Sache, von der Hackett nichts wusste: Puck fühlte sich in beengten Räumen ausgesprochen unwohl, besonders in winzigen dunklen Räumen. Doch Jack wusste davon, weil er dabei war, als Puck im Alter von sechs Jahren versehentlich in einen Kasten im Stall eingesperrt worden war – dunkel und von vielbeinigen Kreaturen bevölkert, die bissen und auf ihm herumkrabbelten – und stundenlang dort hatte ausharren müssen, bevor er gefunden wurde. Wahrscheinlich war das die Erklärung dafür, dass Jack sein Wissen über diesen kleinen dunklen Tunnel zurückgehalten hatte.
    „Er führt in einen an die Mauer angebauten Holzschuppen. Wie es darin aussieht, weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass Dickie überzeugt war, einen Tunnel entdeckt zu haben, dessen Erkundung er jedoch nicht riskieren wollte, um zu vermeiden, dass man ihn zur falschen Zeit am falschen Ort ertappt. Seid auf jeden Fall vorsichtig, wenn ihr herauskommt. Schaffst du es, Puck?“
    Einen Meter oder ein bisschen mehr – das schaffte er. Jeder Dummkopf schaffte das! Der Durchgang hatte nicht einmal die Bezeichnung Tunnel verdient. Und da Jack vorankriechen würde, durften die vielbeinigen Kreaturen sich verzogen haben, bevor Puck an der Reihe war. Was keineswegs hieß, dass er Angst vor Insekten hatte. Zumindest hätte er dies niemals zugegeben.
    „Natürlich“, sagte Puck barsch.
    „Ich krieche rücklings hindurch“, ließ Jack ihn leise wissen und schob eine Pistole in den Hosenbund. Die andere behielt er schussbereit in der Hand. „Das wird ein wenig helfen. Regina, du hältst dich an meinem Fußknöchel fest, damit ich weiß, dass du bei mir bist, verstanden? Wenn ich sage, dass du loslassen sollst, lässt du los und bleibst im Tunnel, bis ich sage, dass du herauskommen kannst. Puck, dir gebe ich Entwarnung, sobald ich kann. Auf geht’s!“
    Und dann hielt Jack Regina, und Puck setzte sich in Bewegung, hatte das Messer aus dem Stiefel gezogen, hielt Augen und Ohren offen und bezog seinen Posten zwischen zwei Kistenstapeln.
    Und wartete. All das hatte sich innerhalb einer, höchstens in zwei Minuten abgespielt. Doch es fühlte sich an wie ein Jahr, und noch ein weiteres Jahr würde vergehen, bis er sicher war, dass Regina außer Gefahr war.
    Doch er musste nicht annähernd so lange warten, bis er einen Tumult vor der Tür vernahm, das hohle, hallende Geräusch von Stiefeln auf dem Bretterboden, als Männer durch das riesige Lagerhaus liefen und mit erhobenen Stimmen Anweisungen brüllten. Unmittelbar darauf stampften schwere Stiefel keine sechs Meter von ihm entfernt die Treppe hinauf, als wären die Männer sich ihrer Sache völlig sicher. Vielleicht war Henry nur Zeit für fünf Pfiffe geblieben, denn es waren deutlich mehr Verfolger als zehn. Sie veranstalteten einen Aufruhr, der Tote hätte erwecken können, und mit diesem Lärm wollten sie den Eindringlingen vermutlich Angst einjagen.
    Und ganz in der Nähe hörte Puck ein leises Geräusch, das wahrscheinlich nicht für seine Ohren bestimmt war. Er hatte sich nicht getäuscht; jemand hatte sich bereits vor ihrer Ankunft im Lagerhaus versteckt.
    Und mindestens dieser eine Mann wusste von dem Schlupfloch, wusste, wo die Eindringlinge zu finden waren. Zweifellos einer von Hacketts vertrauenswürdigsten Schergen.
    Der Mann näherte sich vorsichtig, tief geduckt, doch dummerweise hielt er das Messer weit entfernt von seinem Körper, sodass es für Puck ein Kinderspiel war, es ihm aus der Hand zu treten. Es rutschte laut klappernd über den Boden.
    Bevor der Mann reagieren konnte, traf Pucks Messergriff seinen Hinterkopf, sodass er zu Boden sank.
    Jetzt hätte Puck davonlaufen können, denn er hatte Jacks kurzen Pfiff gehört, der Entwarnung gab und ihn aufforderte, durch den Tunnel zu kriechen. Doch er zögerte, obwohl das Brüllen und die schweren Stiefelschritte auf der Treppe, dieses Mal auf dem Weg nach unten, näher kamen.
    Die Zeit wurde knapp und knapper.
    Aber warum sollte er seine Beute aufgeben, diesen Mann, der mit Hackett so vertraut war, dass er dessen Fluchtweg kannte?
    Das konnte er nicht

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