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Der Suender und die Lady

Der Suender und die Lady

Titel: Der Suender und die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kasey Michaels
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tun. Der Mann war ein Druckmittel, wenn nicht mehr. Es wäre eine Dummheit, ihn aufzugeben.
    Puck packte den bewusstlosen Mann am Kragen, zerrte ihn bis zur Wand, ließ sich dann auf die Knie nieder und begann, ohne den Mann loszulassen, rückwärts durch den grob mit Backstein verkleideten Tunnel zu kriechen und das nicht unbeträchtliche Gewicht seiner Beute hinter sich herzuzerren.
    Auf der Stelle brach ihm der Schweiß aus, nicht wegen seiner Last, sondern weil das Backsteindach des Tunnels, wenn Puck den Blick hob, sich kaum zehn Zentimeter über seinem Kopf befand. Und ihn mehr und mehr bedrängte. Jedes Mal, wenn er den schlaffen Körper des Gefangen anhob, um ihn vorwärts zu ziehen, spürte er die Reibung an seinem Rücken. Es war, als wäre er lebendig begraben. Nicht nur einmal verspürte er den dringenden Wunsch, seine Beute einfach zurückzulassen.
    „Hierher! Ich hab was gehört!“
    „Verdammt!“, fluchte Puck und atmete schwer, als er versuchte, sich rückwärts fortzubewegen. Jetzt legte er beide Hände mit verschränkten Fingern unter das Kinn des Mannes. Die Backsteinwand schürfte seine Ellenbogen auf. Zudem hatte er sein Ripsband verloren, und das Haar fiel ihm über die Augen, klebte an seinen Wangen. Seine Panik steigerte sich, sosehr er sich auch bemühte, sie niederzukämpfen. Er sollte den Mann liegen lassen, doch er war vielleicht der einzige Wegweiser zu Miranda und den anderen Frauen.
    Einen Meter? Inzwischen hätte er den Tunnel längst bewältigt haben müssen. Doch er steckte noch mitten drin. Wie groß war dieser Holzschuppen? Er hatte das Gefühl, den Mann jetzt bergauf zu zerren, und der Boden bestand nicht mehr aus Backsteinen, sondern aus festgestampftem Lehm. Wie weit führte der Tunnel in den Schuppen?
    Seine inzwischen aufgeschürften, blutenden Knie brannten, er bekam kaum noch Luft, doch er zerrte, rückte weiter, zerrte erneut. Er würde nicht aufgeben, würde seiner dummen Angst, seiner grässlichen Panik nicht erliegen. Er durfte es nicht, selbst dann nicht, wenn es bedeutete, gefangen genommen zu werden.
    Puck rechnete jeden Moment damit, einen harten Ruck zu spüren, weil jemand am anderen Ende des Tunnels die Füße dieses Mannes sah und zupackte. Würde Puck ihn dann loslassen? Er hoffte, nicht vor diese Entscheidung gestellt zu werden.
    Der Mann kam allmählich wieder zur Besinnung, fing an, sich zu wehren, und Puck packte ihn rasch bei der Kehle. Der Mann zerrte an seinen Händen, grub die Fingernägel in Pucks Haut.
    Wie Gevatter Tod persönlich hielt Puck ihn fest. Regina brauchte Antworten. Dieser Mann kannte sie.
    „Jack! Falls du nicht tot bist, greif mich bei den verdammten Knöcheln – zieh mich hier raus, verdammt noch mal!“

14. KAPITEL
    D ie Rückkehr zum Grosvenor Square erfolgte alles in allem nicht unbedingt in Würde, aber immerhin schnell und zielstrebig.
    Binnen einer Stunde waren die Damen geweckt, ihre Habseligkeiten gepackt und mitsamt Regina und dem Gepäck in eine neutrale Kutsche verfrachtet, die sie und den verlässlichen Gaston in ein unauffälliges Haus an der Half Moon Street bringen sollte. Der Kutscher war angehalten, einen Umweg zu nehmen und sorgsam darauf zu achten, dass ihm niemand folgte.
    Puck und Jack standen im Salon und instruierten Wadsworth, dessen einzige Reaktion ein ziemlich freches Grinsen war.
    „Das hab ich letztes Jahr wohl schon mal gemacht, Sir“, sagte er und kratzte sich an einer Stelle direkt über seinem linken Ohr.
    „Im letzten Jahr war’s der dumme Brean, der hierherkam und Beau die Nase brechen wollte“, hielt Puck dem Butler vor. „Reginald Hackett spielt in einer anderen Liga. Er wird Einlass fordern. Du lässt ihn herein. Verstanden?“
    „Ich soll ihn einlassen, Sir? In dieses Haus? Verlangen Sie das nicht, Sir!“
    „Aber ich verlange es“, erklärte Puck mit einem Blick in Richtung Jack, der lediglich zustimmend nickte. Sie hatten nicht viel Zeit gehabt, um zu reden, zu planen, doch sie hatte für beide gereicht, um sich klar darüber zu werden, dass Hackett kommen würde, und zwar bald. Abgesehen davon hatte Jack seinen Bruder nur wissen lassen, dass er sich zurückhalten und rein mit Zusehen begnügen würde, denn inzwischen interessierte ihn die Denkweise seines Bruders doch ganz enorm. „Bring ihn gleich in dieses Zimmer und lass ihn hier allein, wenn du mich holst. Biete ihm eine Erfrischung an, auch wenn es schon so spät ist. Sei die Freundlichkeit in Person, Wadsworth, und

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