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Der Suender und die Lady

Der Suender und die Lady

Titel: Der Suender und die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kasey Michaels
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Hoffnung, Angst, Erwartung, Schmerz. Und trotzdem saß sie einfach da, hielt Pucks Hand, war entschlossen, in dem Augenblick zur Stelle zu sein, wenn Miranda am dringendsten eine Person brauchte, die sie kannte und der sie vertraute.
    Herrgott, wie er diese Frau liebte! Er hätte es ihr sagen sollen.
    Aber es war zu früh.
    Und doch wiederum zu spät.
    Er kannte sie erst seit ein paar Tagen. Ihm war, als könnte er sich an ein Leben ohne sie nicht erinnern. Vermutlich, weil er nicht wirklich gelebt hatte, bevor er sie an jenem Abend zum ersten Mal sah.
    Er wäre ein Dichter? Ach was, zum Teufel! Ein Dichter hätte die richtigen Worte gefunden …
    Die Kutsche rumpelte über Kopfsteinpflaster. Sie war ungefedert, und die Passagiere wurden dermaßen umhergeschleudert, dass sie Halt suchten, wo sie ihn nur fanden.
    „Wohin fahren wir?“, fragte Regina schließlich. „Ist es noch weit?“
    „Also wirklich, die Frage hätte ich stellen sollen“, antwortete Puck und drückte einen Kuss auf Reginas Schläfe. „Wie es sich anhört, sind wir auf dem Weg zu irgendwelchen uralten Römer-Verliesen irgendwo am Ufer der Themse.“
    „Verliese? Warum um alles in der Welt …?“
    „Offenbar befinden sich dort Verliese, die wahrscheinlich gebaut wurden, um Sklaven darin unterzubringen. Galeerensklaven oder dergleichen. Womöglich dachte dein Vater, er könnte die Frauen von dort aus mitten in der Nacht geradewegs auf die ‚Pride and the Prize‘ verladen und so einen Umweg über die Docks vermeiden. Auf jeden Fall wissen wir, wo sie gefangen gehalten werden, und bald schon haben wir sie bei uns in Sicherheit, wenn auch vielleicht nicht in trockenen Kleidern. Was hast du deiner Tante erzählt?“
    „Nichts“, antwortete Regina und lehnte den Kopf an Pucks Schulter. „Sie hat mich nur angesehen, als wir aus dem Lagerhaus zurückkamen, dann brach sie in Tränen aus und rannte in ihr Zimmer. Sie will mir befehlen aufzuhören, das weiß ich, aber sie bringt die Worte nicht über die Lippen. Miranda ist ihre Tochter, und sie würde mich ohne zu zögern opfern, um Miranda zurückzubekommen. Wenn dies alles vorüber ist, wird keiner von uns mehr so sein wie früher, oder? Ganz gleich, ob wir versagen oder Erfolg haben.“
    Egal was Puck darauf geantwortet hätte, es hätte keine Bedeutung gehabt. Deshalb zog er Regina nur enger an sich, und die Bierkutsche rumpelte weiter durch die Nacht.
    Inzwischen konnte Puck im Inneren des Wagens Umrisse erkennen. Er sah Wolldecken, mindestens zwei Dutzend, die in einer Ecke aufgestapelt waren. Laternen, die darauf warteten, für die Suche angezündet zu werden. Zwei große Körbe, die wahrscheinlich Essen und sogar Wein enthielten. Jack war auf einen Erfolg vorbereitet, an dem er wahrscheinlich keine Sekunde zweifelte. Womöglich hatte er genau diese Bierkutsche bereits in einer Gasse versteckt gehalten, als sie das Lagerhaus aufgesucht hatten. Seine Männer waren, wie Jack betonte, gut in dem, was sie taten, doch für die Vorbereitung dieses Ausflugs zu den Höhlen hatten sie weiß Gott nicht viel Zeit gehabt.
    Tatsächlich hatte die Zeit kaum dazu gereicht, dass Hacketts Mann Dickie und Baron Henry zu den drei infrage kommenden Verstecken führte, um sich danach erdrosseln und für Hackett gut auffindbar platzieren zu lassen.
    Skrupellose Männer im Kampf gegen skrupellose Männer. Wie viele mussten in dieser Nacht noch sterben?
    „Ich möchte, dass du hierbleibst, in der Kutsche“, sagte er zu Regina und legte ihr einen Finger auf die Lippen, bevor sie Einspruch erheben konnte. „Du kannst nichts tun, um zu helfen, Liebes, nicht bevor wir die Frauen befreit haben. Wenn es so weit ist, bringe ich Miranda schnurstracks zu dir.“
    Regina legte ihre Hand über seine und schob sie fort, um ihm antworten zu können. „Ich bin einverstanden, Puck. Ganz und gar. Ich bin froh, dass ich dich zum Lagerhaus begleitet habe, dass ich den Fetzen von Mirandas Kleid gefunden habe. Doch jetzt wäre ich nur im Wege.“
    Puck schaute sie in der Dunkelheit prüfend an. „Du hast mein Gespräch mit Jack belauscht, nicht wahr?“
    Sie legte eine Hand an seine Wange. „Die Seele eines Dichters. Das finde ich wunderschön, und es stimmt in gewisser Weise. Aber du würdest selbst auch gern ein paar Leute niederschlagen, stimmt’s? Das solltest du tun. Ganz gleich, wer es ist. Ich würde es tun, wenn ich könnte, wenn ich stark genug wäre. Bin ich aber nicht. Also, könntest du vielleicht in meinem Namen

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