Der Suender und die Lady

Verlangen. Die kleine harte Perle zwischen ihren Schenkeln zog sich beinahe schmerzhaft zusammen.
    Doch er blieb neben dem Bett stehen, legte sich nicht zu ihr, wie sie erwartet hatte. Stattdessen lächelte er beinahe spitzbübisch – selbst in der gefühlvollsten Stimmung blieb er Puck und sah die Komik in allen Dingen.
    „Puck … du kannst nicht einfach so dastehen“, sagte sie nervös.
    „Stimmt schon. Aber ich hatte gerade eine Eingebung. Komm her, Liebes“, forderte er sie auf, griff nach ihrem Knöchel, zog Regina zu sich heran, legte sich ihre Beine um die Hüften und drang geschmeidig tief in sie ein. Es geschah so plötzlich und so selbstverständlich … so unverhohlen erotisch. Er war da, sie war da; sie würden einander dabei helfen, sich von der Hässlichkeit des Tages zu befreien.
    Sie wollte die Hände nach ihm ausstrecken, und da erst hob er Regina hoch zu sich, suchte ihren Mund und küsste sie beinahe wild, während er ihre Brüste liebkoste.
    Innerhalb weniger Augenblicke war es, als wären sie durch die Glut ihrer Leidenschaft zu einer Person verschmolzen. Regina hielt sich an Pucks Schultern fest, schlang die Beine fest um seine Taille, sehnte sich nach noch mehr Nähe und wusste doch, dass es unmöglich war.
    Sie hörte auf zu denken. Sie konnte nur noch fühlen.
    Als Puck den Kuss beendete, flüsterte er heiser an ihrem Haar: „Jetzt existiert nichts anderes mehr, Liebes, ist nichts anderes mehr Wirklichkeit. Die Welt hat hier, bei uns, ihren Anfang und ihr Ende.“
    Langsam begann er, sich in ihr zu bewegen. Tiefer, tiefer … unglaublich intim. Regina umklammerte ihn wie eine Ertrinkende, umschlang ihn mit Armen und Beinen, als er ihre vereinigten Leiber aufs Bett sinken ließ. Sie klammerte sich an ihn, als ginge es um ihr Leben … denn er war ihr Leben. Er gab ihr Leben.
    Doch was er im Augenblick wollte, war nicht ihr Leben. Beide strebten nicht nach Leben, sondern nach Vergessen.
    „ La petite mort , Regina. Weißt du noch? Finde ihn mit mir. Den kleinen Tod. Hab keine Angst, lass dich von mir dorthin führen. Wir sterben zusammen, nur für den einen Augenblick …“
    Und dann ließ sie los, ließ alles andere in der Welt los und ließ zu, dass das Unmögliche die Führung, die Kontrolle übernahm, bis sie gemeinsam völlig befriedigt, völlig erschöpft auf das Bett sanken.
    „Ich nehme alles zurück. Du bist kein Unschuldslamm. Du bist eine Hexe“, sagte Puck schwer atmend an ihrem Haar.
    „Ich weiß. Und du bist ein Bastard. Ich glaube, wir passen gut zueinander“, erwiderte sie und knabberte zärtlich an seinem Hals. Bald schon würde die Welt wieder auf sie einstürzen, doch in diesem Moment? In diesem Moment war sie frei. Puck hatte sie befreit. Er kannte sie besser, als sie sich selbst kannte, er wusste, was sie brauchte, wenn sie nicht weiterwusste und hoffnungslos verloren war. „Danke.“
    „Gern geschehen“, sagte Puck und zog sie fest an sich, ganz Zärtlichkeit, ganz Beschützer und Tröster. „Dummerchen.“
    „Ach? Wenn dem so ist: Ich mag dich auch ziemlich gern.“
    „Das ist gut“, sagte er. „Sonst hätte ich eben zumindest für einen Moment gedacht, du wolltest mich umbringen.“ Er zog sie noch enger an sich. „Ob es dich beruhigt oder nicht, jedenfalls befinden wir uns derzeit in Black Jacks fähigen Händen. Er trifft irgendwelche Vorkehrungen, hat mir jedoch geraten, uns um fünf Uhr bereitzuhalten. Ich sage ‚uns‘, weil ich nicht so dumm bin, dich zum Hierbleiben aufzufordern. Dir bleibt eine Stunde, Liebes, mehr nicht. Versuch zu schlafen.“
    „Hättest du das gleich bei deinem Eintreten in dieses Zimmer zu mir gesagt, hätte ich dich wissen lassen, dass an Schlaf nicht zu denken ist. Und ich hätte dir mit Fragen nach den Plänen deines Bruders zugesetzt.“
    „Aber jetzt?“
    Regina gähnte hinter vorgehaltener Hand, was als Antwort ausreichte. Sie schmiegte sich an Puck, legte den Kopf auf seine Brust und schloss die Augen. Nur diese eine Stunde lang würde sie ihr Schicksal in die Hände der Götter legen.
    Sie traten hinaus in ein grimmiges Unwetter. Vom Wind getriebener Regen durchnässte sie bis auf die Haut, als sie vom Haus zu den Stallungen hasteten. Blitze machten die Dunkelheit immer wieder kurzfristig taghell, und jedem weiß glühenden Aufzucken folgte grollender Donner auf dem Fuße. Puck meinte, es hätte schlimmer kommen können, doch er wusste nicht recht, wie – es sei denn, in der Höhle hielten sich