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Der Suender und die Lady

Der Suender und die Lady

Titel: Der Suender und die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kasey Michaels
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hinauszugehen und in Erwartung des Aufbruchs ihres Besitzers die elegante, aber wappenlose schwarze Kutsche vor das Gebäude vorfahren zu lassen.
    Binnen fünf Minuten wurde der Vorhang der privaten Loge zurückgezogen, und Dickie Carstairs trat heraus. Wieder verriet er sich, indem er nach links und rechts blickte, um sich zu vergewissern, dass er unbeobachtet war; dann ging er geradewegs zur Treppe, die ins Foyer hinab und zur Straße führte.
    Gruben graben. Ja, und selbst das überschreitet vermutlich seine Fähigkeiten, dachte Puck, stieß sich von der Wand ab und folgte dem Mann.
    Als er auf die Straße kam, fuhr die elegante schwarze Kutsche vor dem Theater vor und besetzte den Platz, den eine abfahrende andere Kutsche gerade freigegeben hatte. Diese Kutsche, blau gestrichen und mit gelben Speichen, war für jeden leicht zu erkennen, der sich früher in der Woche Zeit genommen hatte, im Vorbeigehen die Ställe des Barons zu inspizieren.
    Mit einem Zwinkern in Richtung des grinsenden Dieners, der ihm den Schlag aufhielt, stieg Puck in die Kutsche, und sein Kutscher, der Bruder des Dieners, die Puck beide vor Jahren aus einem unglücklichen Beschäftigungsverhältnis als ziemlich erfolglose Einbrecher gerettet hatte, befolgte unverzüglich den unausgesprochenen Befehl, der ersten Kutsche zu folgen.
    „Manchmal, Gaston“, sagte Puck, als er sich in die bequemen Polster sinken ließ und seine Manschetten zurechtzupfte, „ist es beinahe zu einfach. Doch falls du zufällig in Erwägung ziehst, dich auf deinen Lorbeeren auszuruhen, lass dich erinnern, dass mein Bruder Jack nicht umsonst Black Jack genannt wird. Er weiß vermutlich längst, dass wir auf dem Weg sind.“
    „Wie tröstlich zu erfahren, dass der jüngere Bruder kein vollständiger Holzkopf ist“, ließ sich eine vertraute Stimme gedehnt von der im Dunkeln liegenden Sitzbank gegenüber vernehmen.
    „Verzeihung, M’sieur “, bat Gaston inständig um Entschuldigung. „Er hat mich ebenfalls überrumpelt. Wenn Sie jetzt bitte das Messer senken würden, gnädiger Bruder meines M’sieur ?“
    Puck schlug sich auf die Knie und lachte laut. „Jack! Du verfolgst sie ebenfalls? Traust wohl deinen eigenen Landsleuten nicht, wie?“
    Jack schob das Messer zurück in seinen Stiefelschaft. „Ich traue ihnen zu, zu merken, dass sie verfolgt werden, falls das deine Frage war. Ich muss zugeben, einigermaßen überrascht gewesen zu sein, als ich dich heute Abend auf Dickies Spuren sah.“
    Puck zuckte auf seine elegante Art die Achseln. „Mein Fehler. Ich war so sehr damit beschäftigt, im Auge zu behalten, was sich vor mir abspielte, dass ich es unterließ, mich umzusehen. In Anbetracht der Tatsache, dass ich momentan bei einem gewissen Jemand in Ungnade gefallen bin, hätte es sich als fataler Fehler erweisen können. Ungeschickt. Ich sollte mich schämen.“
    „Der M’sieur ist zu freundlich“, sagte Gaston und seufzte schwer. „Ich hätte ihm heute Abend den Rücken decken sollen. Ich bin derjenige, der versagt hat.“
    „Na, ist das nicht schön? Wie ihr zwei ritterlich dem jeweils anderen die Schuld abnehmen wollt. Das ist das Problem mit meinen beiden Brüdern, nicht wahr? Zu weichherzig. Weiche Herzen führen zu weichen Schädeln, weißt du, und weiche Schädel lassen sich leichter einschlagen.“
    Puck zog im Dunkeln eine Grimasse. „Du solltest Bühnenschriftsteller werden, Jack. William Shakespeare kannst du zwar nicht das Wasser reichen, aber für irgendein Provinztheater reicht dein Geschwafel allemal.“
    Jetzt war es offenbar an Jack zu lachen, doch die gelockerte Spannung zwischen den Brüdern hielt nicht lange vor. „Ich frage nicht, warum du Dickie verfolgst, denn das erklärt sich von selbst. Aber was willst du von mir? Ach, und keine Sorge wegen unseres Ziels. Henrys Kutscher ist gewarnt und fährt langsam genug, damit er dich nicht abhängt.“
    „Wie beruhigend“, sagte Puck, dessen Gedanken weit über die schlichte Frage nach dem Ziel hinausschossen. „Unseren Eltern geht es gut; zumindest waren sie gesund und munter, als ich sie vor meiner Rückkehr in die Stadt letzthin gesehen habe. Du wolltest dich doch sicher nach ihnen erkundigen.“
    „Ach ja? Ich glaube nicht.“
    „Tatsächlich nicht? Dann weißt du auch nicht, dass Papa uns drei gemeinsam auf dem Besitz sprechen will?“
    „Uns drei? Gleichzeitig? Da mag ihm eine Enttäuschung drohen.“
    „Besonders, wenn unsere Mutter auch anwesend sein sollte“, meinte Puck

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