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Der Suender und die Lady

Der Suender und die Lady

Titel: Der Suender und die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kasey Michaels
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Strümpfe altersgelb verfärbt. Regina sah den Trauerflor an seinem linken Arm … und roch schon von Weitem den Kampfer.
    „Bist du sicher, dass wir Trauergäste sind und keine Leichen?“, fragte sie ihn und rang nach Luft, als er sich zu ihr umdrehte. „Was ist das denn?“
    Puck hob die Hand an das Ding seitlich von seiner Nase. „Das hier? Gefällt es dir nicht? Sehe ich damit etwa nicht sehr distinguiert aus?“
    Regina kam näher – obwohl das Ding auch aus der Ferne sehr gut zu sehen war – und musterte Puck. Sein Haar hing offen bis fast auf die Schultern und wirkte eher grau als blond. Bei näherem Hinsehen erkannte Regina, dass es großzügig gepudert war. Und sein Teint war dunkler, wie mit Teeblättern oder etwas Ähnlichem gefärbt. Doch wovon sie den neugierigen Blick einfach nicht wenden konnte, war das Ding. „Das ist eine Warze. Oder? Ach, Puck, wie hässlich! Wirklich hässlich.“
    Er grinste vergnügt. Die Warze bewegte sich nicht. „Ja, du hast es besser getroffen, mit diesem Ring da. Dass du ihn bloß nicht verlierst, Liebes; er hat teure zehn Schilling gekostet.“
    Sie blickte auf ihre Hand. „Er ist nicht echt?“
    „Das ist das beste Glas, das man für Geld bekommen kann“, gestand er bereitwillig. „Und diesen Ring vergisst man nicht.“
    Endlich glaubte sie zu verstehen. „Genauso wenig wie das Ding an deiner Nase.“
    „Exakt. Man wird uns mustern, und wird nach uns gefragt, erinnert man sich daran, dass wir in Trauer waren und du einen schönen, mächtig großen Smaragdring getragen hast und ich eine Warze von der Größe eines Kinderdaumens neben der Nase hatte. Ach ja, und an den Sarg.“
    „Einen Sarg haben wir auch? Und wer liegt darin?“
    „Wir, wenn wir unsere Karten nicht exakt ausspielen. Bist du bereit zum Aufbruch? Übrigens, mit dieser Perücke siehst du wunderbar aus. Und Schwarz kleidet dich. Aber vermutlich würdest du auch ohne Haar wunderbar aussehen. Ich würde dich gern küssen, aber vielleicht fällt dann meine Warze ab.“
    Sie schüttelte den Kopf über Pucks unübersehbares Vergnügen an der Maskerade.
    „Weißt du, ich war heute Morgen ziemlich nervös und habe mich gefragt, wie ich dir nach … nach der letzten Nacht würde unter die Augen treten können. Und jetzt frage ich mich, warum ich so besorgt war. Du machst den Menschen das Leben so leicht, weißt du? Unwillkürlich spielen alle deine Spielchen mit.“
    „Es ist nicht allein mein Spiel, Liebling. Ich muss mich vor Chelsea, meiner Schwägerin, verbeugen, die als Erste so viel Genialität bewiesen hat, den Leuten den Tod vor Augen zu führen, Leuten, die sich im ersten Impuls abwenden. Eines Tages erzähle ich dir die ganze Geschichte.“
    „Darauf freue ich mich schon. Und jetzt erzähle mir bitte ganz genau, wie wir vorgehen wollen, denn ich muss zugeben, eine Leiche hatte ich nicht Betracht gezogen. Ich dachte nur an uns beide in Trauerkleidung.“
    „Unterwegs“, sagte er, steckte die Nachricht, die er gelesen hatte, in die Tasche und ergriff Reginas Hand. „Der Leichenwagen wartet bei den Stallungen.“
    „Der … Ach, Puck, halbe Sachen kommen für dich wohl nicht infrage, wie?“
    Er sah sie lüstern an und wirkte immer noch jung und wunderbar, trotz der Warze, oder gerade deswegen. „In keinerlei Hinsicht, Madam. Nie und nimmer.“
    „Schuft“, grummelte sie, als Puck sie in den rückwärtigen Teil des Hauses führte. Eine leichte Röte kroch ihr in die Wangen.
    Sie begegneten ein paar Dienstboten, die abwechselnd glotzten und kicherten. Die Köchin ließ ihren Rührlöffel fallen, als die beiden die Küche betraten, und ehe Regina sich versah, saß sie auf der breiten Holzbank neben Puck und dem Fahrer des Leichenwagens, einem Mann, der entfernt an Gaston erinnerte. Das heißt, wenn Gaston einen Bauch so dick wie ein Bierfass gehabt hätte und leuchtend rotes Haar unter seinem großen schwarzen Zylinder.
    Auf dem Weg hinaus auf die Straße sah Regina sich in dem Gefährt um. „Die schwarzen Straußenfedern wirken hübsch“, bemerkte sie mit einem Blick auf die riesigen Federn an den Köpfen der zwei schwarzen Pferde in der Deichsel und an allen vier oberen Ecken des Leichenwagens. Dann drehte sie sich, so gut sie konnte, um und spähte durch das verstaubte Fenster des Leichenwagens. „Das ist ein echter Sarg, nicht wahr? Liegt ein … ein echter Leichnam darin?“
    Puck verzog keine Miene. „Ja, unser Cousin Yorick.“
    Regina lachte leise unter ihrem dunklen

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