Der Suender und die Lady
mit dem Handrücken über die Augen. „Hast du eine Ahnung, wie ich mich dabei fühle?“
Er hätte beinahe den Mund aufgemacht und „Gut?“ gefragt. Doch obwohl die Annalen der Geschichte voll sind mit den dummen Dingen, die Männer sagen, wenn sie hilfreich sein wollen, wusste selbst Puck, dass jede Antwort falsch gewesen wäre.
Außerdem beantwortete sie ihre Frage bereits selbst.
„Ich sage dir, wie ich mich dabei fühle. Billig. Schäbig. Egoistisch. Willst du, dass ich mich so fühle, Puck?“
„Herrgott, nein!“, sagte er, stand auf und streckte Regina die Hände entgegen, um ihr auf die Füße zu helfen. „Ich bin ein Idiot. Verzeih, Regina. Ich gehe jetzt.“
Sie verdrehte die Augen. Verdrehte tatsächlich die Augen! „Wenn doch bloß Großmutter Hackett hier wäre, damit ich sie um Rat fragen könnte. Ich hatte ja keine Ahnung, dass es so schwierig sein würde, meine Unschuld zu verlieren. Sind alle Männer so dumm, Robin Goodfellow, oder gilt das nur für dich? Du hast deutlich zu verstehen gegeben, dass du mich willst. Oder? Oder hast du nur geflirtet, warst nur ritterlich, hast nur gesagt, was du glaubtest, sagen zu müssen?“
Auch er selbst wünschte sich Reginas Großmutter herbei. Denn er war im Augenblick völlig ratlos. Ganz gleich, was er sagte, er war sicher, dass es falsch sein würde. „Regina …“
„Komm mit, süße Circe, und wir können einander die ganze Nacht hindurch Lust bereiten. Wir legen diese Masken ab und mit ihnen alle Hemmungen. Du kennst mich noch nicht, aber ich werde schon bald jeden köstlichen Zentimeter deines Körpers kennen, deinen Nektar kosten, deine intimsten Frauengeheimnisse erforschen. Ich führe dich an einen Ort, an dem du noch nie warst, will dich berühren, wie …“
„Du lieber Gott!“, fiel Puck ihr schockiert ins Wort und fasste sie bei den Schultern. „Auf Französisch klang es viel romantischer, nicht wahr? Du hast dir diesen Schund gemerkt?“
„Schund?“ Sie versuchte erneut, sich loszureißen, doch dieses Mal hielt er sie fest.
„Ja, verdammt noch mal! Schund. Etwas, was ich zu einer Frau gesagt habe, die ich für etwas hielt, was sie nicht war. Für eine erfahrene Frau, nicht für eine … verdammt, Regina, nicht für eine Jungfrau.“
Sie hörte auf, sich zu wehren. „Ach? Und was sagst du nun zu Jungfrauen?“
Sie trieb ihn in den Wahnsinn. „Ich weiß es nicht. Ich habe noch nie mit einer Jungfrau geschlafen. Offen gesagt, du jagst mir eine Heidenangst ein. So. Bist du jetzt glücklich?“
Sie blinzelte zweimal, biss sich flüchtig auf die Unterlippe, und dann – verdammt! –, dann lächelte sie. „Das bedeutet also, dass ich dich bitte – denn ich bitte dich, Puck, dass du dich da nur nicht täuschst –, deine erste Jungfrau zu verführen? Dass diese Situation für dich gewissermaßen genauso neu ist wie für mich?“
Puck schaute nach links, dann nach rechts.
„Was machst du da?“, fragte Regina ihn.
„Ich suche nach meiner Würde. Sie muss doch hier irgendwo geblieben sein.“
„Ach, Puck …“, sagte sie, hob die Arme und legte sie um seinen Nacken. Sie griff nach einem Ende seines Ripsbands, zupfte daran und löste die Schleife, dann schob sie die Finger in sein Haar. „Es tut mir so leid. Aber ich fürchte, sie hat sich gemeinsam mit meiner Würde aus dem Staub gemacht.“
Er lachte leise, hob Regina hoch und trug sie auf den Armen zum Bett. „Gut. Mal sehen, in welche Kalamitäten wir geraten, bevor die beiden den Weg zurückfinden.“
Dieses Mal setzte er seine Hände sicher und zielstrebig ein. Dieses Mal lag Regina nackt in seinen Armen. Dieses Mal erstickte Puck weder an seiner fest gebundenen Krawatte noch an seinen guten Absichten.
Sie berührten einander. Sie seufzten. Sie lachten. Reginas Küsse setzten ihn in Flammen; innerhalb weniger Herzschläge wurden ihre zunächst zögerlichen Berührungen sicher.
Die ganze Welt wäre liebend gern an seiner Stelle gewesen, wenn sie die Herrlichkeit gekannt hätte, die Regina Hackett darstellte. Durch und durch Frau, von Kopf bis Fuß. Jeder Zentimeter ihres Körpers küssenswert … und geküsst. Jede Rundung erforscht, einige in allen Einzelheiten, während sie ihn streichelte, ihn kennenlernte, in ihm schwelgte.
Sie seufzte vor Lust, stöhnte vor Ekstase, ließ sich von ihrem blühenden Körper anleiten, ließ ihn schenken, ließ ihn jede neue Intimität willkommen heißen. Und währenddessen erlaubte sie sich selbst immer neue
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