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Der Suender und die Lady

Der Suender und die Lady

Titel: Der Suender und die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kasey Michaels
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einer engen Gasse zwischen zwei riesigen Backsteingebäuden stand ein gewisser Dickie Carstairs. Er hatte seinen massigen Leib in das rot-weiß gestreifte Hemd eines Matrosen gezwängt und trug einen albernen flachen Strohhut auf dem Kopf. Jack hatte einen merkwürdigen Sinn für Humor.
    Jack war ebenfalls zugegen; Puck wusste, dass er sich darauf verlassen konnte, genauso gut, wie er wusste, dass er Jack nie zu Gesicht bekommen würde, es sei denn, Jack wünschte es. Doch es war tröstlich zu wissen, dass nicht Dickie Carstairs derjenige sein würde, der Puck den Rücken deckte, wenn dieses kleine Abenteuer plötzlich fehlschlagen sollte.
    Es erfreute Pucks Herz, und er war einigermaßen stolz auf seine unkonventionelle Truppe.
    „Psst! Worauf wartest du?“
    Puck blickte zu Regina auf, die pflichtschuldigst das Taschentuch vors Gesicht hielt – natürlich wie geheißen unter dem dichten schwarzen Schleier. „Das nennt man ‚das Terrain sondieren‘, mein Liebling. Wie ich höre, pflegen auch die besten Kundschafter das zu tun. Und jetzt sei brav.“
    „Oh!“, setzte sie an, schwieg dann jedoch, denn sie war, Gott segne sie, ein gehorsames Mädchen, und Puck hatte sich von ihr entfernt, nur für den Fall, dass sie gedachte, an diesem Tag eine Ausnahme zu machen.
    Ein paar Erkundigungen später klopfte Puck an die kleine Tür, die in die bedeutend größere des Lagerhauses eingebaut war, trat zurück und zog den Hut ein wenig tiefer ins Gesicht, als er hörte, wie ein Schlüssel im Schloss gedreht wurde. Ein rotgesichtiger Mann mit gekränkter Miene öffnete schließlich die Tür.
    „Ach, hören Sie“, begann Puck nervös, „wie es aussieht, habe ich Sie gestört, Sir. Ich bitte vielmals um Entschuldigung. Aber Sie sind doch Silas Lamott, ja? Mein Name ist Aloysius Claridge. Ein paar von den Männern, die hier herumlaufen, haben mir versichert, dass ich über dieses heikle Thema einzig und allein mit Ihnen sprechen soll. Können … können wir vielleicht unter vier Augen reden, Mr Lamott?“
    Silas Lamotts Blick wanderte über Pucks Trauerkleidung und dann über ihn hinweg zu dem Leichenwagen, der im geschäftigen Gedränge herausstach, wie nur ein Leichenwagen herausstechen kann. „Haben Sie eine Leiche da drin oder suchen Sie eine?“
    Puck lachte anerkennend über diesen kleinen Witz. „Oh, sehr gut, Mr Lamott. Wirklich, sehr gut. Ersteres, fürchte ich. Aber ich möchte sie, nun ja, ich möchte sie loswerden.“ Er sah sich nach dem Leichenwagen um, hob die Hand und winkte leicht. Regina tat es ihm zögernd nach. „Aber bitte nicht in Hörweite meiner Schwester.“
    Lamott zuckte die Achseln, drehte sich um und bedeutete Puck, über die niedrige Türschwelle zu treten und ihm in einen Raum zu folgen, der auf den ersten Blick wie ein höhlenartiges Mausoleum wirkte, mehr als fünf Stockwerke hoch und komplett vollgepackt mit Kisten und Kästen und eingewickelten, seltsam geformten Gegenständen. Die einzigen Fenster befanden sich fast am oberen Rand der fünf Stockwerke, in einer Reihe direkt unter dem Dach, sodass die Wände als Lagerraum frei blieben. Die einzige Tür hinaus in die Welt, die Puck entdecken konnte, war die, durch die er eingetreten war.
    Auf den zweiten Blick erkannte er, dass das rechteckige Gebäude nicht ausschließlich Lagerzwecken diente. Es gab ein paar Ausbuchtungen mit eigenen Türen, wie zum Beispiel das Büro, in das er momentan geführt wurde, und zu seiner Linken eine Treppe mit mindestens hundert Stufen und eine große, säuberlich zehn Meter über dem Boden abgehängte Konstruktion.
    Puck blieb wie angewurzelt stehen und zeigte darauf. „Meine Güte, Mr Lamott, was ist denn das? Ein Haus, das nahezu in der Luft schwebt? Wie ungewöhnlich. Sagen Sie jetzt nicht, Sie mussten all diese Stufen hinabsteigen, um auf mein Klopfen zu reagieren. Ich bitte aufrichtig um Entschuldigung!“
    Dass Silas Lamott Puck antwortete, war nicht ungewöhnlich. Die meisten Leute antworteten ihm. Er wirkte interessiert an dem, was Leute zu sagen hatten, das war immer der Trick. Die Leute redeten von Herzen gern, ganz besonders über sich selbst und natürlich über die Unannehmlichkeiten in ihrem Leben.
    Nicht einmal die Warze schien Mr Lamott abzuschrecken. Anscheinend faszinierte sie ihn vielmehr. Puck hob einen Finger, um sie zu berühren, sich zu vergewissern, dass sie nicht ins Rutschen geraten war, denn es war warm in dem Lagerhaus, und die Warze bestand nur aus Wachs.
    „Nein,

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