Der Suender und die Lady
Freiheiten. Sie befand sich auf Entdeckungsreise und kostete jeden einzelnen Schritt auf ihrem Weg restlos aus.
Und auch Puck lernte. Er, der glaubte, alles erlebt zu haben, alles zu wissen, was es über diese Sache zwischen Mann und Frau zu wissen gab, verstand, dass er sich ebenfalls auf Entdeckungsreise befand. Denn dies hier war mehr als pures Empfinden. Mehr als schlichte Fleischeslust.
Was er jetzt empfand, war welterschütternd intensiv. Jede Berührung hatte eine Bedeutung. Er hatte sich selbst nie als egoistischen Liebhaber betrachtet, doch nie zuvor war ihm die verschenkte Lust wichtiger gewesen als die empfangene. Sein Herz jubelte, wenn Regina seufzte, er freute sich an der Art, wie sie die Hüften anhob, um ihm den Zugang zu ihren Geheimnissen zu erleichtern … Und sein Herz zerbarst in tausend Stücke, als er endlich in sie eindrang und das letzte Hemmnis überwand, das die Verschmelzung zu einem Einzigen verhinderte.
„Verzeih, verzeih …“, hauchte er an ihrem Ohr, als sie plötzlich ganz still hielt und die Fingernägel in seinen Rücken grub. „Aber jetzt wird es besser. Versprochen.“
„Zeig’s mir“, flüsterte sie. „Da ist noch mehr. Ich weiß, dass da noch mehr ist. Ich fühle mich immer noch so … so … Oh. Oh, Puck, ja! Das ist … Oh.“
Er bewegte sich langsam, zog sich leicht zurück, bevor er sich wieder in sie versenkte, zählte leise – auf Italienisch, der Sprache, die er nicht gerade am besten beherrschte –, um den Ausbruch zu verhindern, der drohte, jetzt, da ihre enge Glut ihn umfing. Doch bald schon klangen ihre kleinen Lustschreie leicht verzweifelt, und sie zerrte an ihm, grub erneut die Fingernägel in seinen Rücken, wölbte sich ihm jedes Mal, wenn er sich zurückzog, in den Hüften entgegen und zog ihn zu sich herab.
Puck wollte ihr Gesicht sehen. Musste sehen, was in ihren Augen zu lesen war. Brauchte es wie die Luft zum Atmen. Er stemmte sich hoch, drückte die Handflächen in die Kissen und bog die Ellenbogen durch. Seine langen Beine lagen zwischen ihren Schenkeln, ihre Leiber waren vereint.
„Jetzt?“, fragte er, presste sich an sie und blickte im Kerzenschein in ihr schönes Gesicht.
Sie legte die Hände auf seine Arme, hob sich ihm entgegen, die Brüste sahnig und vollkommen, das Kinn vorgereckt, während sie auch um das letzte Restchen Wonne rang, das er ihr geben konnte.
Als er sich dieses Mal bewegte, befeuerten der Anblick ihrer Lust, ihre drängende Glut sein Begehren. Er versenkte sich in sie, wieder und wieder und wieder, bis ihr Körper sie über das bloße Verlangen hinaustrug und sie für diesen flüchtigen Moment reinster körperlicher Wonne, die den Rest des Lebens lebenswert machte, über die Grenzen der Welt hob.
Und dann tat Puck etwas, was er noch nie im Leben getan hatte. Er zog sich zurück und überließ sich erst dann seiner eigenen Lust, als er über Regina gesunken war. Seine Erlösung erfolgte heftig auf ihrem Unterleib in einem so intensiven Höhepunkt, dass er sich flüchtig fragte, ob er daran sterben würde.
11. KAPITEL
R egina sah ihre Zofe im Spiegel an. „Nichts?“
Hanks stieß eine weitere Nadel in die Haarfülle, die sie fest um Reginas Kopf geschlungen hatte, um diesen auf die schwarze Perücke vorzubereiten, die auf dem Frisiertisch lag. „Nicht einen Tropfen, Miss, seit wir hier sind. Es kommt mir wirklich beinahe unwirklich vor. Ihre Hände sehe ich nur dann zittern, wenn sie davon spricht, dass wir zurückmüssen. Das arme kleine Ding. Es bricht mir das Herz, sie so zu sehen.“
Ihre eigene Mutter als armes kleines Ding bezeichnet zu hören, noch dazu von einer Dienstbotin, die ihr doch eigentlich die bedeutend höhere Stellung im Leben neiden müsste, war schwer zu ertragen. Doch es traf in vielerlei Hinsicht zu, dass Leticia Hackett eine bedauernswerte Person war.
„Ich sollte sie aufsuchen, bevor ich gehe, aber wie sollte ich ihr das hier erklären?“, fragte Regina und strich mit den Händen über das Mieder ihres Kleids.
„Sie schläft wieder einmal“, ließ Hanks sie wissen. „Das tut sie häufig. Schlafen. Und die arme Lady Claire? Ich glaube, sie hat noch kein Auge zugetan, seit sie hier ist.“
Regina nickte. Sie verzog das Gesicht, als noch eine weitere Nadel in ihr Haar geschoben wurde. „Ich habe heute Morgen mit ihr gesprochen und sie wissen lassen, dass wir Fortschritte zu verzeichnen haben. Ich hoffe, es war keine Lüge. Ihre Dankbarkeit, obwohl wir im Grunde doch kaum
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