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Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Titel: Der Sumpf: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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Seine Post wurde zensiert. Und er saß im Todestrakt in Isolierhaft. Also, wie hat er es angestellt?« Diese Frage stieß auf lautstarke Unterstützung. Sie kam von einem Berichterstatter, der skeptisch den Kopf schüttelte.
    »Er deutete an, er hätte es durch eine Art Gefängnisflurfunk gedeichselt.«
    Nicht mal ganz gelogen, dachte Cowart. Nur eine missverständlich formulierte Wahrheit.
    »Sie verschweigen etwas!«, brüllte jemand.
    Er schüttelte den Kopf.
    »Einzelheiten!«, forderte jemand anders.
    Erneut hob er beschwichtigend die Arme.
    »Wir sollen es morgen früh im Journal nachlesen, stimmt’s?«
    Empörung und Eifersucht schwappten ihm entgegen. Ihm wurde bewusst, dass sämtliche Reporter, die sich um ihn scharten, ihre Seele verkauft hätten, um mit ihm zu tauschen. Sie alle wussten, dass etwas passiert war, und sie hassten es, im Trüben zu fischen. Informationen waren ihre Währung, und er machte die Schotten dicht. Niemand hier, so viel war ihm klar, würde ihm das je verzeihen – falls die Wahrheit je ans Licht kam.
    »Ich weiß noch nicht, was ich tun werde«, warb er um Verständnis. »Erst mal muss ich endlos viele Aufnahmekassetten abhören. Also ein bisschen Geduld, Kollegen.«
    »War er geistesgestört?«
    »Er war ein Psychopath. Er verfolgte seine eigenen Ziele.«
    Das entsprach ausnahmsweise einmal hundertprozentig der Wahrheit. Und dann kam die Frage, die er gefürchtet hatte.
    »Was hat er Ihnen über Joanie Shriver erzählt? Hat er Ihnen den Mord endlich gestanden?«
    Cowart wurde bewusst, dass er einfach ja sagen konnte, und die Sache wäre erledigt. Er konnte die entsprechenden Bänder vernichten. Mit dem Geheimnis leben. Stattdessen stolperte er und landete irgendwo zwischen Wahrheit und Fiktion.
    »Sie war Teil seines Geständnisses«, sagte er.
    »Also hat er sie umgebracht?«
    »Er hat mir die Einzelheiten genannt, er kannte Details, die nur der Mörder wissen konnte.«
    »Wieso sagen Sie nicht einfach ja oder nein?«
    Cowart versuchte, sich möglichst wenig zu winden. »Leute! Sullivan war ein Fall für sich. Es passte nun mal nicht zu ihm, sich klar und einfach auszudrücken. Selbst bei seinem Geständnis gab er nicht immer eindeutig Auskunft.«
    »Was hat er über Ferguson gesagt?«
    Cowart holte tief Luft. »Für Ferguson empfand er nichts als Hass.«
    »Kommt der bei alledem irgendwo ins Spiel?«
    »Nach meinem Eindruck hätte Sullivan am liebsten auch Ferguson umgebracht. Wenn er das irgendwie hätte bewerkstelligen können, dann hätte er auch Ferguson auf seine Liste potenzieller Opfer gesetzt.« Indem er Ferguson als mögliches Opfer hinstellte, war es ihm gelungen, ihm einen anderen Status zu verleihen, als er es verdiente.
    »Werden Sie uns eine Niederschrift von dem, was er gesagt hat, zukommen lassen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich bin kein Berichterstatter.«
    Der Ton der Fragen wurde aggressiver.
    »Und was haben Sie jetzt vor? Ein Buch zu schreiben?«
    »Wieso halten Sie sich bedeckt?«
    »Was soll das, spekulieren Sie auf einen zweiten Pulitzer?«
    Er schüttelte den Kopf.
    Ganz bestimmt nicht. Eher rechnete er damit, dass er sich von dem, den er bereits hatte, bald wieder verabschieden musste. Einen weiteren Preis? Ich kann froh sein, wenn mein Preis das alles hier übersteht.
    Er hob die Hand. »Ich wünschte, die Exekution heute Nacht würde einen Schlussstrich unter die Geschichte von Blair Sullivan ziehen, Leute. Aber ganz so weit sind wir noch nicht, es gibt immer noch ungeklärte Fragen. Es gibt Detectives, die mit mir sprechen wollen. Ich habe meine eigene Deadline. Tut mir leid, aber das war’s. Machen wir Schluss.«
    Er trat vom Rednerpult und floh vor den Kameras und den lautstarken Fragen Richtung Ausgang, während sich das mulmige Gefühl in ihm immer breiter machte. Hände griffen nach ihm, doch er drängte sich durch die Menschentraube, erreichte die Gefängnistür und trat endlich in das tiefschwarze Dunkel nach Mitternacht. Am Straßenrand hatte sich eine Schar Demonstranten gegen die Todesstrafe postiert, die Kerzen und Transparente hielt und Kirchenlieder sang. Die lauten Stimmen zerrten ihn wie ein böiger Wind vom Gefängnis weg. »Welch ein Freund ist unser Jesus …« Eine junge Frau in einem Kapuzensweatshirt, in dem sie an einen bizarren Inquisitor erinnerte, brüllte schrill und aggressiv: »Ghul! Mörder!«
    Er kramte gerade nach seinen Autoschlüsseln, als Andrea Shaeffer ihn einholte. »Ich muss mit Ihnen sprechen«, sagte

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