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Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Titel: Der Sumpf: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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herausgeschnitten, schien die Natur jederzeit im Vormarsch und bereit, sich alles, was Menschenhand geschaffen hatte, wieder einzuverleiben und in etwas Vorzeitliches zurückzuverwandeln. Nicht selten berichtete die Zeitung von einem Verkehrsstillstand wegen eines vier Meter langen Alligators, der eine Auffahrt zum Highway versperrte. Er liebte diese Artikel über ein urzeitliches Ungetüm, das einem Monster der Moderne die Stirn bot.
    Cowart trat durch die Flügeltür der Nachrichtenredaktion und winkte im Vorübergehen der Rezeptionistin zu, die halb hinter der Telefonkonsole verschwand. An der Wand prangten Gedenktafeln, Auszeichnungen und Belobigungen – neben Pulitzer, Kennedy, Cabot und Pyles auch weniger klangvolle Namen. Vor einer Reihe von Postfächern blieb er stehen; wie jeden Morgen sichtete er seine Eingänge, von den üblichen Handouts bis zu Dutzenden Pressemitteilungen, politischen Statements sowie Vorschlägen aus der Kongressdelegation, dem Bürgermeisteramt, der Bezirksdirektion und diversen Polizeidienststellen, die alle um seine Aufmerksamkeit und Berichterstattung buhlten. Er seufzte bei dem Gedanken, wie viel Geld mit diesen aussichtslosen Bemühungen vergeudet wurde. Unter dem Wust von Papieren stach ihm ein Brief ins Auge, und er zog ihn hervor.
    Es war ein dünner, weißer Umschlag, mit seinem Namen und seiner Anschrift in großen Blockbuchstaben versehen. In der Ecke stand eine Postfachadresse in Starke, im Norden Floridas. Das Staatsgefängnis, schoss es ihm durch den Kopf.
    Er legte diesen Brief auf den Stapel mit der übrigen Post und nickte auf seinem Weg zwischen den anderen Schreibtischen hindurch den wenigen Kollegen zu, die schon vor ihm da waren und am Telefon hingen. Er winkte dem Lokalredakteur, der in der Mitte des Büros die Füße auf dem Schreibtisch übereinandergelegt hatte und die letzte Ausgabe las. Schließlich öffnete sich an der Rückseite des Großraumbüros eine Gleittür mit der Aufschrift CHEFREDAKTION. Er war noch nicht ganz in seiner Arbeitsnische verschwunden, als jemand in seiner Nähe rief: »Ah, unser edler Junker ist schon da! Was mag ihn wohl zu so früher Stund’, bevor die sensationsgeile Meute einfällt, hergetrieben haben? Die Sorge über die Unruhen in Beirut? Die Verzweiflung über das Konjunkturprogramm des Präsidenten?«
    Cowart spähte um die Trennwand herum. »Morgen, Will. Ehrlich gesagt wollte ich nur zum Festpreis ein Ferngespräch mit meiner Tochter führen. Die richtig ernsten, vergeblichen Sorgen überlasse ich lieber dir.«
    Will Martin lachte und strich sich eine weiße Stirnlocke aus den Augen – eher die Geste eines Kindes als die eines alten Mannes. »Lass dich nicht aufhalten! Nutze die grenzenlose Großzügigkeit unserer geliebten Zeitung schamlos aus! Wenn du fertig bist, wirf mal einen Blick in den Lokalteil. Offenbar hat eine unserer Schwarzroben für einen alten Busenfreund, den man wegen Alkohol am Steuer drangekriegt hat, einen Deal rausgeschlagen. Wär’ vielleicht mal wieder Zeit für einen deiner Schuld-und-Sühne-Kreuzzüge.«
    »Ich seh’s mir an«, versprach Cowart.
    »Verdammt kalt heute Morgen«, sagte Martin. »Wozu lebt man hier unten, wenn man sich auf dem Weg zur Arbeit trotzdem den Arsch abfriert? Kann man ja genauso gut nach Alaska ziehen.«
    »Wie wär’s mit einem Leitartikel gegen das Wetter? Ist doch unser Job, Himmel und Hölle in Bewegung zu setzen. Vielleicht werden wir ja diesmal erhört.«
    »Gar keine schlechte Idee.« Martin grinste.
    »Und du bist der richtige Mann dafür«, fügte Cowart hinzu.
    »Stimmt«, erwiderte Martin. »Da ich mich nicht wie du im Sündenpfuhl suhle, habe ich einen viel heißeren Draht zum Allmächtigen. Kann bei unserem Beruf von Hilfe sein.«
    »Du meinst wohl, du wirst im Vergleich zu mir viel früher bei ihm an die Pforte klopfen.«
    Sein Nachbar prustete los. »Das war pure Altersdiskriminierung«, empörte er sich und hob den Zeigefinger. »Wahrscheinlich bist du auch noch ein Sexist, ein Rassist und ein Pazifist – und was es sonst noch an -isten geben mag.«
    Cowart wandte sich lachend zu seiner eigenen Arbeitsnische um und ließ, den Brief zuoberst, den ganzen Stapel Post auf seinen Schreibtisch fallen. Während er mit einer Hand die Nummer seiner Ex-Frau wählte, nahm er den Brief in die andere. Wenn er Glück hatte, erwischte er sie beim Frühstück. Er klemmte sich den Hörer zwischen Schulter und Ohr, um beide Hände frei zu haben; bei den ersten

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