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Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Der Sumpf: Psychothriller (German Edition)

Titel: Der Sumpf: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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Leute ermordet?«
    Vor dem fragenden Blick ihrer grauen Augen gab es kein Entrinnen.
    »Er«, antwortete Cowart.
    Sie packte ihn am Arm, doch bevor die Polizistin weiter in ihn dringen konnte, wurde die versammelte Reporterschar unruhig.
    »Wo steckt Cowart?«
    »Cowart, Sie sind dran! Was ist passiert?«
    Cowart riss sich von der Polizistin los und begab sich mit unsicheren Schritten zum Rednerpult, während er fieberhaft versuchte, in das, was Sullivan ihm anvertraut hatte, Ordnung zu bringen. Er spürte, wie seine Hand zitterte, wusste, dass er rot wurde und dass seine Stirn schweißnass glänzte. Er zog ein weißes Taschentuch heraus und tupfte sie sich ab, als könnte er so auch die Panik wegwischen.
    Ich habe nichts Unrechtes getan, dachte er. Schließlich bin nicht ich der Schuldige. Doch er kaufte sich die Ausrede nicht einmal selber ab. Eigentlich hätte er einen Moment gebraucht, um nachzudenken und sich seine Worte zurechtzulegen, doch er hatte keine Zeit. Also klammerte er sich an die erste Frage, die er aufschnappte.
    »Wieso hat er nicht Berufung eingelegt?«, brüllte jemand.
    Cowart holte tief Luft und antwortete: »Er wollte nicht im Gefängnis sitzen und warten, bis ihn der Staat irgendwann doch noch holt. Also hat er dafür gesorgt, dass der Staat sofort eingreifen muss. So ungewöhnlich ist das nicht. Das haben schon andere vor ihm getan – in Texas, North Carolina, drüben in Utah. Eine Art Selbstmord, mit amtlicher Genehmigung.«
    Er sah, wie mit Kugelschreiber emsig auf Papier gekritzelt wurde.
    »Was hat er Ihnen erzählt, als Sie noch mal zu ihm gegangen sind und mit ihm geredet haben?«
    Cowart fühlte sich hilflos und gelähmt – bis ihm plötzlich der Trick wieder einfiel, den Sullivan ihm verraten hatte: Wenn man eine Lüge glaubhaft machen will, müsse sie einen Funken Wahrheit enthalten. Und dieses Rezept wandte er an: die richtige Mischung aus Lügen und Wahrheit.
    »Er wollte ein volles Geständnis ablegen«, sagte Cowart. »Ein bisschen wie Ted Bundy, als er kurz vor seiner Exekution den Ermittlern sämtliche Verbrechen gestand, die er begangen hatte. Dasselbe hat Sullivan getan.«
    »Wieso?«
    »Wie viele?«
    »Wen?«
    Er hob beide Hände. »Leute, mal halblang. Bis jetzt haben wir noch zu keinem einzigen Verbrechen eine Bestätigung. Ich kann nicht mit Sicherheit beurteilen, ob er mir die Wahrheit gesagt hat oder nicht. Er kann genauso gut gelogen haben …«
    »Kurz bevor er auf den Grill kommt? Das glauben Sie doch selbst nicht!«, brüllte jemand von hinten.
    Cowart reagierte gereizt. »Hören Sie, ich weiß es nicht! Folgendes hat er nämlich auch gesagt, er meinte: ›Wenn ich kein Problem damit habe, Leute umzubringen, was glauben Sie, wie schwer es mir wohl fällt zu lügen?‹«
    Während die Kollegen seine Worte emsig schwarz auf weiß festhielten, trat ein wenig Ruhe ein.
    »Sehen Sie«, fuhr Cowart fort, »wenn ich Ihnen jetzt sage, dass Blair Sullivan den Mord an XY gestanden hat, und es stellt sich heraus, dass es einen solchen Mord gar nicht gab oder dass ein anderer Täter längst überführt ist, dann haben wir einen ganz schönen Schlamassel. So viel kann ich Ihnen versichern: Er hat sich zu einer ganzen Serie von Morden bekannt …«
    »Wie viele?«
    »Vierzig.«
    Die Zahl schlug die Menge in Bann. Es stürmten weitere Fragen auf ihn ein, und die Scheinwerfer erschienen ihm noch weitaus greller.
    »Wo?«
    »In Florida, Louisiana und Alabama. Und noch ein paar andere Verbrechen, Vergewaltigungen, Raubüberfälle.«
    »Wie lange?«
    »Mindestens über Monate, möglicherweise Jahre.«
    »Was ist mit diesen Morden in Monroe County? Sein Stiefvater und seine Mutter? Was hat er Ihnen darüber gesagt?«
    Cowart holte tief Luft. »Mit diesen Verbrechen hat er jemanden beauftragt. Sagt er jedenfalls.«
    Cowarts Blick wanderte zu Shaeffer. Er sah, wie sie sich anspannte und zu ihrem Kollegen hinüberneigte. Weiss bekam ein rotes Gesicht. Cowart wandte sich sofort ab.
    »Wen angeheuert?«
    »Keine Ahnung«, sagte Cowart. »Das hat er mir nicht gesagt.«
    Die erste Lüge.
    »Irgendetwas muss er Ihnen doch verraten haben.«
    »Er hat sich auf Andeutungen beschränkt.«
    Die erste Lüge zog die nächste nach sich.
    »Wollen Sie uns weismachen, er hätte einen Doppelmord angezettelt, und Sie hätten ihn nicht gefragt, wie?«
    »Doch, natürlich. Aber er wollte es mir nicht verraten.«
    »Und wie hat er mit dem Mörder Verbindung aufgenommen? Seine Telefonate wurden überwacht.

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