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Der Täter / Psychothriller

Der Täter / Psychothriller

Titel: Der Täter / Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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bewusst, dass dies wohl daran lag, dass er Junggeselle war und im Unterschied zu Frauen keinen Blick für solch schöne Dinge hatte. Er setzte alles daran, sich die Enttäuschung nicht anmerken zu lassen.
    »Ich denke, Sie sollten lieber mit einem Durchsuchungsbefehl wiederkommen, falls Sie sich noch weiter hier umsehen wollen«, erklärte Johnson dreist.
    In dem Moment erschien aus dem Hinterzimmer Yolanda, die per Knopfdruck den verschlossenen Gitterrost öffnete und einen Stoß Papiere vor sich hertrug.
    »Ich hab den ganzen Kram zu den Waffen, den Sie sehen wollten.«
    Sie zeigte den Stapel Reginald Johnson. Die beiden Sergeants in Uniform kamen zu ihm herüber.
    Yolanda breitete die Papiere auf der Theke aus. »Hier haben wir alles«, meinte sie. »Sind keine illegalen Waffen da drin, Sergeant.«
    In ihrem Ton schienen sich Freude und Enttäuschung die Waage zu halten.
    »Zum Beispiel diese große alte Achtunddreißiger da drüben«, sagte sie und lehnte sich über die Platte. »Hier haben wir den Waffenschein und die Registrierung.« Doch keiner der Polizisten wandte sich der Waffe zu, auf die sich Yolandas Bemerkung bezog. Stattdessen waren aller Augen mit einer ausgiebigen Inspektion ihrer Brüste beschäftigt, die sich über die Vitrine wölbten.
    »Das glaube ich Ihnen aufs Wort, Schätzchen«, erwiderte Lionel Anderson ruhig und voller Bewunderung.
    »Yolanda!«, schnauzte Johnson sie wütend an.
    Die junge Frau richtete sich auf und straffte kokett die Schultern. Sie schenkte zuerst dem Sergeant, dann Walter Robinson ein Lächeln.
    Robinson hatte sich jedoch bereits vom offenherzigen Ausschnitt der jungen Frau abgewandt; sein Blick konzentrierte sich stattdessen auf die hellbraune Haut ihres Halses. Die einsträngige Goldkette, die sie trug, funkelte im Neonlicht des Ladens.
    Robinson wandte sich an Reginald Johnson. Er beugte sich vor, kniff die Augen zusammen, und legte die ganze, kaum beherrschbare Wut, die in ihm aufstieg, in seine Stimme, so dass jedes einzelne Wort bedrohlich klang.
    »Ihre Nichte hat wirklich einen hübschen Namen«, stellte er fest.
    Johnson antwortete nicht.
    Yolanda schien über den Ton des Detective erschrocken und sah sich ängstlich um.
    »Nun ja, danke«, sagte sie verunsichert.
    »Einen sehr hübschen Namen«, wiederholte Robinson.
    Es wurde still im Raum. Lionel Anderson und Juan Rodriguez stellten sich links und rechts neben ihn, und Robinson hörte, wie beide Männer die Lederlaschen über ihren Dienstwaffen im Holster lösten. Im selben Moment schoss Robinson mit seinem Oberkörper über die Theke, packte Johnson an den Armen und zog sie so abrupt nach vorn, dass der stämmige Ladenbesitzer das Gleichgewicht verlor. Es gab ein dumpfes Geräusch, als er mit der Brust auf die Platte schlug.
    »Hey!«, schrie er fassungslos.
    Robinson packte Johnson mit einer Hand am Hals und drückte dem Mann den Kopf herunter, während er ihm den Arm verdrehte. Er merkte, dass Rodriguez die freie Hand packte und auf der Theke festhielt.
    »Ich will meinen Anwalt!«, rief der Mann. »Was machen Sie da! Ich habe nichts getan! Lassen Sie mich los!«
    »Nein, Sie haben nichts getan«, flüsterte Walter Robinson.
    Er keuchte und hielt Johnson das Gesicht ganz nah ans Ohr.
    »Yolanda ist so ein hübscher Name«, fuhr er leise, doch unerbittlich fort. »Dann erklär mir doch bitte mal, du Wichser, du verkommenes Subjekt, wieso sie eine Goldkette mit dem Namen
Sophie
trägt?«
    Robinson hob den Kopf und durchbohrte mit seinen Blicken die junge Frau, der offenbar dämmerte, was los war, so dass sie nach Luft schnappte und sich mit der Hand an die Kehle fuhr. Sie warf Lionel Anderson einen hilfesuchenden Blick zu und protestierte: »Aber es war wirklich hübsch …«
    Reginald Johnson stöhnte, während Robinson hörte, wie Juan Rodriguez nach seinen Handschellen griff. Mit Freude lauschte Robinson ihrem wohlklingenden Rasseln.

[home]
10
    So funkioniert das
    E spy Martinez hielt dem Sergeant am Wachtisch kurz ihren Dienstausweis entgegen, dann folgte sie seiner stummen Geste zu den Fahrstühlen, während der Polizist kurz angebunden brummte: »Zweiter Stock. Die erwarten Sie schon …«, und sich wieder dem Taschenbuch zuwandte, das er auf einem Stapel Akten abgelegt hatte. Auf dem Cover prangte eine üppige, spärlich bekleidete Frau, die eine museumswürdige Pistole hielt und die Aufmerksamkeit des Sergeants sofort wieder gänzlich in Beschlag nahm. Espy Martinez lief mit zügigen Schritten

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