Der Täter / Psychothriller
umzubringen?«
»Bin nicht sicher, ob er mit der Absicht kam, jemanden umzubringen. In den letzten Wochen ist er mit einfachen Brüchen davongekommen.«
»Das vorgestern Nacht war ein bisschen mehr als ein gewöhnlicher Einbruch, was?«
»Kannst du laut sagen. Aber ich nehme mal an, er musste hinterher trotzdem zurück, nur dass die heiße Ware, die er normalerweise mit sich rumträgt, diesmal um einiges heißer ist. Könnte ihm fast ein Loch in die Hosentasche gebrannt haben …«
»… und deshalb«, führte Rodriguez den Gedanken zu Ende, »meinst du, ist er aus dem Bus gesprungen, um das Zeug so schnell wie möglich loszuwerden, egal, wie viel er dafür kriegt?«
»Du hast es erfasst, Juan.«
»Klingt logisch. Ich meine, nicht für jemanden, der bei klarem Verstand ist. Aber in dieser Welt, sicher, warum nicht.«
»Deswegen«, fuhr Robinson fort, »suche ich nach einem Laden, der es mit den Öffnungszeiten großzügig hält, versteht ihr? Der vielleicht noch mitten in der Nacht aufhat …«
Lionel Anderson and Juan Rodriguez tauschten einen kurzen Blick, dann sagten sie fast wie aus einem Munde: »
The Helping Hand.
«
»Wie?«
»Das Pfandleihhaus
The Helping Hand.
Drei Häuserblocks von hier …«
»Toller Name, was?«, bemerkte Rodriguez.
Anderson schüttelte den Kopf. »Kollegen in meiner Schicht haben sich vielleicht drei-, viermal über diesen Typen beschwert, der den Laden führt. Sie sagen, er hat zu den seltsamsten Zeiten geöffnet, praktisch rund um die Uhr, und die sind ja nicht blöd, die wissen, was Sache ist. Na, jedenfalls heißt der Eigentümer Reginald Johnson. Hat ein Mädel, das für ihn arbeitet, Yolanda, behauptet, sie sei seine Nichte aus Georgia, aber das kauf ich ihm nicht ab, und auch sonst keiner hier in der Gegend. Kein Mensch hat eine Nichte, die wie Yolanda aussieht. Sie ist dieser Typ Kindfrau, lässt keine Wünsche offen. Titten, die nach Norden zeigen, Hintern nach Süden. Lange Beine und zwischen denen was ganz Besonderes, möchte ich wetten. Na, jedenfalls wird gemunkelt, er versucht, sein Warenangebot ein bisschen auszuweiten. Ist ein paarmal wegen Hehlerei aufgeflogen, man hat ihn aber nie festnageln können, verstehst du? Marschiert rein, zahlt irgendeinem Anwalt eine gewisse Summe und schafft es jedes Mal, das Verfahren bis ins nächste Jahrhundert zu verschleppen. Verlegt sie von einem Gericht zum anderen und redet sich am Ende jedes Mal auf Verwahrung von Diebesgut raus. Dann zahlt er sein Bußgeld, ist wieder im Geschäft und hält sich für bedeutend schlauer als die Cops, den Staatsanwalt und den Rest der Welt. Hab mir sagen lassen, er ist in ein neues Haus mit ’ner Menge Möbel gezogen, weil Yolanda sich ein richtiges Zuhause wünscht. Außerdem soll er für die Kleine ein Auge auf einen neuen Buick geworfen haben. So’n roten Schlitten, echter Knaller. Also, Walter, ich wünschte,
ich
hätte eine Nichte, die dasselbe tut, wie die Kleine …«
Der Polizist lachte, und sein Partner fiel grinsend ein, während er nickte und sich auf die Schenkel klopfte.
»Also, sonnenklar, dass er versuchen wird, sie bei Laune zu halten, und genauso klar, dass die kleine Yolanda, na ja, sie mag keine große Leuchte sein, aber sicher kann sie zwei und zwei zusammenzählen, und sie ist nicht blind. Bestimmt bekommt sie ziemlich schnell Geschmack an den schöneren Dingen.«
»Ach, kann das Leben angenehm sein«, fügte Juan Rodriguez hinzu.
»Und natürlich kosten diese Dinge Geld …« Lionel Anderson verdrehte die Augen zum Himmel und reckte die Hände in die Höhe, als betete er um einen warmen Regen.
»Ich denke, ich bin im Bilde.«
Rodriguez grinste.
»Würde mich freuen, wenn du ihm diesen netten kleinen Nebenverdienst vermasseln könntest. Und falls dein Täter hierhergekommen ist, dann hat ihn mit Sicherheit sein Weg als Erstes zur
Helping Hand
geführt. Da wär allerdings
ein
Problem …«
»Nämlich?«
»Ich glaube, der alte Reginald hat kapiert, dass er diesen gestohlenen Scheiß nicht allzu lange in seinem Laden rumliegen lassen darf, weil selbst wir Vollidioten von der Polizei bei ihm danach herumschnüffeln werden. Ich habe keinen Schimmer, was für Kontakte er hat, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass er den Kram schnellstens wieder loswerden will.«
Lionel Anderson nickte. »Kann sein, dass du zu spät kommst, um das Zeug im Laden zu finden. Und für ein Bauchgefühl gibt’s keinen Durchsuchungsbefehl.«
Der große Mann lächelte seinem
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