Der Täter / Psychothriller
Partner zu.
»Kann trotzdem nicht schaden, diesem Bruder hier ein bisschen unter die Arme zu greifen und dem alten Reginald Dampf unterm Hintern zu machen. Vielleicht versteht der sogar den Unterschied zwischen Verwahrung von Diebesgut und Beihilfe zum Mord. Vielleicht können wir bei ihm ein bisschen Aufklärungsarbeit leisten.«
Walter Robinson ließ sich von den amüsanten Spielchen seiner beiden Kollegen in Uniform zu einem Lächeln hinreißen, auch wenn er sich innerlich plötzlich hart und unerbittlich fühlte und hoffte, auf der richtigen Spur zu sein.
»Geht vor«, sagte er ruhig.
The Helping Hand
besaß nur eine schmale Ladenfront, deren Fenster sich hinter dicken, schwarzen Gitterstäben versteckten. Die Eingangstür war stahlverstärkt und mit mehreren Riegelschlössern gesichert, so dass der Zugang zu dem Pfandleihhaus die einladende Atmosphäre einer besonders düsteren mittelalterlichen Festung verströmte. Walter Robinson registrierte eine Reihe Spiegel, die verhinderten, dass ein Neuankömmling sich in irgendeinem dunklen Winkel des Ladens verstecken konnte. Kaum ging die Tür auf, schaltete sich eine Videokamera ein, die neben dem Eingang plaziert war, worauf Juan Rodriguez augenblicklich hinwies.
»Hey, Reginald, mein Freund«, rief der drahtige Polizist in übertrieben freundlichem Ton. »Echt raffiniertes Teil da oben. Hightech vom Feinsten. Gefällt mir, echt.
Muy bueno.
«
»Ich muss mein Zeug beschützen«, bemerkte eine mürrische Stimme hinter der Theke.
Reginald Johnson war ein kleiner, untersetzter Mann, der ihnen aus seinen engstehenden Augen finster entgegenblickte und dessen Bodybuilderarme fast den Stoff seines Sporthemds sprengten. An der rechten Hüfte trug er eine Neun-Millimeter-Pistole in einem Holster, um potenziellen Kunden sofort jedwede Flausen auszutreiben, und Robinson vermutete, dass außerdem in seiner Reichweite in einem Fach unter der Theke noch eine Schrotflinte bereit lag.
»Was wollt ihr hier?«, fragte Johnson. »Wenn ihr den Laden durchsuchen wollt, braucht ihr einen Wisch vom Richter.«
»Aber nicht doch, Reggie. Wir gucken uns nur deine Ware an. Wir sehen einfach gerne, was man in der Gegend so kaufen kann. Unsere Art, für eine gute Beziehung zwischen Polizei und Bevölkerung zu sorgen«, erklärte Juan Rodriguez mit beißendem Spott. »Zum Beispiel diese Vitrine da mit all den Knarren, Reggie. Du kannst zweifellos zu jeder davon die entsprechenden Papiere vorzeigen, nicht wahr, alter Junge?«
Rodriguez trommelte mit den Fingern auf einer Glasfläche der Theke.
»Scheeeeeiiiiße«, brummte der Ladenbesitzer.
»Reggie, soll ich für dich die Unterlagen aus dem Safe holen?« Die Frage wurde aus dem abgedunkelten Hinterzimmer des Pfandleihhauses geflötet.
»Diese liebliche Stimme kann nur Yolanda gehören«, flüsterte Lionel Anderson Robinson zu. »Hey, Süße. Komm doch mal raus und sag meinem Partner und mir guten Tag!«
»Yolanda!«, warnte Reginald Johnson hastig, aber nicht schnell genug.
»Ist das Sergeant Lion-Man?«, wollte sie wissen und trat im selben Moment ins Neonlicht des Ladens. Walter Robinson sah auf den ersten Blick, dass sein alter Freund bei Yolandas offensichtlichen Vorzügen nicht übertrieben hatte. Ihre nachtschwarze Mähne fiel ihr in Kaskaden über die kakaofarbenen Schultern. Sie trug ein enges, weißes T-Shirt mit V-Ausschnitt, das den Blick magisch auf ihr Dekolleté lenkte, und sie lächelte Lionel Anderson entgegen, der wie gebannt auf ihre üppigen Rundungen starrte. »Sergeant, wie kommt es, dass wir Sie kaum noch mal zu sehen bekommen?«, fragte sie. »Ich habe Sie vermisst.«
Anderson blickte zur Decke, als erhoffte er sich von dort die Antwort. »Na ja, Herzblatt, wenn ich wüsste, dass du dich nach der Gesellschaft dieses alten Polizisten sehnst, dann bekämst du den besten Polizeischutz, den diese Stadt zu bieten hat, ist dir das klar? Ich meine, rund um die Uhr. Vierundzwanzig Stunden Polizeischutz …«
Yolanda lachte und schüttelte den Kopf. Walter Robinson fragte sich, ob sie vierzehn oder vierundzwanzig war. Beides lag im Bereich des Möglichen.
»Yolanda! Geh und hol diese Papiere aus dem Safe!«, herrschte Reginald Johnson sie beinahe an.
Die junge Frau drehte sich missmutig zu ihm um. »Ich hab dich doch schon gefragt, ob ich sie holen soll«, konterte sie.
»Bring sie her, damit die Cops verschwinden.«
»Geh ja schon.«
»Los, beweg deinen Arsch, Mädchen.«
»Ich sag doch, bin schon
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