Der Täter / Psychothriller
zugeschlagen, machte Robinson sie im Flur kurz mit der stellvertretenden Staatsanwältin bekannt.
»Espy Martinez, darf ich Ihnen Juan Rodriguez und Lionel Anderson vorstellen.«
»Sergeant Lion-Man?«
»Höchst persönlich.« Ihre Hand verschwand in der riesigen Pranke des Sergeants, der sie kräftig schüttelte. »Haben Sie nicht diese Jugendlichen hinter Gitter gebracht? Wegen Hausfriedensbruch?«
»Den Orden hab ich mir verdient«, erwiderte Martinez.
»Das war gute Arbeit«, warf Juan Rodriguez ein, »die Kids waren mit Sicherheit drauf und dran, jemanden umzubringen.«
»Jetzt nicht mehr«, meinte sie.
Beide Sergeants grinsten. »Da können Sie Gift drauf nehmen«, sagte Rodriguez. »Jedenfalls nicht, bis sie wieder aus dem Bau sind.«
Lionel Anderson wandte sich an Walter Robinson. »Nächster Schritt?«
»Hört zu, Jungs«, flüsterte Robinson. »Ihr zwei geht jetzt da rein und steckt Yolanda, dass sie entschieden besser fährt, wenn sie mit uns kooperiert. Gebt ihr das Gefühl, dass ihr nichts Schlimmes passieren kann, wenn sie den Mund aufmacht. Und keine Lügen. Klar?«
»Soll uns ein Vergnügen sein, Walt, alter Kumpel.«
»Wenn es darum geht«, fügte Juan Rodriguez an Espy Martinez gewandt hinzu, »eine junge Frau in einer prekären Situation zu beruhigen, dann ist Lionel genau der richtige Mann.«
»Ich verfüge auf diesem Gebiet über eine gewisse Erfahrung, Ma’am«, bestätigte Sergeant Anderson und legte zum gespielten Salut einen Finger an die Schläfe.
Die beiden uniformierten Polizisten betraten das Verhörzimmer Nummer eins. »Warum nicht das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden?«, kommentierte Robinson grinsend und deutete mit einer Kopfbewegung auf die zwei Kollegen. »Also, ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie unserem knallharten Mr.Reginald die Furcht vor dem heiligen Zorn Gottes und des Strafjustizsystems einflößen. Danach können wir gehen.«
Ohne eine Antwort abzuwarten, drängte Robinson in den Raum. Martinez musste sich beeilen, mit ihm Schritt zu halten. Reginald Johnson hob den Kopf und sah sie mit finsterer Miene an. »Haben Sie meinen Anwalt gerufen?«
»Wie war noch mal die Nummer, Reggie?«, fragte Walter Robinson.
Der Pfandleiher stöhnte nur zur Antwort. »Wer ist das denn?«, fragte er.
»Also, Reggie, jetzt bin ich aber einigermaßen überrascht. Sagen Sie bloß, Sie kennen die Dame nicht?«
»Noch nie gesehen.«
»Bestimmt?«
»Ja, bestimmt. Wer ist das?«
Robinson lächelte kurz, dann beugte er sich vor, bis ihre Gesichter sich fast berührten. Robinson wirkte wie ein Vater, dem jeden Moment die Hand ausrutschen konnte. »Also, Reggie«, zischte Robinson, »ganz bestimmt hast du die Dame schon in deinen Alpträumen gesehen, denn niemand sonst kann dir so viel Feuer unter deinem armseligen Hintern machen. Sie wird dafür sorgen, dass du für lange Zeit in den Bau wanderst, Reggie. Präzise gesagt, Raiford Prison. Vierundzwanzig Stunden Einzelhaft, und ich bin mir absolut sicher, dass dort niemand annähernd so süß wie deine Yolanda ist. Eher kannst du von Glück sagen, wenn dich dort nicht jemand zu
seiner
Yolanda macht …«
Der bullige Mann zuckte unter diesen Worten auf seinem Stuhl zurück. Für einen Moment beäugte er Espy Martinez.
»Dein schlimmster Alptraum, Reggie«, versicherte Walter.
»Ich habe nichts getan. Ich weiß nichts von einem Mord.«
»Ach ja?«
»Meinen Sie, ich frage jeden, der bei mir zur Tür hereinspaziert, wo er seinen Scheiß her hat? Werd mich hüten. Ich taxiere nur den Preis und stell ihnen den Pfandleihschein aus. Mit überflüssigen Fragen hab ich nichts am Hut.«
»Mag ja sein, aber du weißt, wer dir diese Halskette gebracht hat. Die Yolanda so toll fand, dass sie sie sich unbedingt um den Hals hängen musste.«
Johnson zögerte einen Moment.
»Ich kann doch meine Geschäftsgeheimnisse nicht vor der Polizei ausbreiten. Dann hätte ich bald kein Geschäft mehr«, antwortete er schließlich, lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust, als wollte er betonen, dies sei sein letztes Wort.
»Wenn du dich da mal nicht täuschst«, entgegnete Robinson. »Denn jetzt ist dein Geschäft auch meins, und da haben wir ein Problem.«
Johnson blickte stumm und finster geradeaus. Espy Martinez saß am Ende des Tischs und beobachtete den Detective, der hinter dem Tatverdächtigen mal hin und her lief, sich im nächsten Moment wortlos über ihn beugte, dann wieder zurücktrat und schließlich einen Stuhl
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