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Der Täuscher

Der Täuscher

Titel: Der Täuscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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ausgeklügelten Plänen aufnehmen konnte. Zum Ablauf gehörten diverse Doppelgänger und die unerlässliche Mitarbeit eines extravaganten ehemaligen Waffenhändlers aus Südafrika, der über ein Netzwerk aus eifrigen Informanten verfügte. Danny Krueger hatte Hunderttausende von Dollars damit verdient, Waffen so effizient und leidenschaftslos zu verkaufen, wie andere Geschäftsleute Klimaanla-gen und Hustensaft an den Mann bringen. Eine Reise nach Darfur letztes Jahr hatte ihn jedoch nachhaltig erschüttert, denn er bekam zu sehen, was für Gemetzel mit seinen Spielzeugen angerichtet wurden. Daraufhin hatte er den Waffenhandel unverzüglich 8
    aufgegeben und sich in England niedergelassen. Zu der Einsatzgruppe gehörten außerdem Beamte des MI5, Mitarbeiter der Londoner FBI-Zweigstelle und ein Agent des französischen Gegenstücks zur CIA: La Direction Générale de la Sécurité
    Extérieure.
    Niemand hatte auch nur die ungefähre Gegend Großbritanniens gekannt, in der Logan sich versteckt hielt und sein Vorgehen plante, aber der heißblütige Danny Krueger hatte gehört, der Kil er wolle in den nächsten paar Tagen zuschlagen. Da der Südafrikaner noch immer zahlreiche Kontakte im internationalen Untergrund besaß, hatte er sogleich Hinweise über einen »geheimen« Ort gestreut, an dem die Treffen zwischen Goodlight und den Behörden angeblich stattfinden würden. Das besagte Gebäude be-

    saß einen offenen Innenhof und würde dem Attentäter die perfekte Gelegenheit bieten, seine Zielperson zu ermorden.
    Es war zudem der ideale Ort, um Logan zu entdecken und auszuschalten. Das Gebiet wurde weiträumig überwacht, und bewaffnete Kräfte von Polizei, MI5 und FBI standen rund um die Uhr bereit.
    Logan war tatsächlich kurz in der Nähe aufgetaucht, dann aber gleich wieder spurlos von der Bildfläche verschwunden.
    Rhyme saß derweil in seinem batteriebetriebenen roten Rollstuhl im Erdgeschoss seines Stadthauses am Central Park West. Das geräumige Zimmer war längst nicht mehr der anheimelnde viktorianische Salon von einst, sondern ein gut ausgestattetes forensisches Labor, größer als viele derartige Einrichtungen in mittelgroßen Städten.
    Der Kriminalist ertappte sich bei etwas, das er während der letzten Tage häufig getan hatte: Er starrte das Telefon an, auf dessen Kurzwahltaste Nummer zwei ein Anschluss in England gespeichert war, der mit den Ziffern 1212 endete. Die meisten Abteilungen der Kriminalpolizei von Scotland Yard besaßen Rufnummern mit diesen Endziffern, als Reminiszenz an die erste Telefonnummer des Yard: Whitehall 1212.
    »Der Apparat funktioniert doch, oder?«, fragte Rhyme.
    »Gibt es einen Grund, der dagegen spricht?«, erwiderte Thom, sein Betreuer, in einem gemessenen Tonfall, der für Rhyme einem gequälten Seufzen gleichkam.
    »Keine Ahnung. Schaltkreise brennen durch. Telefonleitungen
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    werden vom Blitz getroffen. Es kann alles Mögliche schiefgehen.«
    »Dann solltest du es vielleicht mal ausprobieren. Nur um sicherzugehen.«
    »Kommando«, sagte Rhyme, um der Spracherkennung seines Computers einen Befehl anzukündigen. Das Steuermodul der Haustechnik ersetzte ihm in vielerlei Hinsicht die Körperfunktionen. Lincoln Rhyme war querschnittsgelähmt. Bei einem Unfall an einem Tatort hatte er sich vor Jahren die Wirbelsäule gebrochen - am vierten Halswirbel, fast an der Schädelbasis. Unterhalb dieser Stelle besaß er nur eine sehr eingeschränkte Beweglichkeit. »Telefon, Anrufen, Telefonauskunft.«
    Aus den Lautsprechern ertönte das Amtszeichen, gefolgt von drei Wähltönen. Das ärgerte Rhyme noch mehr, als wenn das Gerät defekt gewesen wäre. Wieso hatte Inspector Longhurst sich nicht bei ihm gemeldet? »Kommando«, rief er barsch.
    »Telefon, Auflegen.«
    »Scheint prima zu funktionieren.« Thom stellte einen Becher Kaffee in den Halter an Rhymes Rollstuhl, und der Kriminalist sog an dem Trinkhalm. Dann schaute er zu der Flasche Glenmorangie in einem der Regale. Der achtzehn Jahre alte Single Malt Whisky stand ganz in der Nähe, blieb für Rhyme aber natürlich stets unerreichbar.
    »Es ist Vormittag«, sagte Thom.
    »Ich weiß, dass Vormittag ist. Hab ich etwa was anderes behauptet? Ich will auch gar keinen Whisky. . Es ist nur so, dass. .« Er hatte auf eine Gelegenheit gewartet, dem jungen Mann diesbezüglich etwas Feuer unter dem Hintern zu machen. »Wenn ich mich recht entsinne, hast du mir gestern Abend ziemlich früh den Hahn zugedreht.
    Nach nur zwei Gläsern. Das

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