Der Täuscher
ist doch so gut wie gar nichts.«
»Es waren drei.«
»Falls du den Inhalt zusammenrechnen würdest - ich rede hier von den Kubikzentimetern -, war es so viel wie zwei kleine Whiskys.« Man konnte sich immerhin nicht nur an Spirituosen berauschen, sondern auch an der eigenen Kleinlichkeit.
»Egal, vormittags gibt es keinen Scotch.«
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»Er lässt mich aber klarer denken.« »Nein, tut er nicht.« »Doch. Und kreativer.« »Auch das nicht.«
Thom trug ein tadellos gebügeltes Hemd, Krawatte und eine Stoffhose. Seine Kleidung war nicht mehr so zerknittert wie früher. Die Arbeit als Betreuer eines Querschnittsgelähmten verlangte viel Körpereinsatz. Aber Rhymes neuer Rollstuhl, ein Invacare TDX, konnte sich in eine waagerechte Liegefläche verwandeln und hatte Thoms Aufgabe sehr erleichtert. Der Stuhl schaffte es sogar, flache Stufen zu erklimmen, und fuhr etwa so schnell, wie ein Jogger mittleren Alters zu laufen vermochte.
»Ich sage, ich will einen Scotch. Da hast du's. Ich habe meinen Wunsch klar artikuliert.
Was sagst du nun?«
»Nein.«
Rhyme schnaubte verächtlich und starrte erneut das Telefon an. »Falls er entwischt. .«
Er hielt inne. »Und, willst du denn nicht machen, was alle machen?«
»Wie meinst du das, Lincoln?« Der schlanke junge Mann arbeitete schon seit vielen Jahren für Rhyme. Im Laufe der Zeit war er einige Male gefeuert worden und hatte auch selbst schon gelegentlich gekündigt. Trotzdem war er immer noch da. Ein Beweis für die Beharrlichkeit (oder Unbelehrbarkeit) der beiden Beteiligten.
»Ich sage >Falls er entwischt<, und daraufhin sagst du >Oh, aber das wird er nicht.
Keine Sorge.< Und von mir wird erwartet, dass mich das beruhigt. Weißt du, das machen die Leute so: Sie reden dir gut zu, obwohl sie nicht die geringste Ahnung vom Thema haben.«
»Aber ich habe nichts dergleichen gesagt. Streiten wir uns jetzt über etwas, das ich hätte sagen können? Ist das nicht wie bei der Frau, die sauer auf ihren Mann wird, weil sie ein hübsches Mädchen auf der Straße gesehen und gedacht hat, er hätte hinterher-geschaut, falls er da gewesen wäre?«
»Ich weiß nicht, wie das ist«, sagte Rhyme zerstreut und war in Gedanken längst wieder bei dem Plan zur Ergreifung Logans. Hatten sie etwas übersehen? War das Areal ausreichend gesichert?
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Konnte man sich darauf verlassen, dass die Informanten nichts durchsickern ließen, das den Killer gewarnt hätte?
Das Telefon klingelte, und auf dem Flachbildschirm neben Rhyme öffnete sich ein Fenster mit der Kennung des Anrufers. Enttäuscht stellte Rhyme fest, dass die Nummer nicht zu einem Anschluss in England, sondern zu einem Apparat in der näheren Umgebung gehörte - im Big Building, Polizeijargon für die Police Plaza Nummer eins in Downtown.
»Kommando, Telefon, Abheben.« Klick. Dann: »Was gibt's?«
»Schlechte Laune?«, fragte eine Stimme aus acht Kilometern Entfernung.
»Bislang keine Nachricht aus England.«
»Und du stehst auf Abruf bereit, oder was?«
»Logan ist verschwunden. Es könnte jeden Moment losgehen.«
»Wie beim Kinderkriegen«, sagte Sellitto. »Wie du meinst. Was ist los? Ich will die Leitung frei haben.« »All die moderne Ausrüstung, und dein Telefon hat keine An-klopffunktion?« »Lon.«
»Okay. Es gibt etwas, das du wissen solltest. Letzte Woche Donnerstag hat sich im Village ein Raubmord ereignet. Das Opfer war eine Frau namens Alice Sanderson. Sie wurde erstochen, und dann hat der Täter aus ihrer Wohnung ein Gemälde entwendet.
Wir haben den Kerl.«
Warum rief er deswegen an? Ein gewöhnliches Verbrechen und der Täter in Haft.
»Gibt's Probleme mit den Spuren?«
»Nein.«
»Würdest du mir dann freundlicherweise den Grund dieses Anrufs verraten?«
»Vor einer halben Stunde hat jemand sich mit dem leitenden Detective in Verbindung gesetzt.«
»Die Jagd auf Logan, Lon. Die Jagd auf Logan.« Rhyme musterte die weiße Wandtafel, auf der sie die Schritte zur Ergreifung des Killers in England notiert hatten. Der Plan war überaus kompliziert.
Und heikel.
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Sellitto riss ihn aus seinen Gedanken. »Hör mal, es tut mir leid, Line, aber ich muss dir mitteilen, dass es sich bei dem Täter um deinen Cousin handelt, Arthur Rhyme. Es geht um vorsätzlichen Mord. Ihm drohen fünfundzwanzig Jahre, und die Staatsanwaltschaft sagt, der Fall sei hieb- und stichfest.«
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. Drei
»Es ist eine Weile her.«
Judy Rhyme saß mit aschfahlem Gesicht in dem Labor. Sie hatte die Finger verschränkt und
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