Der Tag, als das Ufo-Pony in unseren Garten krachte
bestimmt jemandem“, erklärte ihre Mutter etwas sanfter. „Wir müssen versuchen, seinen Eigentümer herauszufinden.“
„Das kann ja so schwer nicht sein“, mutmaßte ihr Mann und ging ins Haus. „Ich rufe die Polizei an und frage, ob die was wissen.“
„Bestimmt hat es sich bei dem Gewitter erschreckt und ist von seiner Weide geflüchtet“, vermutete Annabell Ringelbloom. Sie folgte ihrem Mann ins Haus. „Ruf auch den Tierschutzverein an, Hinnerk. Hier kann es nicht bleiben. Das arme Ding. Aber warum glitzert es so?“
Kathi wiederholte mit glänzenden Augen: „Es ist vom Himmel gefallen. Direkt in unseren Springbrunnen. Und es hat mich ausgesucht. Ich habe jetzt eben ein Ufo-Pony und ich nenne es …“
Doch ihre Eltern hörten schon nicht mehr zu.
„Wow!“, machte stattdessen Mats und rüttelte seine Schwester an der Schulter. „Guck doch mal! Hammer!“
Das Pony scharrte mit den Hufen im Kies. Es entstand ein eigentümliches Muster, das aussah wie …
„Buchstaben!“, raunte Mats verschwörerisch. „Es kann schreiben.“
„Blödsinn“, sagte Kathi und ging einen langsamen Bogen, damit sie die auf dem Kopf stehenden Symbole besser entziffern konnte.
„N-e-i-l-a“, buchstabierte sie. „Neila.“
„Was soll denn das bedeuten?“, fragte Mats enttäuscht.
„Das ist natürlich ihr Name: Neila. So heißt mein Pony. Und es kommt von einem fernen Planeten!“ Sie starrte das Tier mit großen Augen an. „Du kommst doch von einem anderen Stern, oder?“
„Was denn jetzt, Planet oder Stern?“, lästerte Mats und beobachtete dann ebenso fasziniert wie Kathi, dass das Pony erneut systematisch mit den Hufen scharrte. „Wieso kann es überhaupt schreiben? Und noch dazu auf Deutsch? Ist das ein Trick? Hmmm …“ Er überlegte. „Wenn’s einer ist, dann jedenfalls ein sehr guter. Damit könnten wir auftreten und unser Taschengeld aufmotzen.“
„Quatsch, Neila versteht uns“, unterbrach Kathi. „Schau doch nur!“ Sie entzifferte die beiden neuen Wörter im Kiesweg. Doch während sie vorlas, verdüsterte sich ihr Gesichtausdruck. „Da steht X 4 PO ZPR Gamma L . Was soll das denn bedeuten?“
„Mann! Hammer!“, brüllte Mats aufgeregt. „Das ist die Koordinatenangabe eines Sternensystems in einer fernen Galaxie.“ Kathi sah ihren Bruder verständnislos an. „Kohordiwas?“
„Koordinaten, du Blödei“, verbesserte Mats. „Mit denen kann man rausfinden, wo sie wohnt. Ich muss gleich Piet anrufen. Wahnsinn. Geht das Internet wieder?“ Damit wollte er ins Haus stürmen, doch Kathi hinderte ihn und hielt ihn am Ärmel fest.
„Das wirst du nicht tun! Überleg doch mal. Dann spricht sich das rum und dann holen sie Neila ab und machen fiese Experimente mit ihr. Wie im Fernsehen!“
Mats bremste ab. „Hmm“, stutzte er. „Du könntest recht haben. Blöd.“ Dann hellte sich seine Miene auf. „Genial. Wir machen eigene Experimente. Wir erforschen das Glitzer-Pony und werden berühmt. Und reich!“
„Du spinnst doch.“ Kathi tippte sich an die Stirn. „Erst mal müssen wir Papa und Mama davon überzeugen, dass ich Neila behalten darf.“
„Wir, meinst du wohl“, sagte Mats und funkelte seine Schwester an. „Sonst wüsste ich nicht, wieso ich das Ding da beschützen und verheimlichen sollte.“
Kathi presste die Lippen aufeinander und knirschte mit den Zähnen. Das tat sie immer, wenn er es wieder einmal geschafft hatte, sie in eine Sackgasse zu manövrieren. Das war ja glatte Erpressung!
Mats schlenderte pfeifend an Neila vorbei zur Treppe. „Noch ’n Stück Beton?“, fragte er freundlich und kickte Neila einen weiteren Zementbrocken vor die Hufe.
Kapitel 3
… in dem ein Stall gebaut wird, der aber auch keine Lösung ist, Neila ziemlich viel verwechselt und Kathi gerade noch verhindern kann, dass Mats all seinen Freunden von einem außerirdischen Pony erzählt.
„Niemand vermisst ein Pony und die Polizei will es auch nicht nehmen. Die sagen, sie haben momentan genügend andere Probleme. Das Gewitter hat den Strom im gesamten Viertel lahmgelegt. Das kann noch Stunden dauern.“ Hinnerk Ringelbloom kratzte sich zerknirscht am Kopf und sah seine Frau an. „Was machen wir denn jetzt?“
Die Erwachsenen betrachteten das nasse glitzernde Pony, das immer noch neben dem zerborstenen Springbrunnen stand und Zementbrocken knabberte.
Kathi sah flehend von einem zum anderen. „Ich könnte im Fahrradschuppen einen Stall bauen, bitte!“
„Und das Tierheim?“,
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