Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel
international bekannter UFO-Forscher, war über das Geheimnis der fliegenden Untertassen gestolpert und wollte es veröffentlichen. Da klopften die drei Männer bei ihm an. Danach war er zu krank, um zu essen, zu verstört, um zu sprechen.
»Und jetzt kommen sie dich holen«, sagte Jeff.
»Die waren es nicht. Das hat die Polizei uns gesagt. Sie glauben, es waren Teenager, wahrscheinlich aus Braxton«, denn Braxton war ein älterer Ort, ein ärmerer Ort, den es schon sechzig Jahre gegeben hatte, bevor irgendjemand auf die Idee kam, eine Vorstadtsiedlung namens Kellerfield anzulegen. Aber Rosa Pagliano stammte von dort, hübsch und klug, wie die Rose aus Spanish Harlem in dem Song. »Und diese Studentin hatte auch nichts damit zu tun. Wahrscheinlich war sie an der Temple University, genau wie sie gesagt hat.«
»Klingt ja sehr wahrscheinlich.«
Jeff meinte es nicht ernst. Er glaubte ebenso wenig daran, dass Benders drei Männer in unser Haus eingebrochen waren, wie er glaubte, dass ein UFO aus dem Himmel zu mir herabgekommen war und gesagt hatte: Bis zur Samung. Er hätte gelacht, wenn ich ihm erzählt hätte, dass ich dazu übergegangen war, schon frühmorgens unsere Straße nach einem fremden
Auto mit drei Männern abzusuchen, die zurückgekommen waren, um zu beenden, was sie begonnen hatten. Ich stellte sie mir schlank und ungewöhnlich groß vor, wie Schatten im Sonnenuntergang.
»Wenn dieses Mädchen wirklich vom College war«, sagte Jeff, »wieso hat sie dann nicht gesagt, wie sie heißt?«
»Hat sie. Meine Mutter konnte sich nur nicht mehr erinnern.«
»Wir kommen nach Braxton«, sagte Jeff.
Ich sah aus dem Fenster. Er hatte recht. Wir waren vom Highway abgebogen. Musste wohl eine neue Haltestelle auf der Route nach Philadelphia sein. Wettergegerbte Häuser, von denen die Farbe abblätterte, standen auf beiden Seiten der Straße. Die Gehwege waren geborsten und verdreckt.
»Der Einbruch war neunundzwanzig Tage danach«, sagte ich. »Nach meinem Abend mit dem UFO.«
»Und?«
»Das ist fast genau ein Mondmonat.«
»Und?«
Sollte ich ihm von dem Anruf erzählen, den ich bekommen hatte? Zum hundertsten Mal beschloss ich: lieber nicht. Der Bus wurde langsamer. Ein Kribbeln, höchst unangenehm, breitete sich von meinem Unterleib her aus. »Da ist sie«, sagte Jeff.
Da war sie. Wartete neben einem mit Graffiti beschmierten Schild, auf dem »Bushaltestelle« stand, in einem grauen Mantel, der aussah, als sei er nicht für sie gekauft worden – das Mädchen, nach dem Jeff und ich beide verrückt waren. Rosa.
»Rutsch rüber«, sagte sie zu Jeff.
Der Fahrer fuhr los, als hätte er es eilig. Mein Herz, das laut klopfte, seit ich sie an der Haltestelle entdeckt hatte, beruhigte
sich langsam. Sie drehte sich auf ihrem Sitz um, lächelte mich an, und da ging es gleich wieder los.
Rosa mochte mich. Wir waren seit der siebten Klasse befreundet, als sie noch das süße, zierliche Mädchen war, das in Gesellschaftskunde neben mir saß. In der achten Klasse war sie immer noch zierlich, jedoch erblüht. Ich muss nicht erklären, was ich mit »erblüht« meine. Jeff merkte es allerdings vor mir. Ihre braunen Augen waren riesig, ihre Lippen voll, und doch erinnerte mich ihr Gesicht an ein Kätzchen. Vielleicht lag es an ihren Wangenknochen. Ihr honigblondes Haar fiel in Locken um ihre Wangen. Sie wollte keine Mütze tragen, obwohl es so kalt war. Oder vielleicht hatte sie keine.
»Brrr, ist mir kalt! Was meint ihr, Jungs? Wie lange noch?«
»Wie lange noch was?«, sagte Jeff zu ihr.
»Wie lange müssen wir noch mit diesem bescheuerten Bus fahren?«
Ich erinnerte mich, dass sie gesagt hatte, es gäbe Orte auf dieser Welt, die mit dem Stadtbus unerreichbar blieben, und die Fahrkarten seien mit dem Geld fürs Babysitten sowieso nicht zu bezahlen. Jeff fing an, darüber zu reden, dass wir in drei Jahren den Führerschein machen konnten, aber das interessierte sie nicht. Sie wollte, dass wir unser eigenes UFO bauten, um damit herumzureisen. Und zwar sofort.
»Kommt schon, Jungs! Wir schaffen das. Damit ich mir nicht mehr meinen armen Hintern an der Bushaltestelle abfrieren muss.«
Möglicherweise wurde ich bei der Erwähnung ihres Hinterns ein bisschen rot. Einmal, in der siebten Klasse, hatte sie im Gesellschaftskundeunterricht, als der Lehrer nicht herübersah, ihr Kleid halb hochgezogen, um mir was zu zeigen … Doch was ich da dachte, tat mir weh. Und schmutzig war es auch, und ich wollte es nicht denken.
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