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Der Tag, an dem du stirbst

Der Tag, an dem du stirbst

Titel: Der Tag, an dem du stirbst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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grausamen Spiel so spät vom ritualisierten Muster abgewichen war, war mehr als verwunderlich.
    Abigail hatte etwas anderes gesucht.
    Jemand anderen.
    Wie D.D. war sie hinter Charlene her.
    Hatte sich aber zuerst an Nancy Grant vergriffen, um Charlene mit ihr zu ködern.
    D.D. griff nach ihrem Handy und rief die Spurensicherung ins Motel.
    Wenig später saß sie wieder in ihrem Wagen und verließ den Parkplatz. Ihre Gedanken rasten.
    Abigail hatte es auf ihre Schwester abgesehen. Sie wollte sich an ihr rächen. Aber wo sollte der Showdown stattfinden?
    In Charlenes Zimmer in Cambridge. Der einzig logische Ort. Aber dort hatte die Streife schon nachgesehen. Sie war am Haus vorbeigefahren. Hatte an die Tür geklopft. Es schien niemand zugegen gewesen zu sein. Kein Lebenszeichen.
    War das womöglich ein Zeichen des Todes?
    D.D. bog gerade in Charlenes Straße ein, als ihr auf dem Fußgängerweg eine Bewegung ins Auge fiel.
    Sie trat auf die Bremse und zwang das nachfolgende Fahrzeug zu einem riskanten Ausweichmanöver. Der Fahrer drohte ihr mit einer obszönen Geste. D.D. nahm kaum Kenntnis davon. Sie hatte ihren Wagen bereits verlassen und streckte die Hand aus.
    «Tulip!», rief sie. «Komm her, mein Mädchen. Keine Angst, ja, so ist gut. Erinnerst du dich an mich? Du warst in meinem Büro. Ich bin eine Freundin von Charlie.»
    Die weiß-braun gescheckte Hündin zögerte, wedelte vorsichtig mit dem Schwanz, kam aber dann näher und schnupperte an D.D.s Hand.
    D.D. streichelte ihr den Kopf und spürte, wie sie zitterte.
    «Wo ist Charlie, Tulip? Weißt du das? Ich mache mir Sorgen um sie. Willst du mir nicht helfen? Komm, Tulip, zeig mir, wo Charlie ist.»
    Und sie staunte nicht schlecht, als Tulip herumfuhr und zielsicher die Straße entlanglief. Einmal schaute sie zurück, als wollte sie sich vergewissern, dass D.D. ihr folgte. Dann legten beide, Hündin und Detective, einen Schritt zu.

[zur Inhaltsübersicht]
    43. Kapitel
    Wie viele Defensivmanöver hatte ich nicht während des vergangenen Jahres einstudiert, wie die Deckung zu halten, auszuweichen und selbst Schläge zu verteilen. Mit ruhigem Arm zu zielen und abzudrücken. Zu rennen und zu rennen und auch dann nicht schlappzumachen, wenn meine Beine vor Erschöpfung zitterten.
    Der 21. Januar war erreicht.
    Ich lag halb kollabiert auf dem Holzboden, hörte Geschrei und roch Schießpulver.
    Und ich tat das einzig Logische, was ich in meiner Situation tun konnte.
    Ich hob die Sprühdose an meine Lippen und drückte aufs Ventil.
    Es krachte wieder, Schuss Nummer drei und vier. Auf Händen und Knien warf ich mich ins Getümmel.
    Jemand stöhnte. Ich entdeckte meine Vermieterin Frances. Sie lag zusammengerollt am Boden und hielt ihre Hand auf die Schulter gepresst.
    «Helfen Sie mir», stöhnte sie wieder. «Charlie, Charlie, helfen Sie mir …»
    «Versprochen», flüsterte ich. «Aber seien Sie jetzt still.»
    Schatten huschten umher. Einer ragte hoch über mir auf. Abigail. Sie hielt immer noch die Pistole in der Hand, schien aber zu wanken.
    «Wo bist du?», schrie sie. Sie folgte mit der Waffe einem anderen Schatten. Ich erstarrte, war mir aber nicht mehr sicher, ob meine Schwester tatsächlich auf mich schießen würde.
    «Alles in Ordnung mit dir?» Ich sprach so ruhig wie möglich. «Abby?»
    «Halt’s Maul! Ich weiß, dass du mit ihr unter einer Decke steckst. Hast mich und Mom wegen ihr im Stich gelassen. Sei’s drum, du willst es nicht anders.»
    Plötzlich richtete sie die Waffe auf mich und bewegte den Finger am Abzug.
    Nach dem Bruchteil einer Schrecksekunde wälzte ich mich blitzschnell zur Seite, von Frances weg und auf den Ohrensessel zu, der nun leer war. Ich war noch in Bewegung, als Abigail ihre Waffe abfeuerte, und ging in Deckung, während meine Tante, die sich anscheinend hinter den drei Sesseln am Erkerfenster befand, zu schreien anfing.
    «Es war nicht ihre Schuld!», rief meine Tante. «Sie hatte keine Ahnung. Ich habe ihr nie etwas davon erzählt.»
    «Wovon erzählt?», rief ich zurück, obwohl mir schwante, dass ich es längst wusste.
    Abigail hörte auf zu schießen, offenbar selbst interessiert an der Antwort unserer Tante. Ich nutzte die Feuerpause, um einen Blick zu riskieren und meine Möglichkeiten einzuschätzen.
    Frances war ernsthaft verletzt und bedurfte dringend medizinischer Hilfe. Von Abigail ging Gefahr aus. Und meine Tante … Keine Ahnung. Fest stand nur, dass ich handeln musste.
    «Ich habe eure Mutter in Colorado

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