Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tag, an dem du stirbst

Der Tag, an dem du stirbst

Titel: Der Tag, an dem du stirbst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
Vom Netzwerk:
enthalten, was für kleine Kinder ungeeignet war.
    Etwas Gruseliges?, hatte er seine Mutter gefragt. Er mochte keine gruseligen Filme, was er aber seinen Klassenkameraden gegenüber niemals zugeben würde. Von solchen Filmen bekam er immer Albträume.
    So etwas in der Art, hatte seine Mutter geantwortet.
    Darum hütete er sich, mit Fremden online zu «reden» oder angehängte Dateien zu öffnen. Aber Helmet Hippo und Pink Poodle waren keine Fremden. Sie waren andere Kinder, die sich bei AthleteAnimalz trafen. Und statt ihm gruselige Videos zu schicken, verrieten sie ihm Tricks, wie er mehr Punkte gewinnen konnte.
    Jesse wollte mehr Punkte gewinnen. Deshalb war ihm jeder neue Trick willkommen.
    Und seine Mutter erlaubte ihm, in die Stadtbibliothek zu gehen. Sie mochte sie schließlich selbst und ging öfter mal mit ihm hin, wenn sie Bücher für ihre Ausbildung brauchte. Wenn er sie darum bat, nach der Schule hingehen zu dürfen, würde sie es bestimmt erlauben. Natürlich würde er nie zu einem Fremden ins Auto steigen oder ihm in dessen Haus folgen. Das war klar. Aber mit einem anderen Kind in der Stadtbibliothek am Computer zu spielen … dagegen war doch nichts einzuwenden.
    Jesse las die Nachricht noch einmal.
    Pinky Poo. Ein Mädchen. Allerdings eines, das richtig gut Baseball spielen konnte. Supergut mit dem Schläger. Sogar noch besser als Helmet Hippo. Und würde es ihm nicht gefallen, wenn er sich später einloggte und noch mehr Punkte für sein Team einheimsen könnte …?
    Jesse fasste einen Entschluss. Mit dem Zeigefinger tippte er eine Antwort ein, was ziemlich mühsam war. Immerhin half ihm Pink Poodles Brief, einzelne Wörter richtig zu buchstabieren.
    Baseball ist auch mein Lieblingsspiel. Ich komme. Nach der Schule. Kein Ding , fügte er hinzu, weil er das cool fand. So sprachen ältere Kinder, Schüler ab der Sechsten.
    Er lehnte sich zurück und las seine Antwort ein letztes Mal durch.
    Jesse war zufrieden. Er berührte den Bildschirm, auf dem seine sorgfältig verfasste E-Mail stand, mit der Hand und bewunderte, was er zustande gebracht hatte. Das konnte sich sehen lassen und war wie ein Text eines Schülers aus der Sechsten, wie er fand.
    Jesse drückte auf Senden.
    Gleichzeitig klingelte jenseits der dünnen Wand der Wecker seiner Mutter.

[zur Inhaltsübersicht]
    17. Kapitel
    Hallo. Mein Name ist Abigail.
    Kennen wir uns?
    Keine Sorge. Wir werden uns noch kennenlernen.
    Hallo. Mein Name ist Abigail.

[zur Inhaltsübersicht]
    18. Kapitel
    D.D. entschied sich für Schwarz. Und verliebte sich aufs Neue.
    Kaffee. Heiß. Aromatisch. Ohne Milch und Zucker. Fast zärtlich umschloss sie die Tasse mit beiden Händen und spürte, wie sich die Wärme des Getränks von den Fingern bis in die Handgelenke ausbreitete. Dieser erste Dufthauch, den sie genüsslich einatmete. Sich Zeit dafür nahm. Einen lange vermissten Freund willkommen hieß.
    «Verdammt, nun trink doch endlich!», blaffte Phil.
    Sie betrachtete ihn mild. Er saß zwischen Detective O und Neil. O trug an diesem Morgen einen eng anliegenden dunkelroten Pullover, in dem sie fast wie ein Victoria’s-Secret-Model aussah. Im Unterschied dazu wirkte Neil, als hätte er die Nacht im Leichenschauhaus verbracht. Als Leiche.
    «Seit wann fluchst du?», fragte D.D. über den Tassenrand hinweg und durch den aromatischen Duft hindurch, der ihren Sinnen schmeichelte.
    «Und seit wann machst du Werbung für Folgers? O und ich sind schon die ganze Nacht auf den Beinen, Neil die halbe Nacht. Wir wollen endlich ins Bett.»
    Seine Klage wirkte. D.D. fühlte sich schlecht und musterte ihr erschöpftes Team, die überanstrengten Augen und müden Gesichter. Sie selbst sah bestimmt nicht besser aus, hatte sie doch auch die ganze Nacht kein Auge zugemacht. Nur war der Grund dafür kleiner und hartnäckiger.
    «Na schön», sagte sie. «Fangen wir an. Du zuerst.»
    Sie nahm den ersten Schluck, und sofort legte ihr Herz einen Schlag zu. Sie schmeckte das Koffein und spürte es in den Blutkreislauf springen und ihn so herrlich in Wallung bringen, dass sie am liebsten geseufzt und das ganze Ritual wiederholt hätte. Was sie dann auch tat.
    «Um Himmels willen!», rief Phil.
    «Möchtest du auch einen Schluck?»
    «Ja.»
    Phil eilte nach draußen, um sich auf die Suche nach frischem Kaffee zu machen. O schüttelte den Kopf. Neil verschränkte die Arme auf dem Tisch und ließ seinen Kopf darauffallen.
    Ein neuer Tag im Paradies, dachte D.D. und nippte an ihrer

Weitere Kostenlose Bücher