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Der Tag, an dem du stirbst

Der Tag, an dem du stirbst

Titel: Der Tag, an dem du stirbst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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finde ich bei der Gelegenheit dann auch.»
    «Was machen Sie am Einundzwanzigsten?», wollte er plötzlich wissen.
    «Wie bitte?»
    «Am Einundzwanzigsten, Samstag. Haben Sie dann schon was vor?»
    «Warum?» Meine Stimme hatte einen etwas zu schrillen Klang. Die Hände an meinen Seiten waren geballt. Ich wusste nicht, ob er es bemerkte, aber Tulip kam auf mich zu und schmiegte sich an meine Beine.
    «Sie wollen nicht mit mir Kaffee trinken und auch nicht zu Abend essen. Bliebe noch der Brunch.»
    «Brunch?»
    «Samstag, am Einundzwanzigsten. Um eins im Café Fleuri, Hotel Langhan. Die haben dort ein All-you-can-eat-Buffet. Große Auswahl. Was sagen Sie?»
    Ich … ich wusste nicht, was ich darauf sagen sollte. Eine Antwort erübrigte sich auch, denn in diesem Moment leuchtete neben mir der Monitor auf. Der Kopfhörer gab Geräusche von sich. Rettung in letzter Sekunde.
    Ich streifte das Headset über und wandte mich dem ANI/ALI-Schirm zu.
    «Sie können mir nicht immer davonlaufen», murmelte Tom hinter mir.
    Ich fuhr herum, doch er war schon im Gehen begriffen, schaltete das Licht wieder aus und ließ mich im Dunkeln zurück.

[zur Inhaltsübersicht]
    16. Kapitel
    Um halb sechs in der Frühe stahl sich Jesse aus dem Bett. So leise wie möglich schlich er über den dunklen Flur in Richtung Esstisch. Die Tür zum Schlafzimmer seiner Mutter war geschlossen. Trotzdem hielt er kurz inne und lauschte angestrengt. Auf der anderen Seite war kein Laut zu hören. Seine Mutter schlief. Gut.
    Er bewegte sich weiter auf sein Ziel zu: den alten Laptop, der auf dem Esstisch lag und ihn unwiderstehlich anzog. Auf ihm thronte wartend Homerun-/Zombie-Bear.
    Jesses Mutter liebte Regeln. Eine lautete: morgens vor der Schule kein Fernsehen, kein Computer. Wochentags standen sie immer um halb sieben auf. Sie frühstückten gemeinsam. Dann packte sie ihm sein Lunchpaket, während er sich anzog, die Zähne putzte und die Haare kämmte. Um zwanzig nach sieben polterte er durch das Treppenhaus hinunter auf die Straße, wo er um halb acht in den Bus stieg.
    So begann ihr Tag. Jesse ging zur Schule, seine Mutter zur Arbeit.
    Von Montag bis Freitag folgte Jesse dieser Routine, hielt sich an die Regeln. Damit machte er seine Mutter glücklich, und es gefiel Jesse, wenn seine Mutter glücklich war. Dann lächelte sie, zauste ihm die Haare und kaufte ihm Süßigkeiten, von denen sie eigentlich nichts hielt, zum Beispiel Twinkies. Und sie sagte dann, dass sie ein Team seien, Jenny und Jesse gegen den Rest der Welt. Abends kuschelten sie immer auf dem Sofa; sie las ihm eine Gruselgeschichte für Kinder vor, während er mit seinem Kopf an ihrer Brust lehnte, wie ein Baby, aber das war okay, denn sie waren ja unter sich, Jesse und Jennifer gegen den Rest der Welt.
    Jesse liebte seine Mutter.
    Er hatte in dieser Nacht nicht schlafen können und die ganze Zeit an das Spiel mit Helmet Hippo denken müssen. Jesse mochte diese Website. Auf ihr gab es immer was zu tun. Aber gestern … das mit Helmet Hippo gestern Nachmittag war einfach super gewesen. Er hatte einen echten Freund gefunden, der an ihn glaubte und große Stücke auf ihn hielt. Da war tatsächlich ein älterer Junge, der ihn gut fand.
    Jesse wollte unbedingt wieder zurück ins Spiel.
    Heute war zwar Schultag, aber darauf konnte er keine Rücksicht nehmen.
    Er hatte sich schon am Abend einen Plan zurechtgelegt und den Wecker gestellt, um eine Stunde früher wach zu sein als seine Mutter. Noch im Dunkeln – die Sonne würde erst später aufgehen – war er aus dem Bett gekrochen und in seinen Vliesbademantel geschlüpft. Das schummrige Nachtlicht im Flur hatte ihn in seinen dicken Puschen lautlos vom Schlafzimmer zum Wohnzimmer geführt, bis er schließlich vor dem Laptop stand. Er knabberte an der Unterlippe und betrachtete Zombie-Bear.
    Schnell schob er den Teddy beiseite, klappte den Laptop auf und drückte den Netzschalter. Leise summend fuhr der Rechner hoch. Alt, wie er war, brauchte er eine Weile.
    Die Wartezeit nutzte Jesse für Phase zwei seines Plans. Er machte sich Frühstück. Danach wollte er sein Schulbrot selbst schmieren und die Schultasche packen, um seiner Mutter zu gefallen. Wenn sie ihn vor dem Computer erwischte, was wohl nicht ausbleiben würde, konnte sie ihm so nicht wirklich böse sein. Schon gefrühstückt? Schon fertig für die Schule? Ja, und das Schulbrot brauchte sie ihm auch nicht zu machen.
    Regeln ließen sich manchmal ein bisschen beugen. Letztlich zählte

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