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Der Tag an dem ich cool wurde

Der Tag an dem ich cool wurde

Titel: Der Tag an dem ich cool wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juma Kliebenstein
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nächsten Pause legte er auch gleich los.
    Er ging zu unserem Klassenschrank und wühlte darin herum. Als er zurückkam, sah er höchst zufrieden aus.
    »Los, geh zu Yannic und lenk ihn irgendwie ab«, sagte er. »Was hast du denn vor?«, fragte ich.
    »Wirst du sehen«, sagte Karli. Er kniff die Augen zusammen und starrte wild entschlossen Richtung FabFive.
    Ein bisschen mulmig war mir schon zumute, aber ich wusste, dass Karli recht hatte. Es wurde höchste Zeit, sich zu wehren! Also schlenderte ich zu Yannic hinüber. Mir rutschte das Herz in die Hose. Karli kam hinter mir her. Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und tippte Yannic, der natürlich mit den anderen Fabs zusammen im Flur stand, auf die Schulter.
    »Na, Blödmann?«, sagte ich. Ich schwitzte.
    Yannic drehte sich um. Er starrte mich ungläubig an.
    »Was?«, sagte er. »Was hast du gesagt, Fettwanst?« Hoffentlich war Karlis Plan gut.
    In diesem Moment sah ich, wie Karli sich von hinten an Yannic heranschlich. Er zog seine rechte Hand, in der offensichtlich etwas verborgen war, hinter dem Rücken hervor. Ich hielt die Luft an.
    Und dann rumste es auch schon und etwas troff von Yannics Kopf herunter. Etwas, das fürchterlich stank. Nach faulem Ei.
    »Los!«, japste Karli.
    Das hätte er nicht zweimal sagen müssen. Wir nutzten die Schrecksekunde und rannten den Flur hinunter zum Schulklo. Wir sprangen in eine Kabine und schlossen ab.
    Es dauerte nicht lange, bis wir die Tür auf fliegen hörten.
    »Ich bringe euch um, ihr miesen kleinen Frettchen!«, brüllte Yannic und rüttelte an der Kabinentür.
    Zum Glück klingelte es gerade. Yannic fluchte noch eine Weile herum und trommelte an die Kabine, dann hörten wir Wasser laufen, er brüllte: »Arschgesichter!«, und schließlich schlug die Tür zu. Es wurde still.
    »Was hast du denn gemacht?«, fragte ich.
    Karli grinste.
    »Ich hab ein Ei aus dem Klassenschrank geklaut«, sagte er. »Und es diesem Blödmann auf den Kopf gehauen.«
    »Was?«, rief ich. Jetzt war mir auch klar, wo die vergammelte Sahne herkam. Im Klassenschrank lagen nämlich noch ein paar Sachen vom Schulfest herum.
    »Ich hab keine Lust mehr, den Affen aus mir machen zu lassen«, sagte Karli.
    Und da spürte ich unter meiner Angst noch etwas anderes: Wir würden nicht mehr die Freaks sein, die alles mit sich machen ließen. Schließlich waren wir jetzt zu zweit. Die Fabs konnten sich schon mal warm anziehen!

    Mittags ging es zu Hause genauso rasant weiter.
    Karli kam gleich nach der Schule mit zu mir zum Mittagessen. Das Gute an diesem Freitagmittagessen war, dass Opa da war, denn er isst jeden Freitag bei uns, weil Oma da ihren Frauenklatsch-Nachmittag hat und sich weigert, ihm ein Essen vorzukochen.
    »Ich koch nur, wenn ich selbst was davon habe«, hat sie damals gesagt, als das mit den Frauenklatsch-Nachmittagstreffen anfing. »Das mit der Emanzipation kann doch nicht alles umsonst gewesen sein, das war ja noch schöner«, hat sie gerufen und ist mit Hut und Handschuhen aus dem Haus gegangen, zu ihrem Frauenklatsch-Nachmittagskaffeekränzchen.
    Und, das wusste Opa, wenn Oma so was einmal sagt, dann bleibt das auch so. Er hat ihr hinterhergebrüllt: »Ja, und Mann bleibt Mann, und bevor ich koch, verhunger ich freiwillig!« Er wollte aber nicht verhungern und ganz sicher nicht kochen lernen, also ist er einfach ins Auto gestiegen, zu uns gefahren und hat sich an den Tisch gesetzt. Das macht er jetzt freitags immer.
    Das war das Gute an diesem Freitag. Das Schlechte an diesem Freitag war, dass Papa prima Laune hatte (weil er freitags immer schon um zwölf Uhr freihat) und Mama ganz miese. Das passiert nicht oft, aber wenn, dann ist es überhaupt nicht gut. Weil Mama es nämlich gar nicht leiden kann, dass andere fröhlich sind, wenn sie wütend ist. Und schon gar nicht kann sie es leiden, wenn derjenige fröhlich ist, auf den sie gerade eine Riesenwut hat.
    »Eric«, sagte Mama, »reich mir doch bitte mal die Schüssel mit dem Kartoffelsalat.«
    Mama kann selbst einen harmlosen Satz so sagen, dass man Angst bekommt, auch wenn man nicht Papa ist.
    Es klingt dann, als hätte sie über die Worte einen Zucker gestreut, der so klebrig süß ist, dass er Papa die gute Laune im Hals verkleben könnte. Papa hat aber nichts gemerkt, sondern nur »Gern, mein Schatz« gesagt und ihr die Schüssel gegeben. Dabei ist sein Hemdsärmel hochgerutscht. Man hat die Rosi-Tätowierung gesehen. Eigentlich nur das si von Rosi und die Herzspitze und ein

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