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Der Tag an dem ich cool wurde

Der Tag an dem ich cool wurde

Titel: Der Tag an dem ich cool wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juma Kliebenstein
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Schubert.«
    Der Bodel zuckte zusammen. Er erträgt keine lauten Stimmen. Ich sah, dass dieser Yannic einen Kopfhörer trug. Er hatte zwar eine Kappe auf, aber das schwarze Kabel, das von seinem Ohr bis zur Jackentasche führte, war kaum zu übersehen. Die FabFour grinsten. Lucas sah zu seinem Busenfreund Tim und hob den Daumen. Das Großmaul freute sich natürlich auf jemanden, der genauso supercool war wie er. Aline und Meike kicherten. Ein paar andere Mädchen tuschelten. Klar, für die Hühner war dieser Yannic der neue Star, er sah aus, als käme er gerade von einem Fotoshooting für ein In-Klamotten-Magazin.
    Jetzt räusperte sich der andere. Er war klein und dünn und ziemlich blass, ein bisschen wie die Sprühsahne, die ich immer gern auf saftigem Erdbeerkuchen esse. »Karli Rosenberg«, piepste es von irgendwoher, und es dauerte einen Moment, bis ich begriff, dass diese seltsam hohen Töne aus Karlis Mund stammten.
    Für ein paar Sekunden war es ganz still in der Klasse. Dann aber knallte es vor lauter Lachen richtig los. Alle haben so gelacht, dass es in den Ohren wehtat.
    Mir tat der arme Karli leid. Ich glaube, ich an seiner Stelle wäre jetzt im Boden versunken. Oder rausgelaufen oder was weiß ich.
    Karli aber nicht.
    Er blieb da vorne stehen und schaute alle an. Ich weiß nicht, wie er das gemacht hat, aber er hat tatsächlich jeden Einzelnen gleichzeitig angeguckt. Dann räusperte er sich wieder. »Idioten«, sagte er. Laut und deutlich, mit seiner hohen Stimme, hat er gesagt: »Idioten.«
    Das war bis in den letzten Winkel zu hören.
    Alle waren still. Der Bodel auch. Er hat sogar ein bisschen gezuckt, als Karli ein zweites Mal »Idioten« gesagt hat.
    Jetzt drehte sich Karli zu Bodel um.
    »Entschuldigung«, sagte er zu ihm, »aber was soll man da sonst sagen.«
    Dann seufzte er und drehte sich wieder zur Klasse um und guckte so friedlich, als wäre gar nichts passiert.
    Das war der Moment, in dem ich am liebsten aufgestanden wäre, um zu applaudieren. Es war allerdings auch der Moment, in dem noch etwas anderes geschah.
    Rrrrrrrtsch, hörte ich ganz leise, so leise, dass man es eigentlich kaum wahrnehmen konnte. Aber weil es nach Karlis Auftritt so still war in der Klasse, war es laut genug. Und dieses Rrrrrrrtsch kam aus Karlis Richtung. Und weil sowieso jeder Karli anstarrte, konnten auch die in den hinteren Reihen, die das Rrrrrrrtsch vielleicht nicht gehört hatten, sehen, was als Nächstes passierte.
    Karlis linkes Ohr ploppte unter seinem Haarbüschel hervor. Es war ein sehr großes, feuerrotes Ohr und daran baumelte ein Stück Klebestreifen. Da ploppte es schon erneut und auch das rechte Ohr sprang aus seinem Haarbüschel hervor. Auch dieses Ohr war sehr groß und feuerrot. Und dann wurde der ganze Karli feuerrot.
    Da stand er, mit zwei riesig großen, von seinem roten Kopf abstehenden roten Ohren, an denen Klebestreifen baumelten.

    Die ganze Klasse wieherte.
    »Ruhe!«, schrie Bodel. Bodel schreit höchst selten, und wenn, ist es besser, schnell aufzuhören mit dem, was man gerade tut.
    Trotzdem dauerte es eine Weile, bis das Gegröle nachließ. Da Bodel von seinem Platz aus gar nicht sehen konnte, was gerade mit Karlis Ohren passiert war, sagte er nur noch: »Äh, ja, setzt euch dahin, wo noch was frei ist, der Rest wird sich schon finden«, und begann, Vokabeln an die Tafel zu schreiben.
    Die zwei Neuen machten sich auf, einen Platz zu finden. Karli blieb bei dem freien Stuhl neben mir stehen.
    »Kann ich?«, fragte er leise. Seine Ohren glühten immer noch.
    »Klar doch«, sagte ich und rückte zur Seite.
    Er setzte sich und holte seinen Block und ein Mäppchen heraus.
    Es war schwarz mit silberner Aufschrift: AC/DC.
    Ich grinste. Endlich mal jemand mit Musikgeschmack, dachte ich, deutete auf das Mäppchen und hob den Daumen. Ich schob Karli mein Französischbuch hin, auf dem ich einen Gitarristen auf die Spitze des Eiffelturms gemalt hatte. Jetzt grinste auch Karli. Dann rieb er sich hinter den Ohren und warf ein Klebestreifenkügelchen auf den Tisch.
    »Ist jetzt eh egal«, murmelte er vor sich hin.
    Ich zeigte auf meine Brille und verdrehte die Augen.
    Karli kicherte.
    Und ab da wurde alles anders.

...5: Von echter Musik und echten Freunden

    Es war das erste Mal, dass ich in der Pause nicht alleine war. Es regnete, und Bodel blieb sitzen, um irgendwelche Vorbereitungen zu machen. So kamen wenigstens die FabFour nicht dazu, Karli blöd anzumachen wegen seines Auftritts. Sie waren

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