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Der Tag an dem ich cool wurde

Der Tag an dem ich cool wurde

Titel: Der Tag an dem ich cool wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juma Kliebenstein
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Praxis bis auf Weiteres geschlossen.

    Stattdessen gab es bis auf Weiteres Karli-Tage. Karli jammerte mir am Telefon vor, dass er eigentlich schon wieder zur Schule kommen könnte, er fühlte sich nämlich wieder recht gesund, aber seine Mutter bestand darauf, dass er sich noch ein paar Tage erholen müsste. Sie wuselte den ganzen Tag mit Wärmflaschen und Teetassen um ihn herum.
    »Glaub mir«, sagte Karli, »davon werde ich krank.«
    Die Schultage ohne Karli waren für mich nicht gerade ein Zuckerschlecken. Die Fabs hatten sich nach Karlis Eieraktion erstaunlicherweise mit größeren Racheaktionen zurückgehalten, aber das machte mich eher noch nervöser. Sie starrten mich noch wütender an als sonst, und ich hatte das Gefühl, dass sich etwas zusammenbraute. Ich war mir sicher, dass sie eine ganz besondere Gemeinheit ausheckten und nur auf den richtigen Zeitpunkt warteten.
    Jedenfalls kam ich an diesem Morgen mäßig gelaunt, mit einem flauen Gefühl im Bauch und dazu noch einigermaßen unausgeschlafen in die Klasse. Ich saß noch nicht mal richtig auf dem Stuhl, da stand Lucas schon neben mir und blitzte mich wütend an.
    »Du gemeingefährlicher Vollidiot!«, zischte er. »Das werd ich dir heimzahlen, ich schwör’s dir!«
    Er packte mich am Arm und quetschte ihn.
    Ich hatte ja mit Rache gerechnet, aber was das jetzt sollte, davon hatte ich absolut keinen Schimmer.
    »Spinnst du?«, rief ich und riss mich los. »Was ist denn mit dir los?«
    Dass die FabFive nicht meine Freunde waren, war eine Sache. An die blöden Hänseleien hatte ich mich mittlerweile gewöhnt. Aber körperliche Übergriffe, das hatte es seit den gemeinsamen Busfahrzeiten nicht mehr gegeben.
    »Du weißt genau, was ich meine«, sagte Lucas. »Wenn du uns noch einmal verpetzt, ein einziges Mal, dann erlebst du dein blaues Wunder!«
    Hä?
    »Ach, du weißt gar nicht, wovon ich rede?« Lucas tat erstaunt. Dann beugte er sich runter und zischte in mein Ohr: »Frag doch deinen Vati, der kann sich bestimmt genau erinnern, wer ihm den heißen Tipp gegeben hat! Du bist echt das Letzte, Mister Piggy!«
    Ich verstand immer noch nur Bahnhof. Es läutete und Frau Mork kam herein. Erste Stunde Deutsch. Auch das noch! Ein toller Morgen, dachte ich.
    »An deiner Stelle würde ich mir schon mal mein Grab schaufeln!« Lucas verpasste mir noch eine Kopfnuss und verschwand nach hinten zu seinem Platz.
    Zum Glück regnete es Bindfäden und wir verbrachten die Pausen unter Aufsicht in der Klasse. So konnte Lucas mich wenigstens nicht noch mal so dumm anmachen. Ich grübelte den ganzen Morgen, was diese Aktion bedeuten sollte. Ich hatte aber keinen blassen Schimmer. Vor allem, was hatte das alles mit Papa zu tun? Der kannte Lucas doch überhaupt nicht. Ich würde ihn fragen müssen, auch wenn ich mir nicht viel davon versprach.
    Als Papa abends nach Hause kam und schlecht gelaunt die Kühlschranktür zuwarf, ohne etwas Essbares darin gefunden zu haben, kam ich in die Küche geschlendert und erzählte, was passiert war.
    »Hast du eine Ahnung, warum Lucas mich heute Morgen fast skalpiert hat?«, fragte ich.
    Papa zuckte mit den Schultern.
    »Was weiß ich, was der von dir will«, sagte er und stellte sich einen Kaffee auf.
    Wenn er von der Arbeit kommt, ist er meistens ziemlich erledigt und braucht erst mal einen Kaffee.
    »Tja«, sagte ich. »Lucas sagt, du wüsstest Bescheid.«
    Papa runzelte die Stirn. »Lucas, Lucas...« Man konnte geradezu sehen, wie es hinter seiner Stirn arbeitete.
    Auf einmal schien ihm ein Licht aufzugehen.
    »Lucas Berger?«, fragte er. »Der Sohn vom Autohaus Berger? Der ist in deiner Klasse?«
    Volltreffer!
    »Ja«, sagte ich. »Woher kennst du den denn? Und was weißt du, was ich nicht weiß?«
    Papa wollte nicht so recht mit der Sprache rausrücken, das merkte ich.
    »Eigentlich«, sagte er, »darf ich nicht darüber reden. Berufsgeheimnis.«
    Papa ist Kaufhausdetektiv und da hat er eine Schweigepflicht. Wie Polizisten und Ärzte und so.
    »Hallo?«, sagte ich, nun ziemlich angesäuert. »Erde an Papa! Du lässt mich lieber von einer Horde wild gewordener Superhelden fertigmachen, als mir zu erzählen, was die überhaupt von mir wollen?«
    Wenn Lucas eine Wut auf mich hatte, hatte seine FabFive-Gefolgschaft auch eine Wut auf mich. So viel war klar. Ich hielt Papa meinen Arm hin, auf dem ein blauer Fleck von Lucas’ Gequetsche zu sehen war.
    »Oh«, sagte Papa und kratzte sich am Kopf. »Ach, was soll’s. Wenn Lucas selber davon

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