Der Tag an dem ich cool wurde
anfängt. Da muss ich wohl mal eine Ausnahme machen. Es geht ja offensichtlich um Leib und Leben.«
Dann erfuhr ich die ganze Geschichte.
Papa war gestern im größten Kaufhaus der Stadt eingesetzt worden, um die Elektronikabteilung zu überwachen. Er wird immer wieder woandershin geschickt, damit keiner merkt, dass er herumschleicht und Kunden beobachtet. Ein Kaufhausdetektiv, den jeder erkennt, ist so nutzlos wie eine leere Klopapierrolle. Gestern also hatte er zum ersten Mal seit ein paar Wochen wieder in diesem Kaufhaus gearbeitet. Und dort hatte er Lucas, der mit den FabFive unterwegs war, beim Klauen erwischt.
»Was?«, rief ich.
Das wunderte mich. Lucas’ Vater gehörte ein Autohaus. Die Bergers hatten Geld. Lucas hatte es doch nicht nötig zu stehlen? Papa erzählte weiter. Er hatte Lucas in sein Büro mitgenommen und Lucas musste seine Tasche ausräumen.
»In seinem Rucksack waren zwei nagelneue CDs«, sagte Papa. »Und ein MP3-Player der neuesten Generation. Es war alles noch verpackt.«
Ich hatte von den FabFive nicht erwartet, dass sie in ihrer Freizeit Spenden für die Dritte Welt sammelten, aber klauen, das konnte ich mir dann doch nicht vorstellen. Die bekamen alle reichlich Taschengeld, die konnten sich doch kaufen, was sie wollten.
Papa erzählte, dass Lucas zuerst alles abgestritten hatte, aber als Papa ihm sagte, dass er ihm auch gern das Videoüberwachungsband vorspielen könne, hat Lucas schließlich alles zugegeben. Und Papa hat dann getan, was er tun musste: Er hat Lucas’ Eltern angerufen.
»Er war gar nicht so cool, wie du sagst«, sagte Papa. »Er hat mich gebeten, nicht bei seinen Eltern anzurufen. Er würde alles zurückgeben und versprechen, nie wieder zu stehlen. Aber das geht natürlich nicht so einfach. Wenn er älter wäre, hätte ich die Polizei benachrichtigt. So musste ich die Eltern anrufen. Ist so.« Papa nahm einen Schluck von seinem Kaffee.
»Er war völlig außer sich, als ich das Telefon in die Hand genommen habe«, sagte Papa. »Er hat gebrüllt, seine Eltern dürften auf keinen Fall was davon erfahren. Aber ich kann da nicht mit mir reden lassen. So sind die Vorschriften. Davon abgesehen, finde ich es auch richtig. Eltern sollten wissen, was ihre Kinder so treiben.«
Na, dass Lucas nicht wollte, dass seine Eltern von seiner Stehlerei erfuhren, konnte ich mir gut vorstellen. Aber eines verstand ich immer noch nicht.
»Woher wusste Lucas denn, dass du mein Vater bist?«, fragte ich.
Papa dachte nach.
»Wahrscheinlich, weil ich mich am Telefon mit Ebermann gemeldet habe«, sagte er. »Und Ebermanns gibt es ja nicht gerade viele. Und wenn man dann noch bedenkt, dass du und ich uns ziemlich ähnlich sehen... zwei und zwei kann er doch zusammenzählen.«
Ich stand gerade auf dem Schlauch, denn wieso Lucas dachte, dass ich ein Verräter bin, war mir immer noch nicht klar. Papa war schließlich der Detektiv und hatte Lucas erwischt, nicht ich. Und plötzlich hüpfte ich von der Leitung runter. Natürlich! Ich schlug mir an die Stirn.
»Noch nicht genug blaue Flecken?«, fragte Papa und sah mich interessiert an.
»Na klar!«, rief ich. »Ich weiß jetzt, warum Lucas so wütend auf mich ist!«
Da hätte ich auch gleich draufkommen können. Letzte Woche hatten die FabFive in der kleinen Pause herumgetuschelt. Ich hatte meine Kopfhörer auf und hörte Musik, weil Karli krank war und ich meine Ruhe vor den anderen haben wollte. Ich war gerade dabei, zwischen zwei Wiedergabelisten zu wechseln, und hörte, wie Lucas was davon faselte, dass er dringend ein paar neue CDs brauchte und am Montag im Kaufhaus billig einkaufen gehen wollte. Billig einkaufen war bei den Fabs wohl ein Codewort für klauen, das ahnte ich mittlerweile. »Hey, Alter«, hatte Noah gesagt, »mach mal halblang. Wenn du erwischt wirst, gibt’s mächtig Ärger.«
»Quatsch«, hat Lucas gesagt. »Mich erwischt keiner, ich bin ja nicht blöd.«
Und dann haben sie nichts mehr gesagt, weil ein paar Hühner nach hinten getrippelt kamen, um ihre Erdkundebücher aus dem Regal zu holen. Wahrscheinlich hatten sie gedacht, ich höre eh nichts wegen der Kopfhörer. Als Lucas aber von dem Detektiv Ebermann geschnappt wurde und kapiert hatte, dass der mein Vater war, dachte er natürlich, ich hätte ihn an Papa verpfiffen.
»Hey!«, rief Papa und stupste mich an. »Du sagst seit fünf Minuten kein Wort mehr. Was hat es denn jetzt mit dieser Lucas-Geschichte auf sich?«
Ich sah Papa an und dachte an Lucas, der
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