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Der Tag an dem ich cool wurde

Der Tag an dem ich cool wurde

Titel: Der Tag an dem ich cool wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juma Kliebenstein
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als Lucas in der Schule von den vielen tollen Restaurantbesuchen gesprochen hatte, die im Urlaub immer auf dem Programm standen. Ich hatte immer eine schick angezogene Mutter und einen Vater im Anzug vor Augen gehabt, der dem Kellner lässig einen gefalteten Geldschein zuschiebt.
    Stattdessen würden gleich eine unfrisierte Mutter und ein schwitzender Vater, dem die Brusthaare über das fleckige Unterhemd quollen, in einem ganz und gar nicht vornehmen Restaurant auf dem Campingplatz zu Abend essen.
    Karli und ich schlichen uns an den Zaun, der das Restaurant vom Rest des Platzes abtrennte, und schauten zwischen den Holzpfählen und Efeuranken auf die Ecke, in der die drei an einem wackeligen Plastiktisch Platz nahmen.
    Leider konnten wir nicht hören, was sie sagten. Aber viel Spaß hatten sie nicht. Die Mutter blätterte lustlos in ihrer Speisekarte und Lucas’ Vater schnauzte Lucas wegen irgendwas an.
    »Was für eine miese Laune die haben«, sagte Karli und schüttelte den Kopf. »Und das im Urlaub!«
    Das konnte ich auch nicht verstehen. Selbst Papa war nicht so mies drauf, und der hätte nun wirklich Grund gehabt, wo Mama doch nicht dabei war.
    Karli und ich beschlossen zu gehen. Wir hatten keine Lust, hier stundenlang zu versauern und uns die schlecht gelaunten Gesichter unseres Erzfeindes und seiner Eltern anzusehen. Jetzt freute ich mich richtig auf Papa und Opa und die knorpeligen Würstchen. Wer hätte das gedacht!

…9: Currywurstarme

    Als ich am nächsten Morgen aufwachte, brannten meine Arme und meine Beine und der Rücken auch.
    »Wie siehst du denn aus?«, quietschte Karli.
    Ich war rot wie ein Feuerlöscher.
    »Jesses«, sagte Papa und riss die Augen auf, als ich aus dem Wohnwagen stieg. »Was ist denn mit dir passiert?«
    Dann schluckte er und sagte: »Oh!«
    »Was, oh?«, fragte ich.
    »Susanne hat gesagt, ich soll darauf achten, dass du dich eincremst«, sagte Papa und schaute sehr zerknirscht.
    »Na danke«, sagte ich. »Ist das jetzt nicht ein bisschen zu spät?« Ich besah meine Arme. Sie leuchteten wie Currywürste frisch vom Grill. Und so fühlten sie sich auch an.
    »Tut mir leid«, sagte Papa und schnappte sich eine Flasche Sonnenmilch. »Mach das drauf. Das kühlt.«
    Papa hatte sogar ein so schlechtes Gewissen, dass er freiwillig Brötchen holen ging.
    Das war mir eigentlich sehr recht. Ich hätte zwar schon gerne die Mädchen wiedergesehen. Aber die würden Karli und mich ja ohnehin nicht angucken.
    Wir beschlossen, nach dem Frühstück Lucas’ Grundstück zu suchen. Allerdings hatte Papa andere Pläne mit uns.
    Als er mit den Brötchen zurückkam, war von seinem schlechten Gewissen nicht mehr viel zu merken.
    »Du ziehst heute am besten ein T-Shirt mit langen Ärmeln an und cremst dich gut ein, wenn ihr die Hecke schneidet«, sagte er. Die Hecke schneiden?
    »Na«, sagte Papa. »Es ist gerade mal neun Uhr und vor elf wird es doch nicht richtig warm. Also, ein bisschen was könnt ihr schon machen, wenn ihr demnächst eure Nintendos haben wollt.«
    Mir verschlug es die Sprache. Reden hätte aber sowieso nichts genützt. Bevor ich den Mund aufmachen konnte, hatte Opa uns schon riesige Heckenscheren in die Hände gedrückt.
    Ich kam mir beinah vor wie Tom Sawyer, der Junge aus dem Buch von Mark Twain, den Tante Polly den Zaun vor ihrem Haus streichen lässt, während alle anderen Jungen am Fluss spielen. Nur dass Tom andere Jungen dazu bringen kann, die Arbeit für ihn zu machen. Hier waren weit und breit keine Jungen in Sicht, die aussahen, als könnte man sie mit irgendetwas dazu kriegen, eine Hecke zu schneiden, statt im See zu baden. So was konnte auch nur uns passieren!
    »Alle anderen gehen gleich zum See und wir müssen malochen!«, schimpfte Karli.
    »Statt zu schauen, wo Lucas wohnt. Oder am See zu liegen. Unfassbar!«, sagte ich.
    Die Hecke war aber auch besonders biestig. Überall standen kleine Zweige heraus, die wegen des Regens, der kurz vor unserer Ankunft alles aufgeweicht hatte, enorm schwer zu schneiden waren. Es dauerte nicht lange, bis unsere Arme aussahen, als hätten wir geübt, im Handstand durch Glasscherben zu laufen. Und auf einem Höllensonnenbrand tut das ganz besonders gut. Wir waren mächtig schlecht gelaunt. Die ganze Zeit über liefen Leute in bester Stimmung an uns vorbei in Richtung See. Sie hatten Matratzen unter den Armen und Picknickkörbe. Manche trugen sogar schon ihre Badekleidung.
    »Es ist zum Mäusemelken!«, rief Karli.
    »Wenn meine Eltern und

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