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Der Tag an dem ich cool wurde

Der Tag an dem ich cool wurde

Titel: Der Tag an dem ich cool wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juma Kliebenstein
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Meine Arme und mein Rücken taten noch ein bisschen weh. Allerdings sahen sie nicht mehr ganz so nach Currywurst aus, sondern eher nach Armen in rosa Mädchenstrümpfen.
    »Hier!«, sagte Opa. Er drückte mir das Buch in die Hand.
    Wie ich erwartet hatte, waren da nur komische Lieder drin. Der Jäger aus Kurpfalz und Hoch auf dem gelben Wagen und all so was. Bevor ich was sagen konnte, sah ich Sternchen. »Entschuldigung«, rief Opa und drückte Karli etwas in die Hand. Ich konnte vor lauter Sternchen erst mal nicht erkennen, was es war, aber auf alle Fälle war es groß, und Opa hatte es mir gerade an den Kopf gehauen.
    »Cool!«, rief Karli.
    Die Sternchen verschwanden, und ich sah, dass er eine Gitarre in den Händen hielt.
    »Hier, meine alte Gitarre«, sagte Opa.
    »Was sollen wir denn damit?«, fragte ich.
    »Na«, sagte Opa. »Ihr lernt schön ein paar Lieder auswendig. Und ihr lernt, wie man sie auf der Gitarre spielt. Und wenn ihr das könnt, kriegt ihr eure komische winzige Musikbox zurück!«
    Er meinte wohl den MP3-Player.
    »Ich kann nicht Gitarre spielen«, sagte ich. »Und Karli auch nicht.«
    »Na, dann wird es Zeit, dass ihr es lernt«, sagte Opa vergnügt und schubste mir mit seinem Stock die Tasche hin. »Da steht drin, wie.«
    Ich fand ein Buch mit dem Titel Gitarrengriffe für Anfänger.
    Na, das konnte ja ein Spaß werden!
    »Ist doch cool«, sagte Karli und strahlte.
    »Du kannst singen«, sagte ich. »Aber ich kann nicht Gitarre spielen. Ich habe Wurstfinger!«
    »Ach was«, sagte Karli. »Das kriegen wir hin!«
    Tja, und so haben wir schnell das Mundorgel -Buch eingesteckt und sind losgegangen, zum »Brötchenholen«.
    Wir hatten uns vorgenommen, in der Brötchenholzeit das Gelände zu erkunden. Vielleicht gab es ja irgendwo einen Ort, an dem Karli und ich unbeobachtet üben konnten, cool zu sein, ohne dass der ganze Campingplatz dabei zusah.
    Ein ruhiges Plätzchen war allerdings gar nicht so einfach zu finden. Die Grundstücke waren alle nur durch schmale Hecken oder Schotterwege voneinander getrennt. Nirgends gab es eine große Wiese oder so was.
    »Vielleicht dahinten lang?«, schlug ich vor und deutete mit meinem rosa Mädchenstrumpfarm nach rechts. In der Ecke waren wir noch nicht gewesen. Vielleicht fanden wir ja auch zufällig heraus, wo Lucas wohnte?
    »Sein Vater hat bestimmt das teuerste Auto auf dem ganzen Platz«, meinte Karli.
    Das konnte sein, immerhin gehörte ihm ein Autohaus. Vielleicht hatten sie sogar ein eigenes Wohnmobil? Trotzdem wunderte es mich, dass Lucas und seine Familie hier Urlaub machten. Wo doch sein Vater so viel Geld verdiente.
    Wir schlenderten also langsam durch die Grundstückreihen und schauten durch die Tore, als wir von irgendwoher laute Musik hörten.
    Rockmusik.
    Wir blieben stehen.
    »Cool«, sagte Karli. »Das ist AC/DC!«
    Wir suchten den Platz, wo die Musik herkam, und linsten durch die Hecke.
    Auf dem Grundstück standen zwei große Wohnmobile. Eines war blau und über und über bemalt mit Sonnen, Monden und Sternen. Das andere war noch etwas größer und sah ziemlich ramponiert aus. An der Seite des Grundstücks stand ein uralter kleiner Wohnwagen, der übersät war mit Aufklebern von Bands. Coolen Bands. Rockbands.
    Auf der Wiese herrschte ein heilloses Durcheinander. Überall lagen Bälle und Tennisschläger und Turnschuhe herum, dazwischen standen Farbtöpfe und durch das ganze Zeugs jagte ein goldbrauner Hund mit lautem Gebell einen schwarz-weißen Kater. Das Gebell war fast so laut wie die Rockmusik, die von dem kleinen Wohnwagen herkam. Und vor diesem Wohnwagen spielte ein Junge elektrische Gitarre.
    Ein cooler Junge spielte Gitarre. Er war bestimmt schon fünfzehn, hatte braune Haare, die ihm lässig in die Stirn fielen, und die Augen geschlossen. Er spielte so gut, dass Karli und mir fast die Luft wegblieb. Und laut spielte er auch. Er hatte die Gitarre an einen kleinen Verstärker angeschlossen. Es war ein Rockgitarrensolo.
    »Mann«, sagte Karli und guckte sehnsüchtig auf die Gitarre. »Wie der spielt!«
    »Wahnsinn«, sagte ich. »Der Hammer!«
    Wir hörten so lange zu, bis eine Frau mit langen Haaren aus dem ramponierten Wohnmobil auftauchte, etwas von »Viel zu früh für so einen Krach« in Richtung Gitarre rief und der Junge seufzend aufstand. Er stöpselte das Kabel ab und spielte ohne Verstärker den Anfang einer Rockballade.
    »Justus, hol schon mal die Zeitung rein!«, brüllte die Frau (sie war nicht viel leiser als die

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