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Der Tag an dem ich cool wurde

Der Tag an dem ich cool wurde

Titel: Der Tag an dem ich cool wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juma Kliebenstein
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Karli. »Die lachen sich schief, wenn sie meine piepsige Stimme hören!«
    »Ach was«, sagte ich. »Und wenn schon, lass sie doch. Die sehen wir eh nie wieder.«
    »Trotzdem«, sagte Karli. »Du warst echt cool.«
    Das klang ganz nach meinem Geschmack.
    Die nächsten paar Meter schwebte ich über dem Boden.
    Es dauerte allerdings nicht lange, bis ich wieder auf den Boden zurückkam.
    »Wohin müssen wir jetzt noch mal?«, fragte Karli, als wir in den Ort kamen.
    »Äh, Moment«, sagte ich und überlegte.
    Wir dachten angestrengt nach.
    Leider konnten wir uns aber absolut nicht mehr an alles erinnern, was die Mädchen uns erklärt hatten. Wir hatten sie so fasziniert angestarrt, dass wir ihnen nicht richtig zugehört hatten. Wir mussten also ein paar Straßen ablaufen, bis wir endlich vor der Bäckerei standen.
    Mittlerweile war es auch ganz schön spät geworden. Wir waren gegen neun losgelaufen, und als wir uns auf den Rückweg machten, war es schon Viertel vor zehn.
    Immerhin hatte es beim Einkäufen keine Probleme gegeben. In der Bäckerei hatten wir auf alles, was wir haben wollten, gezeigt und beim Bezahlen gemerkt, dass die Verkäuferin Deutsch konnte. Wir waren ja auch nicht so weit von der Grenze weg und hier am See haben eine Menge Deutsche ihr Grundstück. Im Supermarkt war es genauso einfach gewesen. Das viel größere Problem war, dass wir alles tragen mussten, und wir hatten immerhin zwei große Tüten voll.
    Voll mit leckerem Essen.
    Ich schaute hinein.
    Die Würstchen schauten zurück.
    Nur eins, dachte ich. Ich musste wohl laut gedacht haben, denn Karli sagte sofort: »Au ja.«
    Ich fühlte mich gleich viel besser, als wir die Würstchen verdrückt hatten. Ein schlechtes Gewissen hatte ich auch nicht. Wir hatten sie uns schließlich verdient.
    Als wir endlich wieder auf unserem Grundstück ankamen, waren wir völlig erledigt.
    »Ah«, sagte Papa, der es mittlerweile geschafft hatte, die Freiluftdusche, die in einer Ecke des Grundstücks stand, zum Laufen zu bringen. Er kühlte sich gerade fröhlich darunter ab. »Frühstück!«
    »Wurde auch Zeit«, sagte Opa. »Ich dachte, ich verhungere!«
    Er kicherte.
    Ich fand das gar nicht lustig.
    »Morgen könntet ihr ruhig ein bisschen früher losgehen«, rief Papa. Er schlang sich ein Handtuch um die Badehose und kam an den Tisch.
    »Wie, morgen?«, piepste Karli. »Wechseln wir uns nicht wenigstens ab?«
    »Nö«, sagte Papa. »Ein bisschen Bewegung schadet euch gar nicht!« Er nahm sich ein Brötchen aus der Tüte. »Außerdem habe ich den Tisch gedeckt, das ist doch auch schon was, nicht wahr?« Er pfiff durch die Zähne und griff nach der Butter. Das war ja nicht zu fassen!
    »Ich bin völlig erledigt!«, sagte ich.
    »Ein Grund mehr, ein bisschen zu trainieren«, sagte Papa und kaute. »Ihr könnt nach dem Frühstück gleich weitermachen. Die Wiese müsste gemäht werden.«
    Karli und ich sahen uns an.
    »Wir wollen an den See«, sagte ich.
    »Könnt ihr, könnt ihr«, sagte Papa. »Ich glaube fast, wenn ihr gemäht habt, müsst ihr ohnehin ins Wasser. So heiß, wie es ist. Zur Belohnung bekommt ihr auch eine von euren Computerzeitschriften.«
    Tja, was soll ich sagen. Wir waren kaputt, aber wir wollten unsere Computerzeitschrift. Also legten wir los.
    Ich weiß nicht, ob ihr schon mal eine struppige hohe Wiese gemäht habt. Der Rasenmäher war störrisch wie ein Esel und blieb immer wieder stecken. Karli und ich waren noch keine halbe Stunde zugange, da hingen wir schon keuchend in der Ecke. Die Sonne brannte sich einem förmlich in den Kopf, so heiß war es. Wir hatten unsere T-Shirts längst ausgezogen und mein Rücken fühlte sich an wie eine glühende Bratpfanne.
    »Ich kann nicht mehr«, japste ich.
    »Ich will auch nicht mehr«, sagte Karli. »Aber wir müssen weitermachen, sonst können wir den Nachmittag am See haken.«
    Er schaute missmutig auf die Hälfte der Wiese, die noch genauso struppig aussah wie bei unserer Ankunft.
    »Ich kann aber nicht mehr«, sagte ich.
    Karli seufzte.
    »Du kannst das Kabel tragen«, sagte er. »Ich mähe.«
    Papa und Opa saßen ungerührt in ihren Stühlen und lasen. »Die beiden sind sich so einig wie sonst nie«, sagte ich. »Worüber sollten sie auch streiten«, sagte Karli. »Sie haben ja nur ein Fernsehprogramm: zwei Deppen, die eine Wiese mähen und dabei unglaublich uncool sind.«
    Als wir endlich fertig waren, hätte ich schwören können, wir hätten das ganze Gelände um den See gemäht, so erledigt

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