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Der Tag an dem ich cool wurde

Der Tag an dem ich cool wurde

Titel: Der Tag an dem ich cool wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juma Kliebenstein
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seinen Liegestuhl weiter nach hinten. Er trug eine schwarze Sonnenbrille und in seinem Gesicht wuchsen Bartstoppeln. Seit wir hier waren, hatte er sich nicht mehr rasiert. Er sah aus wie ein italienischer Gangster.
    »Nö«, sagte ich und zeigte auf das Pfadfinderbuch in Karlis Händen. »Wir gehen in den Wald, die Namen von Bäumen lernen. Wir wollen unsere Sachen zurück.«
    Das war nicht mal gelogen.
    »Fleißig, fleißig«, sagte Papa und streckte sich. »Wenn ihr in dem Tempo weitermacht, habt ihr euren Kram bald wieder.«
    »Ja, wir sind sehr fleißig«, sagte ich. Karli unterdrückte ein Kichern.
    Opas Liegestuhl war leer. Als wir zum Tor hinausgingen, sahen wir auch, weshalb. Opa saß auf seinem Klappstühlchen und schaute den Weg auf und ab.
    »Was machst du denn hier?«, fragte ich erstaunt. »Aufpassen«, sagte Opa und deutete auf den Schotterweg. »Die Kinder fahren hier ja mit den Rädern rum wie einst Schumacher auf dem Nürburgring (Opa guckt immer Formel 1). Einer muss sie j a zur Ordnung rufen, wenn ihre Eltern es schon nicht tun!« Er hielt eine Trillerpfeife hoch, die um seinen Hals hing.
    Wir machten, dass wir wegkamen.
    Es dauerte nicht lange, bis wir im Wäldchen waren. Mittlerweile kannten wir uns ganz gut aus auf dem Platz und der große Nadelbaum in der ersten Kurve des kleinen Waldwegs war nicht zu übersehen. Es war genau so, wie ich es in Erinnerung hatte: Der große Nadelbaum am Rand der kleinen Lichtung war wirklich eine Kiefer. Perfekt!
    Ich ritzte die Rinde mit dem Taschenmesser ein. Beim ersten Mal klappte es nicht, aber nach ein paar Versuchen war der Schnitt tief genug. Und tatsächlich: Aus der eingeritzten Stelle quoll eine zähe gelbe Flüssigkeit!
    »Schnell, die Buchstabenzettel«, sagte ich aufgeregt.
    Karli reichte mir den ersten und klebte ihn dann auf das mitgebrachte Papier. Er drehte den Brief um und schwenkte ihn hin und her. Es klappte! Das Zeug klebte bombenfest. »Super!«, jubelte Karli.
    Ich musste mich beeilen, denn die Flüssigkeit gerann schnell an der Luft und wurde zu zäh zum Verstreichen.
    Ein paarmal musste ich noch in die Rinde schneiden, bis alle Buchstaben auf den Brief geklebt waren.
    Meine Finger waren ganz verpappt von der Harzmasse. Aber es roch gut. Karli und ich betrachteten den Brief. Er sah sehr echt aus, wie von richtigen Ganoven.
    Jetzt mussten wir nur noch hoffen, dass wir Lucas bald am Strand sehen und irgendeinen Briefboten finden würden. Vielleicht war ja heute der Tag, auf den wir die letzten Tage gewartet hatten? Wir gingen also schnell zurück, zogen unsere neuen Badesachen an, steckten den Brief für Lucas ein und machten uns auf den Weg zum Strand.
    Als wir auf unserem Plätzchen hinter den Büschen angekommen waren, spähte ich mit dem Fernglas den Strand aus. Lucas war tatsächlich da! Er lag links unterhalb unseres versteckten Plätzchens, also mussten wir jetzt einen Briefboten finden, der rechts von uns lag. Wir mussten ja hinlaufen, um ihm den Brief zu geben und ihm einzutrichtern, was er zu tun hatte. Es waren aber nicht so viele Kinder zu sehen.
    »Hey«, sagte Karli, »wie wär’s mit dem da?«, und zeigte auf einen Jungen, der nur ein paar Meter von uns entfernt hinter einem Mädchen herraste. Beide sahen aus, als wären sie sieben oder acht Jahre alt.
    »He, du da!«, rief ich.
    Die beiden bremsten scharf und guckten zu uns herüber. Das Mädchen sah, dass es nicht gemeint war, und rannte, dankbar für seinen Vorsprung, runter zum Strand. Der Junge kam langsam auf uns zu.
    »Was wollt ihr denn?«, fragte er, als er bei uns angekommen war, und legte den Kopf schief.
    Er hatte ungefähr eine Million Sommersprossen im Gesicht und auf den Armen und genauso viele rote Locken, die wirr von seinem Kopf abstanden.

    »Willst du dir was verdienen?«, fragte ich und zog ein Zweieurostück aus der Hosentasche, so lässig wie ein Gangster in einem Krimi.
    Der Kleine guckte auf das Geldstück.
    »Da vorne steht ein Eiswagen«, sagte Karli und zeigte auf die Bude am Wiesenrand.
    Das wirkte.
    »Was muss ich denn machen?«, fragte der Junge.
    »Du nimmst diesen Brief hier«, ich hielt ihm den Umschlag hin, »und gibst ihn dem Typ dahinten, mit der roten Badehose und den blonden Haaren.« Ich gab dem Kleinen das Fernglas und ließ ihn durchgucken.
    Er nickte.
    »Wer seid ihr denn?«, fragte er neugierig und gab mir das Fernglas zurück.
    »Das tut nichts zur Sache«, sagte ich mit Grabesstimme. »Wir sind deine Auftraggeber. Mehr musst du

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