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Der Tag an dem ich cool wurde

Der Tag an dem ich cool wurde

Titel: Der Tag an dem ich cool wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juma Kliebenstein
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wir nach den Ferien unsere Ruhe vor den Fabs hatten.
    Ich war also rundherum mit der Welt zufrieden.
    Und da hörten wir etwas. Jemand brüllte.
    Hinter der Hecke, an der wir gerade vorbeiliefen, krachte es gewaltig.
    »Ich habe gesagt, du sollst die Wiese mähen!«, brüllte ein Mann. »Nichts hast du gemacht! Und stell deine blöde Musik leiser, ich will meine Ruhe!«
    Dafür, dass er seine Ruhe wollte, brüllte der Kerl ziemlich laut. Musik hingegen konnten wir gar keine hören.
    Wir schlichen ganz nah an die Hecke heran und bogen vorsichtig ein paar Zweige zur Seite.
    Der Kerl, der da brüllte, war Lucas’ Vater.
    »Morgen früh wird gemäht!«, schrie er. »Und wenn ich noch mehr freche Antworten höre, knallt es, verstanden?«
    Neben ihm stand Lucas’ Mutter. Sie zupfte ihren Mann am Arm. »Bitte, Volker«, sagte sie. »Nicht so laut. Die Nachbarn hören doch alles!«
    »Bring deinem missratenen Sohn Manieren bei, dann muss ich mich auch nicht so aufregen«, fuhr er sie an.
    Lucas stand mit gesenktem Kopf da und schwieg.
    »Bring den Müll weg«, sagte seine Mutter.
    Sie klang nicht gemein, als sie das sagte, obwohl sie ja eigentlich »bitte« hätte sagen können. So, wie sie klang, wollte sie Lucas nur möglichst weit von seinem Vater wegschicken. Lucas nahm den Müllsack und machte sich auf den Weg. »Schnell«, sagte ich und zog Karli am Arm. »Weg hier!«
    Wir rannten um die Ecke und flogen fast über den Schotterweg zu unserem Grundstück.
    Es dauerte eine Weile, bis wir verdaut hatten, was wir eben gesehen hatten.
    »Also, dass Lucas’ Vater nicht so ein toller Typ ist, wie Lucas immer gesagt hat, haben wir ja schon gemerkt«, sagte Karli. »Aber dass er so abgeht, das hätte ich nicht gedacht.«
    Ich hatte Lucas’ Vater schon vor den Ferien gesehen. Er war auf allen möglichen Weihnachtsfeiern und Schulfesten dabei gewesen. Damals hatte er mir sehr imponiert. Da war er aber auch ganz anders gewesen. Er hatte einen feinen Anzug getragen und gelacht und dem Direktor die Hand geschüttelt. Der Direktor hatte ihn in den höchsten Tönen gelobt. Das Autohaus spendierte immer sehr großzügig alles, was man für ein Schulfest braucht. Bei der freiwilligen Feuerwehr war Lucas’ Vater ja auch. Er hatte angeblich sogar ein kleines Mädchen aus einem brennenden Haus gerettet, in letzter Sekunde. Das, was ich hier gesehen hatte, war allerdings ein ganz anderer Mensch. Ein ziemlich fies aussehender Kerl, der seine Familie anschrie.
    Für einen klitzekleinen Moment tat mir Lucas richtig leid. »Diesem Lucaspapa-Ekel möchte ich nicht im Dunkeln begegnen«, sagte Karli und verzog das Gesicht.
    Plötzlich raschelte es in der Hecke.
    Wir machten beide einen ordentlichen Satz zur Seite.
    Ein hoch erhobener Stock erschien vor unseren Nasen.
    »Wer lungert denn da vor unserem Grundstück herum?«, hörte ich Opas Stimme.
    »Mann, Opa, wir sind’s«, sagte ich.
    »Ah«, sagte Opa und pikste mich mit seinem Stock in die Seite. »Na, dann will ich noch mal Gnade vor Recht ergehen lassen. Rein mit euch!« Er scheuchte uns mit seinem Stock durch die Pforte.
    Papa saß am Lagerfeuer und telefonierte mit seinem Handy.
    »Da sind sie«, sagte er und winkte mich heran. »Mama«, sagte er zu mir und reichte mir das Handy.
    Mama? Das war ein gutes Zeichen. Normalerweise rief sie nur an, um mit mir zu reden. Es sah aber so aus, als hätte sie sich gerade mit Papa unterhalten, und zwar freundlich, denn er lächelte. Seine Augen glänzten und er rieb sich seinen verbundenen Arm.
    »Hallo, mein Großer«, begrüßte mich Mama in gewohnt munterem Tonfall.
    »Hi«, sagte ich. »Kommst du zurück?«
    Das rutschte einfach so aus mir heraus. Oft genug ging Mama mir auf den Keks, aber jetzt, wo ich gerade Lucas und seine komischen Eltern gesehen hatte, bekam ich fürchterliches Heimweh. Das würde ich aber niemandem erzählen, nicht mal Karli.
    »Hat dein Vater tatsächlich Rosi einem Arzt gezeigt und auch noch was machen lassen?«
    »Es war eine Ärztin«, sagte ich. »Aber ja, er war ganz mutig.«
    Papa strahlte.
    »Aha, eine Ärztin«, sagte Mama. »Jung und hübsch, nehme ich an?« Sie hatte einen Unterton in der Stimme.
    »Nö«, sagte ich. »Eher alt und ein bisschen schrumpelig.«
    »Alt und schrumpelig, soso«, sagte sie und seufzte. Dann war sie eine Weile still.
    Papa guckte misstrauisch.
    »Wie klappt es denn so mit Opa und Papa?«, fragte Mama. Papas Stock, an dem er gerade eine Kartoffel ins Feuer hielt, begann zu

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