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Der Tag an dem ich erwachte

Der Tag an dem ich erwachte

Titel: Der Tag an dem ich erwachte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilia Miller
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ein hungriger Wolf. Ich fand es gemütlich, im Warmen zu liegen und dem Gewitter zu lauschen. Plötzlich erinnerte ich mich an den Kinderreim aus den alten Zeiten, und dann fiel es mir wie Schuppen vor den Augen. Ich war auf einmal so aufgeregt, dass ich wie von einer Biene gestochen vom Bett aufsprang.
    „Musst du dich schon wieder übergeben?“, fragte Ryan.
    „Nein! Ryan… Ich weiß, wer mich kennt! Ich weiß, wer uns sagen kann, wer ich bin!“ Nun sprang auch Ryan auf, ließ sein Glas achtlos auf dem Nachttisc h stehen und starrte mich gespannt an.
    „Wer, Gail?“
    „Ava!“
    „Deine Freundin aus den Kindheitstagen?“
    „Genau die! Wir sind zusammen aufgewachsen, niemand kennt mich besser als sie.“ Ryan schien skeptisch.
    „Aber sie hat sich nicht bei der Polizei gemeldet, um deine Identität zu enthüllen“, stellte er fest.
    „Natürlich nicht, denk doch mal nach, Ryan! Ich stehe unter Mordverdacht! Ava würde mich nie verraten, niemals…“
    „Wann habt ihr euch zum letzten Mal gesehen?“, fragte er. Ich dachte angestrengt nach.
    „Kurz, nachdem ich Greg kennen lernte und aus Bedford fort ging.“ Noch ehe ich den Satz beendete, wurde mir selbst klar, wie absurd er klang. Ryan war taktvoll genug, um von einem Kommentar abzusehen, doch sein Schweigen sagte mehr als tausend Worte. „Ava gibt es wirklich!“, beharrte ich. „Auch, wenn ich nicht in Bedford aufgewachsen bin, auch, wenn ich keine Ahnung habe, was von meinen Erinnerungen wahr und was nur Einbildung ist, eins weiß ich mit hundertprozentiger Sicherheit: Ava ist meine beste Freundin, die mich während meiner ganzen Kindheit begleitet hat, es gibt sie, so wahr ich hier stehe!“
    „Weißt du, wie sie mit Nachnamen heißt?“, fragte Ryan, ohne große Hoffnung in meine A ntwort zu setzen, und er hatte recht. Natürlich wusste ich es nicht. „Wie hieß dieser berühmte Produzent, der sie entdeckt hatte?“, startete Ryan einen weiteren Versuch.
    „Ich weiß es nicht“, gab ich zu und konnte meine Tränen nicht mehr zurückhalten. „Es ist so verdammt frustrierend, Ryan!“, klagte ich laut, „diese ganzen Halbwahrheiten. Ich ertrage es einfach nicht mehr!“
    „Ich weiß, Liebling“, umarmte er mich sanft. „Du darfst jetzt nicht aufgeben, wir sind schon so weit gekommen! Wir werden es gemeinsam schaffen. Bleib tapfer, Gail. Du musst einfach tapfer bleiben, das ist unsere einzige Chance! Konzentriere dich. Denk an Ava, schließ deine Augen und stell sie dir vor. Was siehst du?“
    „Ich sehe sie ganz genau“, sagte ich, „sie ist bildhübsch. Sie hat blonde Haare und große braune Augen. Sie wollte schon immer Schauspielerin werden. Und dieser Produzent, Ryan… Ich kann mich zwar nicht an seinen Namen erinnern, aber ich weiß, dass er ein richtig großer Fisch ist. Was soll ich sagen? Ich bin mir nicht einmal sicher, ob ich tatsächlich Gail heiße. Greg hatte mich so genannt.“
    „Dieses verdammte Stück Dreck!“, fluchte er. „Er hat dein Gedächtnis manipuliert, soviel steht fest. „Er hat dich benutzt, so wie er alle Frauen in seinem Leben benutzt hatte, doch bei dir ist er extrem weit gegangen. Dieser maskierte Mann aus deinen Alpträumen… War es Greg?“
    „Ich weiß nicht“, weinte ich leise.
    „Hast du schon wieder von ihm geträumt?“
    „Ja, mehrmals“, gab ich zu.
    „Wieso hast du mir nichts davon erzählt?“
    „Ich weiß nicht“, wiederholte ich beschämt. Gleichzeitig bewunderte ich Ryan für seine Geduld. Meine Einsilbigkeit nervte mich mittlerweile selbst.
    „Das macht nichts, Liebling“, sagte er behutsam, „dann erzählst du es mir eben jetzt. Ich möchte, dass du dich konzentrierst und versuchst, kein einziges Detail wegzulassen, tust du es für mich?“ Ich nickte und setzte mich im Bett auf. Umarmte meinen Körper und schaukelte vor und zurück. Und dann sprudelte es aus mir wie ein Wasserfall: Meine hässlichen Alpträume, die, in Worte gefasst, noch hässlicher und grausamer wurden.
    „Oh mein Gott, Gail“, flüsterte Ryan schockiert. Plötzlich ergriff er sein Whiskeyglas und schleuderte es gegen die Wand. Ich zuckte zusammen, bevor er laut schrie: „Ich hasse dieses miese Dreckschwein! Verdammt, wieso ist es schon tot? Ich würde ihm seine Eingeweide beim lebendigen Leib ausreißen! Ich würde ihm seinen verdammten Schwanz abschneiden und ihn in seinen verlogenen Mund stecken!“ Er verstummte, als ihm klar wurde, dass Greg genau das angetan wurde. Wir zitterten beide am

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