Der Tag an dem ich erwachte
wieder verlassen. Also, los, Mrs. Boyle, stehen Sie auf und begeben Sie Ihren prachtvollen, königlichen Arsch ins Bad. Und pinkeln Sie, was das Zeug hält!“
Negativ. Klar, ich hatte daneben gepinkelt. Mein Gott, war es schlimm, wenn man sich so beschissen fühlte, dass man selbst zum Pinkeln zu blöd war, dachte ich gereizt, während ich die Verpackung von einem weiteren Schwangerschaftstest aufriss. Ryan hatte fünf unterschiedliche Ausführungen mitgebracht. Dieses Mal hatte ich es geschafft, genau darauf zu pinkeln, immerhin! Während ich auf das Ergebnis wartete, las ich die Gebrauchsanweisung genau durch. Dieser Test versprach eine Gewissheit von 99,9 Prozent. „Selbst in den ersten Tagen der Schwangerschaft“, stand dort schwarz auf weiß. „Blau heißt, Sie sind schwanger, herzlichen Glückwunsch!“, las ich und umarmte meinen Bauch. „Rot heißt, Sie müssen es weiterversuchen!“ Ich zählte die Minuten und die Sekunden und, als die Zeit um war, traute ich mich kaum, mir das kleine Stück Plastik anzusehen, von dem mein ganzes Glück abhing. Rot. Verdammt! Es konnte sich nur um einen Irrtum handeln! Zum Glück hatte Ryan daran gedacht, mehrere zu kaufen, dachte ich dankbar, während ich pinkelte und wartete. Als alle fünf negativ ausfielen, sank ich auf die kalten Fliesen des Badezimmers und schrie meinen Frust laut heraus. Ryan eilte sofort zu mir, hob mich hoch und wiegte mich in seinen Armen.
„Mach dir nichts d raus, Liebling!“, flüsterte er tröstend, „es war ein Fehlalarm. Wir haben uns beide gefreut, und jetzt sind wir beide etwas enttäuscht, weil wir uns so sehr gefreut haben. Aber was soll’ s! Vielleicht ist es besser so. Nein, es ist sogar definitiv besser“, korrigierte er sich. „Der Zeitpunkt dafür ist noch nicht optimal. Es wird schon geschehen, wenn die Zeit dafür reif ist.“
„Ich habe es mir so sehr gewünscht!“, heulte ich, „ so sehr ! Ich war mir so sicher!“
„Gail, Liebling… Ich weiß. Auch ich habe es mir gewünscht. Und wünsche es mir nach wie vor. Die Vorfreude ist die schönste Freude, denk daran! Irgendwie bin ich sogar froh, dass es noch nicht der Fall ist, Gail. Denn, wie gesagt, möchte ich es ganz altmodisch angehen. Ich möchte, dass wir beide heiraten, bevor wir einen Braten in die Röhre schieben. Ruh dich ein bisschen aus, ich koche dir einen Tee. Es war dieses verdammte englische Essen!“
„Ich tippe auf das Rührei“, jammerte ich, „mir ist immer noch übel. Ryan brachte mir einen Magentee und Tropfen gegen Übelkeit. Schon nach einer Stunde ging es mir wesentlich besser, anscheinend war das, was ich fälschlicherweise für eine Schwangerschaft hielt, eine Lebensmittelvergiftung. Ich weinte leise, während ich hörte, wie Ryan telefonierte. Seine Stimme klang einschmeichelnd, doch Alice ließ sich nicht so schnell besänftigen, denn das Gespräch dauerte ziemlich lange. Ich hörte, wie Ryan immer wieder ihren Namen sagte, wobei es immer flehender klang.
„Uff“, atmete er tief aus und ließ sich aufs Bett neben mir fallen. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn ab. „Sie macht es nicht mehr lange mit, ich habe Mills hohen Ekelfaktor gewaltig unterschätzt. Stell dir vor, er will schon, dass Alice bei ihn einzieht!“, kicherte er.
„Na und?“, hob ich die Augenbrauen, „ich bin ja auch recht schnell bei dir eingezogen.“
„Ich bin ja auch nicht Mills“, erwiderte er lachend. „Eins werde ich mir auf keinen Fall nehmen lassen“, verkündete er schon fast feierlich. “Wenn alles vorbei ist, werde ich Mills höchstpersönlich darüber aufklären, wer die große Liebe seines Lebens in Wirklichkeit ist. Und dass ich sie angeheuert habe. Das wird ein Spaß!“, zwinkerte er mir schelmisch zu, doch ich zuckte nur gleichgültig mit den Schultern. „Gail. Ich versuche doch nur, dich aufzumuntern. Vergieß endlich, was heute passiert ist. Ich wette mit dir, in ein paar Jahren wirst du dich nach der Zeit sehnen, als du noch deine Ruhe hattest, wenn lauter kreischende Babys um deine Aufmerksamkeit buhlen“, sagte er und massierte sanft meine Schultern. Bei dieser Vorstellung lächelte ich endlich.
„So ist es brav!“, lobte er mich. „Macht es dir etwas aus, wenn ich mir einen kleinen Drink genehmige? Den habe ich gerade nötig, Alice hat mir ganz schön die Hölle heiß gemacht.“ Er goss sich ein Glas Whiskey ein und machte es sich wieder im Bett bequem. Draußen regnete es schon wieder, der Wind heulte wütend wie
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