Der Tag an dem ich erwachte
ganzen Körper, er umarmte mich so fest, dass ich kaum noch Luft bekam, und weinte: „Mein Liebling, wie kann ich nur wiedergutmachen, was er dir angetan hat? Ich kann ihn nicht einmal dafür töten! Ich habe mich noch nie so hilflos gefühlt! Wie kann ich dich nur von ihm heilen?“
„Indem du mich liebst, Ryan“, erwiderte ich leise. „Indem du mir eine Zukunft schenkst.“
„Ich werde dir nicht nur eine Zukunft schenken“, versprach er ernst und sah mir direkt in die Augen. „Ich werde dir ein Paradies auf Erden schenken. Das kannst du mir glauben, Gail. Ich habe noch nie einen Menschen so sehr geliebt, wie ich dich liebe.“
„Ich glaube dir“, flüsterte ich. Ich fühlte mich auf einmal so schwach, dass es mir eine große Mühe bereitete, wach zu bleiben. Ich wollte ihm sagen, dass ich ihn genauso sehr liebte, doch, bevor ich es aussprechen konnte, schlief ich ein.
Er weckte mich mit einem Kaffee, den er mir ans Bett brachte. Natürlich leerte ich wie gewohnt eine halbe Flasche Wasser, bevor ich den ersten Schluck davon nahm. „Ich habe einen Plan, Gail“, sagte er und strahlte mich optimistisch an. Mein Magen knurrte laut. „Es tut mir leid, Schatz, aber heute gibt es für dich nur Tee, Wasser und Zwieback. Dein Magen muss sich nach den gestrigen Strapazen erholen. Heute werden wir eine Reise unternehmen“, verkündete er.
„Zu Ava?“, fragte ich hoffnungsvoll.
„Gail. Wenn wir nach einer Schauspielerin namens Ava suchen, die blonde Haare und braune Augen hat, dann wird es so etwas wie die Suche nach einer Nadel in einem Heuhaufen. Für so eine langwierige Aktion fehlt uns leider die Zeit. Alice hat schon wieder angerufen, sie droht damit, ihren Einsatz abzubrechen. Wir müssen uns beeilen. Heute werden wir in das Haus einbrechen, in dem du mit Greg zusammen gelebt hast. Wir warten, bis es dunkel wird. Zum Glück ist sein Haus schön abgelegen, fast wie dieses hier. Wie der Vater, so der Sohn“, lachte er freudlos. „Greg Grantham war ein Mann, der viele Geheimnisse hatte, die er vor der Welt versteckt hielt. Du bist nur eines davon. Ich bin ein weiteres. Und, da ich nicht David Lewis heiße, muss der Mistkerl noch einen unehelichen Sohn gehabt haben, dem er sein ganzes Vermögen vererbt hatte. Also, noch ein Geheimnis. Wir schleichen uns in sein beschissenes Haus ein und stellen es auf den Kopf, bis wir irgendwelche Hinweise finden, die die Polizei übersehen hat. Ich bin mir sicher, dass die eine oder andere Erinnerung wach wird, sobald du dich dort befindest.“
„Ich habe Angst, Ryan“, stammelte ich, „ich will nicht hingehen.“
„Ich weiß, Schatz“, sagte er voller Mitgefühl, „aber es bleibt uns leider nichts anderes übrig. Ich habe auch Angst“, gab er zu. „Lass es uns einfach hinter uns bringen. Wir haben noch fast den ganzen Tag Zeit, um uns darauf einzustellen“, lächelte er mich ermutigend an. „Würdest du deinen sensationellen Apfelkuchen für mich zaubern? Ich habe extra dafür Äpfel gekauft.“
Wieso ging die Zeit manchmal so schnell vorbei? Gerade an den Tagen, an denen man es nicht brauchen konnte… Es roch so wunderbar nach frischgebackenem Apfelkuchen und Zimt, es war so kuschelig warm und gemütlich. Nein, ich wollte nicht raus! In die Kälte, in die Dunkelheit, in die bedrohliche Ungewissheit. Auf die Suche nach meiner finsteren Vergangenheit. „Ich bin doch bei dir!“, munterte Ryan mich auf, „du weißt, es kann dir nichts passieren, während ich bei dir bin, ich passe auf dich auf!“
Ja, das wusste ich. Trotzdem wäre ich am liebsten in dem Hexenhäuschen geblieben. An diesem Abend verkleideten wir uns nicht mehr als Pedro und Maria, die beiden hatten ausgedient, erklärte mir Ryan. Ich ließ mich widerstandslos von ihm verändern, und als ich in den Spiegel sah, musste ich unwillkürlich lachen. Nun war ich eine richtig fette Frau mit einer ziemlich fiesen Dauerwelle, einer fleischigen Kartoffelnase und knallpink geschminkten Lippen. Auch Ryan war stark übergewichtig, er hatte einen Vollbart und eine altmodische Langhaarfrisur im Stil der Achtziger.
„Nun, beweg deinen fetten Hintern, Star!“, sagte Ryan, und ich musste noch mehr lachen.
„Star?“
„Ein Klassename für ein Klasseweib, hat deine Mama toll ausgesucht!“, sagte Ryan todernst. „Also, gib Sky einen dicken Schmatzer, so dick wie dein Prachtarsch, Baby!“ Ich verschluckte mich vor lauter Lachen und musste erstmal eine Weile husten.
„Sky und Star, oh, Ryan, das
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